Mittelalter Wiki
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Hanf (Cannabis Sativa L., ahd. hanaf, mhd. hanef, hanf) ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt, seine Geschichte reicht bis zu 8.000 Jahre zurück. Seine Anwendungsgebiete erstrecken sich von Arznei- bis zur Seil- und Textilherstellung. [1]

Beschreibung[]

Während die Kultur von Flachses und die Leinenweberei dem semitisch-ägyptischen Kulturkreis schon im 4. Jahrtausend v. Chr. und den Völkern Mitteleuropas nördlich und südlich der Alpen schon zur Steinzeit bekannt war, blieb der Hanf im vorderasiatischen und nordafrikanischen Raum völlig fremd und konnte auch in Süd- und Mitteleuropa durch prähistorische Funde nicht nachgewiesen werden.

Herkunft[]

Nach Europa kam der Hanf schließlich aus dem Osten. In Mittel und Südrussland, am Südwest- und Südrand des Kaspischen Meers sowie in Sibirien wächst er wild. Vielleicht wurde er von den turkotatarischen Völkern dieser Gegenden zuerst in Kultur genommen. Den Indogermanen kannten zwar bereits den Flachs, doch war ihnen der Hanf lange fremd. Die Indoiranier scheinen ihn um 1250 v. Chr. auf ihrer Wanderung nach Asien von turkotatarischen Völkern erhalten und zugleich den Namen daher entlehnt zu haben.

Nach Griechenland gelangte der Hanfanbau erst nach dem 5. Jh. v. Chr., wie der ausführliche Bericht des antiken griechischen Geschichtsschreibers Herodot [2] über seine Verwendung bei Skythen und Thrakern zeigt. Er erzählt, dass der Hanf in den Ländern dieser Völker sowohl in wildem wie in angebautem Zustand vorkomme.

Der griechische Name wurde in unveränderter Form als lat. cannabis (wohl über Sizilien) auch von den Römern entlehnt und bedeutete ursprünglich wohl 'Hanfnessel' [3] [4] - eine ganz angemessene Benennung, da der Hanf lange als Brennnesselart (Urtica) betrachtet wurde, bis molekulargenetische Untersuchungen sie zu den Rosenartigen (Rosales) in Verwandtschaft brachten. [5]

Seit dem 5. Jh. v. Chr. (Latènezeit) verbreitete sich der Hanf rasch in Mittel und Westeuropa und wurde auch bei den Germanen bekannt. Allerdings ist unsicher, auf welchem Wege er sie erreichte. Im 3. Jh. v. Chr. wurde er bereits an der Rhone angebaut. Der griechische Poikilograph Athenäus (3.-2. Jh.v.Chr.) berichtet, dass König Hieron II. von Syrakus (um 306-215 v. Chr.) bei der Erbauung seines Staatsschiffes, wozu er aus allen Ländern das Beste, was sie erzeugten, kommen ließ, den Hanf vom Flusse Rhodanus in Gallien bezog [6].

Mittelalter[]

Bemerkenswert ist, dass der Hanf in der Lex Salica (507-511) nicht erwähnt wird, während für den Diebstahl von Flachs eine Strafbestimmung vorgesehen war. Sein Anbau war also bei den Franken offenbar von keinem großen Belang. Später nahm er einen bedeutenden Aufschwung. Für den Hanfbau in Gallien zur Karolingerzeit (751-911) haben wir dann das Zeugnis aus dem Capitulare de villis [7], wo er als lat. canava erscheint.

Der Hanf- und Flachsbau in Mitteleuropa, besonders wohl in Holland, übte im Mittelalter einen starken Einfluss auf den französischen Anbau aus; die Terminologie der französischen Hanf- und Flachskultur zeigt eine Reihe deutlicher Spuren dieses Einflusses. Auch die Angelsachsen kannten den Hanf, doch wird er nur einmal in einer botanischen Abhandlung genannt.

Für den Anbau des Hanfs in Nordeuropa gibt es verschiedene literarische Zeugnisse. Er gehörte zu den zehntenpflichtigen Kulturpflanzen. Als solche erscheint er neben dem Flachs in der Übereinkunft über die Zehnten zwischen dem norwegischen König Magnus VI. und Erzbischof Jon aus dem Jahre 1273 sowie im Christenrecht des letzteren (von 1280). Daneben wird der Hanfbau im schwedischen Uplandslag von 1296 und in den beiden Redaktionen des Westmannalag aus dem 14. Jh. erwähnt. In einer Handschrift des Södermannalag von 1327 ist eine Strafbestimmung über den Diebstahl von Flachs und Hanf enthalten. [8]

Nutzung[]

Als Arzneipflanze[]

Schon frühzeitig wurde ein Extrakt aus Hanfsamen als Rauschmittel benutzt.

Als Textilfaser[]

Der Herodot berichtet im 5. Jh. v. Chr., dass die Thraker Kleider aus wildem und kultivierten Hanf anfertigten, die man von leinenen nicht unterscheiden könne. [9] In älterer Zeit wurde wohl die gewöhnliche Nessel zur Herstellung von Gewändern benutzt, und die Form lat. canapis oder canape ist in diesem Zusammenhang in mehreren lateinischen Glossaren belegt.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Hanf (Art)
  2. Herodot. 4, 74
  3. Hehn, Kulturpflanzen. aaO. S. 192 f.
  4. Schrader, Reallexikon. aaO. S. 331.
  5. Wikipedia: Hanfgewächse - Stellung in der Ordnung Rosales
  6. Hehn, Kulturpflanzen. aaO. S. 191.
  7. Capitulare de villis, Kap. 62
  8. S. die Belege bei Hoops, Waldbäume. aaO. S. 649.
  9. Herodot. 4, 74