Das Haus dient den Menschen seit der Steinzeit als Wohn- und Arbeitsgebäude. In seiner Entwicklung spiegeln sich die wandelnden Lebensweisen, technologischen Fortschritte und kulturellen Einflüsse wieder.
Beschreibung[]
Von den einfachen, funktionalen Unterkünften der Jäger und Sammler bis hin zu den komplexen, oft prunkvollen Strukturen des Mittelalters zeigt sich in den Häusern der jeweiligen Epoche der Fortschritt von Architektur, Bauwesen und Raumgestaltung, der die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen im Laufe der Jahrtausende reflektiert.
Man unterscheidet u.a. folgende Haustypen:
- Bauernhaus
- Grubenhaus
- Hütte
- Langhaus
- Megaron - Antiker griechischer Haustyp, bestehend aus einem Hauptraum mit Herd in der Mitte und einer Vorhalle.
- Wohnstallhaus
Haustypen[]
Einer der ältesten Haustypen scheint ein Rundbau gewesen zu sein. Sowohl für Skandinavien als auch für England sind solche Häuser nachgewiesen; auf Island wird diese Form sogar noch teilweise bis in die Moderne bei Schafställen gebraucht: das aus Erde, Torf und Stein gebaute Haus trägt ein Kuppeldach, das unmittelbar mit den Wänden vereinigt ist (vgl. anord. borg, „Wall oder Wand aus Erde und Steinen“), siehe auch Hütte.
Eine Übergangsform zum rechtwinkligen Bau bildete das oblonge Haus mit abgerundeten Ecken und mehr oder weniger geradlinigen Seitenwänden. Auch diese Form ist bei alten skandinavischen Häusern ziemlich häufig vertreten; besonders interessant sind die bei Augerum in Blekinge gefundenen Reste eines solchen Gebäudes aus der Wikingerzeit, dessen Wände aus einem mit Lehm bekleideten Fachwerk von Weidenruten bestanden haben, während zwei Pfeilerreihen im Innern und ein von Säulen getragenes Vordach vor der an der Giebelseite befindlichen Tür an das historische Haus erinnern.
Überhaupt war die kreisrunde sowie die oblonge Form dem geflochtenen Hause von Anfang an eigen (s.a. Wand). Mit dem Blockwerkbau ergab sich die rechtwinklige Form von selbst. In der Sagazeit war sie bei Wohnhäusern die alleinherrschende.
Etymologie[]
Die indogermanische Wurzel für 'bauen': *dem- liegt im Germanischen in dem Wort *timra (anord. timbr, ags. timber) vor, das zunächst 'Bauholz' und dann im Westgermanischen auch 'Gebäude' (lat. domus) bezeichnet (davon anord. timbra, ags. timbran - 'bauen'). Schon die Geschichte dieses Wortes zeigt, dass die altgermanischen Häuser aus Holz waren. Nicht einmal das Fundament war ein steinernes.
Erst später wurde mit dem Aufkommen des Steinbaus zur Bezeichnung der steinernen Fundamentierung im Angelsächsischen das Wort grundweall (von lat. vallum) gebildet. Weiter gehört zu der obengenannten Wurzel *dem- anord. tópt, tomt - 'Bauplatz, Hofstätte', eigentlich 'Hausgrund' (*dem- 'Haus', pedo- 'Boden'); dafür im Angelsächsischen hússtede, ahd. hovestat. Die Richtung des Hauses war im Norden am häufigsten eine westöstliche; so immer in Dänemark und überall bei der Königshalle, während auf Island und z. T. in Norwegen praktische Rücksichten maßgebend waren.
Von den zahlreichen Wörtern für 'Haus' sind nicht wenige urgermanischen Ursprungs. Dazu gehören erstens allgemeine Bezeichnungen für Wohnsitz (wie anord. ags. ahd. bú, anord. ból = ags. botl, bold), Haus (wie anord. ags. ahd. hús, got. razn =anord. rann, ags. ærn), Hütte (z.B. anord. kot, ags. cot) oder Schuppen (z.B. anord. búð = mhd. buode 'Bude', anord. skúr = ahd. scúr 'Scheuer', anord. skygna = ahd. skugina, anord. skjól = afries. sket-skiala 'Viehstall').
Sodann mehrere Benennungen des Wohnhauses, wie „Saal“ (anord. salr, ahd. sal, ags. sele), das in nordischen Ortsnamen häufig vorkommt , „Halle“, anord. inni = ags. inn 'Herberge'; eine Sonderstellung nimmt „Stube“ ein. Das Wort búr hatte wohl schon im urgermanischen die Bedeutung 'Schlafhaus' (s. Schlafzimmer) (nur auf Island wurde es in diesem Gebrauch von skáli, das eigentlich 'Schuppen' bedeutet, verdrängt). Dagegen fehlen gemeingermanische Namen für Küche, Vieh- und Pferdestall, Scheune, u.a.
Geschichte[]
Im jungsteinzeitlichen Mitteleuropa ist archäologisch besonders das einräumige Haus, zuweilen mit Vorhalle, nachzuweisen. Daneben erscheinen die mehrfach geteilten Langhäuser, wie bei der steinzeitlichen Siedlung von Großgartach (ca. 5.500-4.900 v. Chr.) mit Korridor, Wohn, Schlaf- und Herdraum.
Steinzeit[]
Für Mitteleuropa wurden zwei frühe Hausexemplare aus der Steinzeit 1906 bei Plön in Schleswig-Holstein aufgefunden. Sie besaßen ein Fundament aus Steinen, rechteckig mit abgestumpften Ecken, 5 m lang und 3 m breit. Der Fußboden bestand aus dünnen Spaltstücken größerer Steine (wie in den Kammern der Megalithgräber). An den Wänden befand sich rund herum eine Bank, die am Rand mit Steinen abgesetzt und obenauf mit Lehm verkleidet war. Mitten auf dem Fußboden lag ein Steinhaufen, vielleicht als Tisch. Unter dem ersten Fußboden war ein zweiter und unter diesem noch ein dritter vorhanden: der ursprüngliche Bau wurde also zweimal erneuert.
Bronzezeit[]
Ähnliche Grundrisse wie in den steinzeitlichen Häusern wurden zwischen Weser und Eibmündung auch aus späterer Zeit gelegentlich gefunden [1]. Im östlichen Deutschland kam zwischen 1909 und 1910 in bronzezeitlichen Burgen und Siedlungen der Grundriss des griechischen Megaron zu Tage: ein Hauptraum mit Herd in der Mitte und Vorhalle.
Auf der Römerschanze bei Potsdam fanden Archäologen einen Pfostenbau von 11 : 6½ m Größe, davon der Hauptraum 8 : 6½ m (25 : 20 germanische Fuß). Dabei hatte die Langseite 8, die Schmalseite 4 Pfosten, die Zwischenräume zwischen den Pfosten waren aus Flechtwerk mit Lehmverstrich, das Dach offenbar aus Stroh oder Schilf. Die Tür lag in der Mitte der Schmalseite.
In der bronzezeitlichen Siedlung bei Berlin-Buch fanden sich mehrere Dutzend Pfostenhäuser von geringerer Größe: 6 : 3 oder 5 : 4 m und gelegentlich die Reste von Schwellen.
Eisenzeit[]
Eisenzeitlichen Häuser (800 v. Chr. - 1. Jhd. n. Chr.) waren typischerweise oft Langhäuser, die sich durch ihre rechteckige Form und eine beträchtliche Länge auszeichneten. Diese Gebäude hatten in der Regel eine zentrale Feuerstelle, die für Wärme und Licht sorgte und auch zum Kochen verwendet wurde. Die Wände der Häuser bestanden häufig aus Holz, das in verschiedenen Formen, wie geflochtenen Zweigen (Fachwerk) oder Holzpfählen, verwendet wurde. In einigen Regionen kamen auch Lehm und Schilfrohr zum Einsatz.
Die Dächer waren meist steil und mit Stroh, Schilf oder Holzschindeln gedeckt, um Regen und Schnee abzuleiten. Oftmals waren die Häuser in Siedlungen angeordnet, die von Palisaden oder Gräben umgeben waren, um sich vor Angriffen zu schützen. Die Innenräume waren funktional und enthielten Bereiche für Wohnen, Kochen und Schlafen. Möbel waren meist einfach, oft aus Holz gefertigt und um die zentrale Feuerstelle angeordnet.
Frühmittelalter[]
Die frühmittelalterlichen Häuser, die sich im Sachsenland auf den karolingischen curtes (Königshöfen) finden, sind noch alle einräumig, zum Teil unterkellert (z.B. bei der Heisterburg und der Wallburg Hünenknäppen bei Dolberg), aus Steinen mit Kalkmörtel und Plattenfußboden. Erst der auf Pergament erhaltene Grundriss des Klosters St. Gallen zeigt andersartige Häuser mit dem Eingang von der Breitseite. Wie weit der Typus des großen dreischiffigen niedersächsischen Bauernhauses zurückgeht, ist nicht restlos geklärt.
Hochmittelalter[]
Der Hausbau in Stadt und Land unterschied sich erst allmählich. Im Hochmittelalter waren Grubenhäuser in Pfostenbauweise auch in den Städten noch üblich, Steinhäuser (Kemenaten) wohlhabender Stadtbewohner besondere Ausnahmen. Vom Land her drangen die Ständerbauten auch in die Stadt vor.
Vorbild war das niederdeutsche Hallenhaus; dieser Haustyp breitete sich seit dem 12. und 13. Jhd. auf dem Land rasch aus. Er bot großen Speicher-, Stallungs- und Wohnplatz. Während der Agrarkonjuktur mussten die Bauern allmählich größere Erntemengen lagern und mehr Vieh überwintern. Eine Trennung von Vieh und Mensch gab es ebenso wenig wie Intimität, ausreichende Wärme, Sauberkeit und reine Luft. [2]
Spätmittelalter[]
Städtische Häuser wurden bis zum Ausgang des Mittelalters nach dem Vorbild des niederdeutschen Hallenhauses errichtet, alsbald aber auch zweigeschossig und mit Kammern links und rechts der Diele gebaut. Je höher der soziale Status lag, desto eher wurde zur Neuzeit hin das Leben in einem großen Raum durch die räumliche Trennung der Verrichtungen in kleine Einzelräume abgelöst. [2]
Galerie[]
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 454 ff.
- Montelius, Oscar. Zur ältesten Geschichte des Wohnhauses in Europa, speciell im Norden (Internet Archive). 1895. Neuauflage: Nabu Press (7. April 2012), ISBN 1279599286.
- Montelius, Oscar. Kulturgeschichte Schwedens von den ältesten Zeiten bis zum elften Jahrhundert nach Christus (Internet Archive). Leipzig : E. A. Seemann, 1906.
- Stephani, Karl Gustav. Der älteste deutsche Wohnbau und seine Einrichtung (Internet Archive). 2 Bände. Leipzig. 1902-03.
Einzelnachweise[]
- ↑ z.B. von Hans Müller-Brauel (1867-1940)
- ↑ 2,0 2,1 Hauptmeyer, Carl-Hans: Niedersachsen - Landesgeschichte und historische Regionalentwicklung im Überblick (Land Niedersachsen). Portal Niedersachsen. Isensee Verlag Oldenburg. Hrsg. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung. Hannover, 2004. ISBN 3-89995-064-X. S. 52-53.