Der Volksglaube an Hausgeister ist über das ganze germanische Gebiet verbreitet. Zwar gibt es nur wenige alte Zeugnisse über sie, aber die Verbreitung der gleichen Grundanschauungen über das ganze germanische Gebiet und das Auftauchen dieser Wesen in lappischen, finnischen, estnischen Volksglauben sprechen für ihr Alter. [1]
Beschreibung[]
Nach skandinavischem Volksglauben wohnen die Hausgeister in großen Steinen in der Nähe des Hauses, weshalb diese auch nord. Tomtebissens stuga (d.h. 'Stube des Hausgeists') oder der Geist selbst nord. Haugbonde heißen. In den Bergen und Steinen leben aber auch die Seelen der Verstorbenen fort, und so mag der Hausgeist ursprünglich der Geist des Hauserbauers, die Ahnenseele gewesen sein, wie ja auch heute noch vielfach Hausgeister Seelen Verstorbener sind.
Arten[]
Waren die Hausgeister laut der frühesten Zeugnisse von Haus aus seelischen Ursprungs, so lösten sie sich doch schon recht bald davon und lebten im Volksglauben als selbständige Wesen fort. Mal hatten sie Menschen, mal Tiergestalt. Zahlreich sind die Namen, unter denen sie in den verschiedenen Gegenden begegnen. Zu ihnen zählen u.a.:
- Alp (Mahre, Nachtalb),
- Brownie (England, Schottland)
- Good Fellow (England, Irland)
- Kobolde,
- Heinzelmännchen,
- Klabautermann (Schiff),
- Puck,
- Wichtelmännchen,
- Zeisler
In Deutschland am verbreitetsten war der Kobold, der seit dem 13. Jh. ziemlich allgemein wird. Daneben finden sich andere Namen, die sich aus seinem Auftreten, seinem Wesen erklären: Tatermann, Poltergeist, Bullermann, Rumpelgeist, Rumpelstilz, Mumhart, Butzemann, Hütchen oder Güttchen, Heinzelmann, Wichtelmännchen.
Sein Verhältnis zum Hausherrn deuten Bezeichnungen an wie gesell, nachbar, guoter holde (vgl. Holden), dän. god dreng, norw. god bonde, engl.-ir. good fellow. In Niederdeutschland und England heißen die Hausgeister puk, huspuke (fries.), puck, nispuk (Jütland), in England daneben Brownie (schott.), in Dänemark nisse (gebildet von Niels, Nicolaus, der als Schutzgeist des Hauses galt und so mit den alten Schutzgeistern zusammenfiel), gaardbo, in Schweden bolvætt, tomte, tomtebisse, in Norwegen tuss, tarnte bonde, gardvord udgl.
Etymologie[]
Notker Labeo (um 950-1022) gab in seinen Übersetzungen das lat. lar mit ingoumo als 'Schirmer des Hauses', penates mit ingesíd wieder. Ob das allerdings die altgermanischen Bezeichnungen der Hausgeister gewesen sind, bleibt ungewiss.
Erscheinung und Wesen[]
Meist hatten die Hausgeister Zwergengestalt: sie waren klein wie ein Kind, hatten oft nur vier Finger, zuweilen wie Zwerge einen langen Bart und auf dem Kopf eine rote Mütze. Den Hausbewohnern standen sie in allen Arbeiten bei, sie sorgten für das Wachstum und Gedeihen der Feldfrüchte; besonders die Pferde und Kühe standen unter ihrer Obhut. Bei allem waren sie ungemein wachsam; sie hatten, wie der Armaðr in der Sage um Kodran, einen prophetischen Blick und suchten infolgedessen ihren Herren vor Unglück zu warnen. Auch in Tiergestalt begegneten häufig die Hausgeister und zwar als Ottern, Kröten, Unken, schw. gôrds oder lyckorm. Diese galten im Volksglauben allgemein als Seelen verstorbener Ahnen.
Lebensraum und Kult[]
Nach altnordischem Volksglauben wohnten die Hausgeister in Felsen oder Steinen in der Nähe des Hauses. Wie die Islandsagas berichten, brachte ein solcher dem Hafr Björn in Gestalt eines Bockes Reichtum. Ein andrer wurde als Armaðr kurz vor Einführung des Christentums von Kodran in einem Stein, der sich in der Nähe seines Hauses befand, als Schirmgeist des Hauses verehrt.
Vor allem verlangten die Hausgeister Ruhe und Frieden im Hause und von den Herren wohlwollende Behandlung. Wurde ihnen diese nicht zu teil, so verließen sie das Gehöft oder wurden der gefährlichste Gegner des Besitzers, so dass es bald mit seinem Wohlstand zurückging. Wie alle seelischen Wesen verlangten sie auch ihren Kult. Am Stein, in der Scheune, dem Stall, dem Torfhaufen, oder wo sie sonst ihren Sitz hatten, mussten ihnen Speisen und Trank vorgesetzt werden; diese waren Grütze, Milch, Bier. Die Zeit, wo sie besondere Verehrung genossen, war auch bei ihnen, wie bei den Seelen der Abgeschiedenen, die Winternacht, die Tage um Weihnachten. Auch Kleider und Schuhwerk forderten sie.
Tiere und Drachen[]
In Tiergestalt hatten die Hausgeister ihren Sitz an oder unter dem Herd und mussten mit Milch gefüttert werden. Während diese aber ihren festen Sitz von jeher hatten und gleichsam dem Haus, der Familie zugehörten, galt der Drache als persönlicher Hausgeist des Besitzers, der seinen Freunden Gold und Schätze zutrug und der als Golddrache, Getreidedrache, Milchdrache, Pferdedrache, Butterdrache begegnet, je nachdem er dem Bauern dies oder jenes zuführte. Auch diese über ganz Deutschland und Skandinavien verbreitete Vorstellung gelangte bis zu den Esten und Letten, wo er als lendwa - 'der Fliegende' oder wedaja - 'der Schlepper' begegnet.
Quellen[]
- Deutsche Mythologie (Internet Archive). 3 Bände. Jacob Grimm. 4. Aufl. von E. H. Meyer. Berlin, F. Dümmler, 1875. Bd. I, S. 413 ff.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 455 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ vgl. von Schroeder, Germanische Elben beim Estenvolke