Mittelalter Wiki
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Das germanische Heerwesen beruhte auf dem Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht aller freien wehrfähigen Männer (s. Wehrverfassung). An dieser Grundlage änderte sich auch im Fränkischen Reich wenigstens in der Theorie nichts. In der Praxis traten allerdings erhebliche Änderungen ein, da die allgemeine Wehrpflicht mit der Folge einer allgemeinen Dienstpflicht so wie in der germanischen Zeit nahezu nicht mehr durchführbar war.

Beschreibung[]

Die ersten Spuren eines geordneten Kriegswesens finden sich in der Geschichte Ägyptens, wo bereits Sesostris I. (1975-1930 v. Chr.) ein wohl geschultes Heer besaß.

Entscheidend waren in der Entwicklung des Heerwesens in Mitteleuropa im wesentlichen zwei Momente. Das eine lag im System der Heeresverpflegung. Diese war weder in der germanischen noch in der fränkischen Zeit Sache des Staates. Vielmehr war es dem Einzelnen überlassen, für seinen Unterhalt zu sorgen. Doch außer bei Nachbarfehden zogen Krieger selten einzeln oder auf eigene Kosten in den Krieg; das war nur auf sehr kurze Entfernungen und auch nur für eine sehr kurze Zeit möglich, aber nicht in den Kriegen größerer Reiche.

Römische Eisenzeit[]

Wirkliche Rüstungen waren bei den eisenzeitlichen Germanen eine Seltenheit. Zu den spärlichen Funden gehören Bronzespangen, welche einen Brustpanzer bildeten. Allerdings zeigt eine Szene der Trajanssäule vom Beginn des 2. Jhds. n. Chr. germanische Reiter, die samt ihren Pferden vollständige Schuppenpanzer tragen. In dieser Periode wurden die viereckigen Schilde durch kleine, gewölbte Rundschilde aus Lindenholz mit einer eisernen Randeinfassung und Nabel ersetzt.

Auf römischen Denkmalen sieht man germanische Schleuderer das Gefecht eröffnen, öfters auch germanische Reiter. Die Trajanssäule zeigt Fußvolk mit Bogen, Schild, Keule und Sturmbock. Pfeil und Bogen wurden aber zumeist nur auf der Jagd gebraucht. Der Angon (Wurfspieß) oder das Pilum mit der mit Widerhaken versehenen Spitze und langem Eisenschaft, der „Ger“ genannte Stoß- und Hauspeer und die „Franziska“ als Streitaxt vervollständigten die Bewaffnung... → Weiterlesen.

Völkerwanderungszeit[]

Spätestens von Chlodwig I. (481-511) und der Gründung des Frankenreiches an wurden Krieger, die ins Feld zogen, von einer größeren Organisation oder einem größeren Herrn ausgerüstet und unterhalten. Vornehmlich waren es die Grafen, welche in dieser Art Kriegszüge organisierten. Ob diese Grafen nun die Krieger, die sie hinausführten, aus ihren belehnten oder nicht belehnten Vasallen und ererbten Kriegsknechten auswählten oder zugereiste fahrende Ritter und brauchbare Kriegsgesellen (d.h. also Söldnern) hinzunahmen, machte für die Leistung keinen bemerkbaren Unterschied.

Schon zu jener Zeit mussten Kriegsherrrn selbst ihren eigenen Leuten neben Verpflegung auch Geld geben, womit der Übergang von einem Vasallen- und Ministerialen-Aufgebot zu einer Söldnertruppe folglich relativ leicht war. Bis zu einen gewissen Grad ging vermutlich von je her beides nebeneinander. [1] ... → Weiterlesen.

Frühmittelalter[]

Vom 8. Jhd. an wurden die Nordmänner durch die Wikingerzüge der Schrecken Mitteleuropas und beeinflussten die Entwickelung des Kriegswesens. Bis ins 9. Jhd. hinein vermittelten die Sarazenen in Spanien und Sizilien die orientalische Kriegskunst im Abendland. Schon im 9. Jhd. waren die Normannen nach Andalusien gekommen, hatten sich an den afrikanischen Küsten festgesetzt, hatten Italien überzogen und in allen diesen Ländern eine überlegene Kriegsgewandtheit errungen, während sie sich zugleich auch viele nützliche Kenntnisse aus den Kulturen dieser Länder angeeignet hatten.

Nachdem sich die Normannen 912 in Nordfrankreichs festgesetzt hatten, nahmen sie regen Anteil an der Entwickelung des ritterlichen Wesens. Bald erschienen sie als die ersten Kriegsmeister, die überall, was Kriegsmittel und Führung betraf, als Beispiel angesehen wurden. So bahnten sie im → Heerwesen des Frühmittelalters eine bedeutsame Umbildung an, welche die Grundlage für das ganze spätere Mittelalter bildete.

Hochmittelalter[]

Im 11. Jhd. nahmen die Normanen die Lehren der orientalischer Kriegskunst auf und verbreiteten diese. Auch auf dem berühmten Teppich von Bayeux mit den Darstellungen der Eroberung Englands im Jahre 1066 sehen wir in der Bewaffnung noch orientalischen Einfluss, wenn auch bereits eine deutliche Weiterbildung stattgefunden hat. Um diesen starken Einfluss des Orients auf die Bewaffnung der Normannen zu erklären, braucht man sich z.B. nur an Harald III. Haardraade erinnern, der zehn Jahre (1033-1043) unter fortwährenden Kämpfen mit den Sarazenen in der kaiserlichen Leibwache zu Byzanz diente.

Das Ende des 11. Jhds. bezeichnet den Beginn der Kreuzzüge. Die langen und erbitterten Kriege mit den Seldschukken und Arabern bildeten dabei eine aktive Schule für das Heerwesen der abendländischen Völker. Schon bei den ersten Berührungen mit dem Feind sah sich die abendländische Ritterschaft nicht nur einer schier unbesiegbaren Reiterei gegenüber, sondern auch berittenen wie fußläufigen Bogenschützen, deren Pfeilhagel ihren Pferdestand stark dezimierte. Zudem führten die Fußtruppen mit der Armbrust eine Fernwaffe, deren Geschosse selbst in den Haubert einzudringen vermochten.

Wie in der Taktik, so lernten die Europäer auch in der Bewaffnung den kriegsgewandten Orientalen auf den Kreuzzügen manches ab, manches änderten sie selbstständig daran, um ihren Gegnern ebenbürtig zu begegnen. Das wichtigste Ergebnis war dabei die Entwickelung des Rittertums im normannischen Sinne, gefördert durch die Notwendigkeit eines engen Zusammenhaltens und aufgrund der beispielhaften Mentalität der Orientalen... → Weiter zum Heerwesen des Hochmittelalters.

Spätmittelalter[]

Bereits im 13. Jhd. wurden mit Schießpulver gefüllte Bomben von den Chinesen als Waffe eingesetzt. Von China aus gelangte das Wissen darüber in den Orient und von dort nach Europa, wo es von Beginn an eine umfangreiche Anwendung von kleineren Handfeuerwaffen bis hin zu großen Geschützen fand.

Der Römerzug Heinrichs VII. (1310-1313) bildete den letzten Triumphzug der schwergerüsteten deutschen Ritterschaft; wenige Jahre darauf (1315) erlag die auserlesenste Schar der habsburgischen Lehenschaft den Keulenschlägen einer Horde Schweizerbauern bei der Schlacht am Morgarten. Dieser Erfolg eines schlechtbewaffneten Fußvolkes wirkte wie ein Donnerschlag auf die Ritterschaft Deutschlands und Frankreichs, und so wurde aus den untersten Volkselementen heraus eine vollständige Umwälzung der Kriegsführung und des gesamten Heerwesens angebahnt.

Bereits vor Anwendung des Schießpulvers befand sich das europäische Rittertum und damit auch die Lehensheere im Verfall. Als die Feuerwaffen dann in Annahme kamen, verloren sich auch die letzten Reste. Die Erfindung des Schießpulvers lenkte die Kriegskunst derweil in vollkommen neue Bahnen. Mit dem ausgehenden 15. Jhd. begann die Epoche der stehenden Heere und damit einer mehr in den Sorten und Formen einheitlichen Bewaffnung. Es erschienen die Gensdarmes und in Deutschland die Kürisser als schwere Reiterei... → Weiter zum Heerwesen des Spätmittelalters.

Renaissance[]

Mit dem ausgehenden Mittelalter entwickelte sich das Geschützwesen mit großer Schnelligkeit, und auch die Ballistik machte deutliche Fortschritte. Zu Beginn der Renaissance war das Fußvolk noch sehr verschiedenartig gestaltet. Die Schweizer Regimenter waren zur Elitetruppe im Dienste der Franzosen geworden. Nach ihrem Vorbild bildeten sich Landsknechtsheere mit professionellen Soldaten und eigener Kampfweise, der auch die Bewaffnung entsprach.

Von Italien und den Niederlanden aus angeregt, erfuhr das Heerwesen am Ende des 16. Jhds. eine weitere bedeutende Umbildung. Die schwere Reiterei wurde leichter in Waffen und Rüstung; und die Arkebusiere und Dragoner, die sowohl zum Kampf zu Fuße als auch zu Pferde geeignet waren, erhielten leichte „Trabharnische“. Die Artillerie erleichterte ihre Kaliber für den Feldkrieg beträchtlich, und so fanden sich in der ersten Gefechtslinie nur noch Schlangengeschütze. Auch das Fußvolk änderte schrittweise seine Physiognomie indem die Picken an Zahl immer mehr abnahmen, während die Musketen Zahl stetig wuchs.

In der Bewaffnung, die sich im Detail im niederländischen Krieg am Ende des 16. Jhds. herausgebildet hatte, wurden von den Deutschen die Schlachten des 30-jährigen Krieges ausgefochten. In den Türkenkriegen des 17. Jhds. kam die orientalische Kriegskunst wieder unmittelbarer und mit Erfolg zur Beachtung. Die Spuren dieser letzten Einwirkung leiteten sich bis in die Moderne hinein... → Weiter zum Heerwesen der Renaissance.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Delbrück, Geschichte der Kriegskunst. aaO. Bd. III: Das Mittelalter. 3. Kapitel: Söldner, S. 324 ff.
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