Im Heerwesen der Renaissance entwickelte sich mit dem ausgehenden Mittelalter das Geschützwesen mit großer Schnelligkeit, und auch die Ballistik machte deutliche Fortschritte.
Beschreibung[]
16. Jahrhundert[]
Zu Beginn der Renaissance war das Fußvolk noch sehr verschiedenartig gestaltet. Die Schweizer Regimenter waren zur Elitetruppe im Dienste der Franzosen geworden. Nach ihrem Vorbild bildeten sich Landsknechtsheere mit professionellen Soldaten und eigener Kampfweise, der auch die Bewaffnung entsprach. Die italienischen Fußtruppen hatten sich dagegen kaum verändert. Ihre Bewaffnung war verschieden, je nach den Ansichten ihrer Hauptleute (Contottieri); in einigen Kompagnien machten sich antike, in anderen orientalische Einflüsse merkbar.
Von Italien und den Niederlanden aus angeregt, erfuhr das Heerwesen am Ende des 16. Jhds. eine weitere bedeutende Umbildung. Die schwere Reiterei wurde leichter in Waffen und Rüstung; und die Arkebusiere und Dragoner, die sowohl zum Kampf zu Fuße als auch zu Pferde geeignet waren, erhielten leichte „Trabharnische“. Die Artillerie erleichterte ihre Kaliber für den Feldkrieg beträchtlich, und so fanden sich in der ersten Gefechtslinie nur noch Schlangengeschütze. Auch das Fußvolk änderte schrittweise seine Physiognomie indem die Picken an Zahl immer mehr abnahmen, während die Musketen Zahl stetig wuchs.
Im Schmalkaldischen Kriege (1546-1547) bildete sich ein Heerhaufen aus, der unter dem Namen „Deutsche Reiter“ bekannt wurde und wegen seines schwarz angestrichenen Eisenzeugs auch oft einfach als „die Schwarzen“ bezeichnete wurde. [1]
Die Spanier und Niederländer griffen in der Regel mit starken Kolonnen an, in deren ersten Reihen Soldaten mit Rundschilden und schweren Stoßdegen marschierten. Solche Schildträger, „Rundtartschiere" genannt, finden sich auch bei den Engländern.
Eigenartig wie immer erschien die Ausrüstung der Polen und Ungarn in jener Zeit, die stets ein orientalisches Gepräge aufwies. Gewisse überraschende Einzelerfolge brachten die Truppen jener Nationen zu nicht unbedeutendem Ansehen unter den Heerführern. Bei den Polen findet sich in der Ausrüstung ein Gemisch von abendländischen und orientalischen Mustern. In der Reiterei diente der hohe Adel in den in deutsche Harnische gekleideten Husaren mit Spieß und Schwert, der niedere Adel unter den „Gepanzerten" (pancemik) welche, mit Ringpanzern bekleidet, zu den leichten Reitern zählten; das gemeine Volk wurde unter die Kosaken gereiht, die noch um 1630 und später neben dem Säbel den Bogen führten.
Ähnlich war die Ausrüstung bei den Ungarn, deren Reiterei fast durchgehends mit Panzerhemden bekleidet war und die nebem leichten Spießen und Säbeln mit Vorliebe Schlagwaffen handhabte. Vom 16. Jhd. an hatten sich die Heiducken anfangs gefürchtet, später geachtet zu machen verstanden.
Von den zahlreichen, verschieden ausgerüsteten osmanischen Truppen ist es schwierig, ein Gesamtbild aus jener Periode zu gestalten, doch kann im Allgemeinen bemerkt werden, dass die schwere, aber nach europäischen Anschauungen noch immer leichte Reiterei die sog. Gepanzerten, „tschebeli", bildeten.
17. Jahrhundert[]
In der Bewaffnung, die sich im Detail im niederländischen Krieg am Ende des 16. Jhds. herausgebildet hatte, wurden von den Deutschen die Schlachten des 30-jährigen Krieges ausgefochten.
In den Türkenkriegen des 17. Jhds. kam die orientalische Kriegskunst wieder unmittelbarer und mit Erfolg zur Beachtung. Die Spuren dieser letzten Einwirkung leiteten sich bis in die Moderne hinein.
Nach der Organisation der Heiducken nach 1613 dienten sie eben sowohl zu Pferde als zu Fuß, und waren durch Fürst Stephan Bocskai von Siebenbürgen (1604–1606) vorzüglich bewaffnet worden. Unter den Habsburgern wurde ungarisches oder kroatisches Fußvolk weniger verwendet. Erst um die Mitte des 17. Jhds. erscheint solches allgemeiner.
Zum Ende des 17. Jhds. erhielten die Heere überall eine strammere Organisation, wenn auch die Heeresbildung die selbe blieb. In der Reiterei wurden die Harnische nur noch von Kürassieren getragen und selbst bei diesen die Helme durch Hüte ersetzt. Die deutsche Artillerie war um jene Zeit sehr herabgekommen, während die französische und venetianische außerordentlich gut ausgerüstet und bedient war.
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Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 7-22.
- Delbrück, Hans.Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. 4 Bände. Berlin 1900–1920. Neue Auflage, Walter de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-1101-6886-3. Bd. II (2. Auflage)
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 26 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 73.