Die Heilige Lanze (auch Longinuslanze, Mauritiuslanze oder Speer des Schicksals) ist das älteste Stück der Reichskleinodien der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Sie enthält angeblich ein Stück eines Nagels vom Kreuz Christi (Heiliger Nagel).
Beschreibung[]
Die sog. Lanze (lancea) des heiligen Mauritius diente bis 1032 als Palladium der burgundischen Könige und von da ab als eine der Reichsinsignien deutsch-römischer Kaiser. [1] Ausgestellt ist sie in der Schatzkammer der Wiener Hofburg unter der Inventarnummer XIII, 19.
Sie erscheint von besonderer Wichtigkeit, wenn sie auch vielleicht nicht jenes hohe Alter besitzt, das ihr die Tradition beigelegt hat, so ist sie doch als eines der ältesten Beispiele eines Spießeisens des Mittelalters zu erkennen.
Aufbau[]
Entkleiden wir diese heilige Lanze des Beiwerkes, mit welchem sie frommer Sinn und die Sorge um ihre Erhaltung ausgestattet hatte, so erscheint ein langes, blattförmiges Spießeisen mit schwachem Grat auf langem, zylindrischen Stiel, an dessen unterem Ende zwei flache, unten konkav geschnittene Knebelarme angeschweißt sind. Dicht an diesen sitzt eine kurze Dille (douille).
Sie besitzt nicht die Form der römischen Lanzen, wenigstens entdecken wir unter den antiken Funden kein ähnliches Exemplar, aber wir erkennen hier in den Details des Knebels das Vorbild für die mittelalterlichen Knebelspieße bis ins 15. Jh. herab. Wir sehen in diesen Spießeisen die eigentliche Form desselben, die auch in den ältesten Miniaturen, wie im Psalterium aureum oder im Wessobrunner Gebet angedeutet wird.
Mitten in einer Höhlung der Lanzenklinge befindet sich ein - höchst wahrscheinlich vom Kaiser Otto I. (936-973) eingefügter Nagel, der nach der Bulle des Papstes Martin V. einer von jenen ist, womit die Hände Christus am Kreuze befestigt worden sind. In dem umgebenden Goldblech liest man daher die Worte: „lancea et clavis domini.“ [2]
Geschichte[]
Nach der Legende gehörte die Lanze Mauritius, dem Anführer der Thebaischen Legion, oder nach anderen Quellen dem römischen Hauptmann Longinus, der mit ihr den Tod Jesu überprüfte, so dass sie auch mit dessen Heiligem Blut getränkt sein soll. Doch zeigten metallurgische Untersuchungen bereits im Jahre 1914, dass die Heilige Lanze erst im 8. Jh. nach der Art einer Flügellanze hergestellt wurde, sie von den Karolingern verwendet wurde.
Über die Heilige Lanze besteht folgende Sage: König Heinrich I. (876-936) erhielt sie um das Jahr 926 (oder 933) von König Rudolf II. von Burgund, welcher sie im Jahre 922 (oder 930) von einem Grafen Samson erhalten hatte. Da sie vom hl. Mauritius an den Kaiser Konstantin (um 270-337) gekommen sein soll, so hieß sie auch „lancea St. Mauritii“ oder „lancea sacra“.
Andere Heilige Lanzen[]
Für mindestens drei weitere Lanzen bzw. deren Spitzen wurde der Anspruch erhoben, die „echte“ Heilige Lanze aus der Zeit Christi zu sein. Daher muss diese hl. Lanze unterschieden werden von jener bekannteren, welche im Ersten Kreuzzug (1096-1099) bei der Belagerung von Antiochia aufgefunden wurde, genau wie von anderen, die man zu Rom in St. Peter, zu Paris in der Sainte Chapelle, in Xantoigne, in Seloa bei Bordeaux oder in Malmesbury in England aufbewahrt. Auch zu Andechs in Bayern zeigt man ein Stück der hl. Lanze, allerdings stammen alle diese aus einer noch späteren Zeit. [3]
Schon zur Zeit Kaiser Ottos III. (983-1002) wurden zwei Kopien der zu den Reichskleinodien gehörenden Lanze hergestellt und an befreundete Herrscher übergeben. Ein weiteres Exemplar der Mauritiuslanze, welches aus dem 9. Jh. stammt und damit nur etwas jünger ist als das Original in Wien, befindet sich in der Schatzkammer der Wawel-Kathedrale zu Krakau (Polen) und ist Teil der polnischen Kronjuwelen. [4]
Galerie[]
Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 309 ff.
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Einzelnachweise[]
- ↑ Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 776.
- ↑ siehe H. Leitner: Die hervorragendsten Kunstwerke der Schatzkammer des österreichischcn Kaiserhauses. Bd. II, S. 27.
- ↑ Hefner-Alteneck, Jakob Heinrich von. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. I, S. 27, Tafel 47.
- ↑ vgl. Wikipedia: Polnische Kronjuwelen