Das Heilige Römische Reich (lat. Sacrum Romanum Imperium) war die offizielle Bezeichnung für den Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser vom Mittelalter bis 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren.
Beschreibung[]
Das Heilige Römische Reich war die Fortsetzung der Idee des Kaiserreiches der Römer und Franken; ein Reich christlicher Völker, das die Verpflichtung hatte, Kirchenstaat und Papst zu schützen. Der Kaiser dieses Reiches war Lehnsherr der Markgrafen bzw. späteren Herzöge, die um Unabhängigkeit und Machtgewinn bemüht in ständiger Rivalität zum Herrscher standen.
Das Heilige Römische Reich war ein monarchisch geführtes, ständisch geprägtes Gebilde aus Kaiser und Reichsständen mit nur wenigen gemeinsamen Reichsinstitutionen. Die Ausdehnung und die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches veränderten sich im Laufe der Jahrhunderte erheblich. In seiner größten Ausdehnung umfasste das Reich fast das gesamte Gebiet des heutigen Mittel- und Teile Südeuropas.
Beamtentum[]
Ein provinziales Beamtentum im Sinne des Karolingerreiches war im Heiligen Römischen Reich unmöglich. Die Ämter (höhere ebenso wie niedere provinziale) wurden zum wohlerworbenen festen Recht. Dazu zählte die Ableitung vom König, die persönliche Bevollmächtigung der Grafen und der ihnen Gleichgestellten durch die königliche Bannleihe, Treuverpflichtung, Kontrolle und eine starke Emanzipationsbewegung des provinzialen Beamtentums zum territorialen Recht.
Die deutschen Könige stellten seit dem 10. Jh. dem sich emanzipierenden Provinzialbeamtentum die christliche Kirche mit ihren vielen politischen Rechten entgegen. Sie spielten die verschiedenen Kategorien von Provinzialbeamten gegeneinander aus (z.B. Pfalzgrafen und Markgrafen gegen Herzöge) und schwächten durch Exemtion (Ausgliederung) und Teilung das übermächtige Fürstentum.
Aber sie versuchten niemals, die Entwicklung des Amtes zum territorialen Recht aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen. Wirkliche provinziale Organe hatte der König in dieser Periode nur da, wo er nicht bloß königliche Vorrechte, sondern überdies noch Herrschaftsrechte anderer Art innehatte.
Geschichte[]
Frühmittelalter[]
Das Heilige Römische Reich bildete sich im 10. Jh. unter der Dynastie der Ottonen aus dem ehemals karolingischen Ostfrankenreich heraus.
9. Jahrhundert[]
Um 800 stieg das karolingische Frankenreich zur neuen Großmacht in Europa auf. Nach der Teilung des Reiches durch den Vertrag von Verdun im Jahre 843 zerfiel es in das Westfranken- und das Ostfrankenreich, die „Keimzellen“ des späteren Frankreichs und Deutschlands, wenngleich sich noch lange Zeit danach keine „deutsche Identität“ entwickelte.
Der ostfränkische Teilkönig wurde zum König des späteren deutschen Reiches (Heiliges Römisches Reich), womit das fränkische Königtum seine Fortsetzung fand. Dieser Übergang drängte zugleich die Momente der Erblichkeit des Königtitels zurück. Schon bei der Erhebung von Arnulf von Kärnten zum Köng des Ostfrankenreiches im Jahre 887 lag das Schwergewicht auf dem Willensausdruck des Volkes.
10. Jahrhundert[]
In Ostfranken stiegen im 10. Jhd. die Liudolfinger (Ottonen) auf. Sie erlangten die westliche „römische“ Kaiserwürde und legten die Grundlage für das römisch-deutsche Reich, das keinen nationalen, sondern vielmehr einen supranationalen Charakter hatte.
- 911 - Mit Ludwig IV. dem Kind stirbt der letzte ostfränkische Karolinger. Ende der Karolingerzeit (751-911). In einigen Quellen Ende des Frühmittelalters. Konrad I. der Jüngere wird König des Ostfrankenreichs. In einigen Quellen Beginn des Heiligen Römischen Reiches (HRR) und damit des Hochmittelalters.
- 919 - Heinrich I. von Sachsen aus dem Geschlecht der Liudolfinger wird König des Ostfrankenreiches. Mit ihm gilt das deutsche Reich - "regnum teutonicum" - als begründet.
- 936 - Otto I. wird Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches.
- 955 - Schlacht auf dem Lechfeld (bei Augsburg): Otto I. der Große besiegt die Magyaren (Ungarn).
- 962 - Otto I. wird in Rom von Papst Johannes XII. zum deutschen Kaiser gekrönt. Das Ostfrankenreich entwickelt sich zum Heiligen Römischen Reich (HRR). In vielen Quellen Beginn des Hochmittelalters.
- 965 - Entstehung der Markgrafschaft Nordmark (Brandenburg).
- 967 - Magdeburg (Sachsen-Anhalt) wird Erzbistum. Otto II., Sohn Otto I., wird zum Mitkaiser gekrönt.
- 973 - Ottos I. stirbt. Sein Sohn, Otto II., übernimmt als die Herrschaft des HRR.
- 976 - Heinrich III. wird Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona. Leopold I. von Badenberg erhält die Mark Österreich und wird damit Markgraf von Ostarrichi.
- 983 - Der erst 3-jährige Otto III. wird zum römisch-deutschen König gewählt.
- 996 - Otto III. lässt seinen Verwandten und Hofkaplan, Brun von Kärnten, als Gregor V. zum Papst wählen. Dieser krönt wiederum noch im selben Monat Otto III. zum Kaiser. Unter Otto III. wird im HRR "Christi Geburt" zum Jahr 1 einer neuen Jahreszählung „nach Christi Geburt“ (lat. anno Domini - „im Jahre des Herrn“).
- 999 - Otto III. schenkt seiner Schwester, der Äbtissin Adelheid von Quedlinburg, das Gebiet Gera (Thüringen).
In manchen Quellen gilt die Erhebung von Konrad dem Jüngeren zum Köng des Ostfrankenreiches im Jahre 911 als Beginn des Heiligen Römischen Reiches als solches. Die meisten Quellen sehen dagegen erst die Krönung Otto I. zum deutschen Kaiser im Jahre 962 durch den Papst als eigentlichen Beginn.
Seit 953 versuchten die Könige durch die Königswahl des Sohnes zu ihren Lebzeiten festere Verhältnisse zu schaffen. So wurde unter den Ottonen und ebenso später unter den Saliern die Richtung zur Erbmonarchie eingeschlagen. Doch schließlich siegte das reine Wahlprinzip und verhinderte die Schaffung einer starken Reichsgewalt im Heiligen Römischen Reich. [1]
Hochmittelalter[]
Der Name Sacrum Imperium ist für 1157 und der Titel Sacrum Romanum Imperium für 1254 erstmals urkundlich belegt.
11. Jahrhundert[]
- 1002 - Kaiser Otto III. stirbt. Heinrich II. wird römisch-deutscher König.
- 1014 - Heinrich II. wird von Papst Benedikt VIII. zum römischen Kaiser gekrönt.
- 1018 - Frieden von Bautzen: Friedensschluss zwischen Kaiser Heinrich II. und König Bolesław I. von Polen. Die Lausitz und das Milzenerland bleiben polnisch.
- 1024 - Heinrich II. stirbt kinderlos. Ende der Ottonenzeit. Konrad II. von Franken, Begründer der Dynastie der Salier, wird römisch-deutscher König.
- 1027 - Konrad II. wird zum Kaiser gekrönt. Sein Sohn, Heinrich III., wird Herzog von Bayern.
- 1033 - Das Arelatische Reich in Burgund fällt an das Heilige Römische Reich.
- 1039 - Heinrich III., aus dem Geschlecht der Salier, wird römisch-deutscher König.
- 1054 - Heinrich IV., aus dem Geschlecht der Salier, wird im Alter von vier Jahren in Aachen zum König gesalbt.
- 1056 - nach dem plötzlichen Todes Heinrichs III. besteigt sein sechsjähriger Sohn, Heinrich IV., den Thron. Die Regierungsgeschäfte führen seine Mutter Agnes von Poitou und Papst Viktor II.
- 1073 - König Heinrich IV. bringt die sächsischen Fürsten gegen sich auf und entfacht einen Sachsenkrieg.
- 1074 - Sachsenkrieg: Die aufständischen Sachsen unter Otto von Northeim zerstören die Harzburg König Heinrichs IV..
- 1075 - Schlacht bei Homburg an der Unstrut: König Heinrich IV. schlägt den Sachsenaufstand gegen die Salier nieder.
- 1076 - Beginn des Investiturstreites auf dem Hoftag zu Worms zwischen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII..
- 1077 - König Heinrich IV. tritt den Bußgang nach Canossa an, um Papst Gregor VII. um seine Befreiung vom Kirchenbann zu bitten. Wahl von Rudolf von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, zum Gegenkönig.
- 1078 - Schlacht bei Mellrichstadt: Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden besiegt König Heinrich IV..
- 1080 - Schlacht bei Flarchheim: König Heinrich IV. besiegt den Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden. Schlacht bei Hohenmölsen, unweit von Merseburg: König Heinrich IV. verliert gegen Otto von Northeim, jedoch wird Rudolf von Rheinfelden schwer verwundet und stirbt am folgenden Tag. Papst Gregor VII. erneuert den Kirchenbann gegen Heinrich IV..
- 1081 - Hermann von Salm wird Gegenkönig. Lützelburger.
- 1084 - Gegenpapst Clemens III. krönt Heinrich IV. in Rom zum Kaiser. Bruno von Köln begründet den Kartäuserorder.
- 1085 - Kaiser Heinrich IV. veranlasst die Verkündigung des „Gottesfriedens“.
- 1087 - Konrad III., aus dem Geschlecht der Salier, wird Gegenkönig.
- 1089 - Die Markgrafschaft Meißen wird Reichslehen der Wettiner (Sachsen).
- 1090 - Hermann III. von Hochstaden, Erzbischof von Köln, wird Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches in Italien.
- 1096 - Deutscher Kreuzzug von 1096 gegen Juden im Rheinland (Gezerot Tatnu).
- 1099 - Heinrich V. wird Mitkönig im Heiligen Römischen Reich.
12. Jahrhundert[]
- 1106 - Beginn der Hollerkolonisation (bei Bremen) durch Erzbischof Friedrich I. von Bremen. Lothar, Graf von Supplinburg, wird Herzog von Sachsen. Investiturstreit: Nach der Abdankung seines Vaters wird Heinrich V. König. Der Streit zwischen ihm als weltlichen Herrscher und dem Papst (Paschalis II.) setzt sich fort.
- 1111 - Heinrich V. erzwingt vom Papst in Rom seine Krönung zum Kaiser. Adolf I. von Schauenburg erhält vom sächsischen Herzog Lothar I. von Supplinburg die Grafschaften Holstein und Stormarn (mit Hamburg) zum Lehen (Schleswig-Holstein).
- 1115 - Kaiser Heinrich V., der letzte Salier, wird in der Schlacht am Welfesholz von den Sachsen unter Führung des Herzogs Lothar I. von Supplinburg besiegt.
- 1122 - Das Wormser Konkordat beendet den Investiturstreit zwischen Kaiser Heinrich V. und Papst Calixt II. mit einem Kompromiss.
- 1124 - Herzog Lothar I. von Sachsen übergibt die Mark Lausitz an Albrecht den Bären.
- 1125 - Lothar III., Herzog von Sachsen und Graf von Supplinburg, wird zum römisch-deutschen König gewählt und gekrönt.
- 1126 - Heinrich der Stolze wird als Heinrich X. Herzog von Bayern.
- 1127 - Eines der frühesten Ritterturniere auf deutschem Boden findet in Würzburg (Bayern) statt. Konrad III. wird Gegenkönig.
- 1129 - Knud Lavard wird Samtherrscher der westslawischen Abodriten und erbaut die erste Siegesburg (Schleswig-Holstein).
- 1130 - Beginn der kulturellen Epoche der Gotik.
- 1133 - Lothar III. wird römisch-deutscher Kaiser.
- 1134 - Albrecht der Bär wird Markgraf der Nordmark (Brandenburg).
- 1137 - Heinrich der Stolze wird als Heinrich II. Herzog von Sachsen.
- 1138 - Nach dem Todes Lothars III. wird Konrad III. von Hohenstaufen, Herzog von Franken, mit dem Beistand seines Bruders, Friedrichs II. zum deutschen König gewählt. Albrecht der Bär wird Herzog von Sachsen.
- 1139 - Die Holsten (Holsteiner, Stormarner und Dithmarscher) erobern das Land der Wagrier (Abodriten) (Schleswig-Holstein). Markgraf Leopold IV. von Österreich wird Herzog von Bayern. Gründung einer der ersten Schützenbruderschaften in Erftstadt-Gymnich (Nordrhein-Westfalen).
- 1140 - Kämpfe zwischen den Hohenstaufern und den Welfen. Die Staufer belagern und erobern die Burg Weinsberg (Baden-Württemberg). Albrecht der Bär wird Graf von Weimar-Orlamünde (Thüringen).
- 1142 - Heinrich der Löwe wird Herzog von Sachsen.
- 1143 - Markgraf Heinrich II. von Österreich wird Herzog von Bayern.
- 1147 - Friedrich I. Barbarossa wird Herzog von Schwaben. Beginn des Zweiten Kreuzzuges unter Stauferkönig Konrad III.. Wendenkreuzzug gegen Germania Slavica.
- 1150 - Albrecht der Bär unterwirft die slawischen Heveller und wird Markgraf von Brandenburg. Beginn der zweiten Phase der Ostsiedlungszeit der Slawen, in der diese zusammen mit deutschen und flämischen Siedlern neue Dörfer im Altsiedelland anlegten.
- 1152 - Friedrich I. Barbarossa (Staufer) wird römisch-deutscher König.
- 1155 - Friedrich I. Barbarossa wird zum Kaiser gekrönt.
- 1156 - Heinrich der Löwe (Welfen) wird Herzog von Bayern. Beginn des Herzogtums Österreich als selbständiges Territorium innerhalb des Heiligen Römischen Reiches.
- 1179 - Beginn der Kämpfe zwischen Kaiser Friedrich I. (HRR) und Heinrich dem Löwen.
- 1180 - Otto von Wittelsbach wird Herzog von Bayern. Bernhard von Askanien wird Herzog von Sachsen.
- 1190 - Friedrich I. Barbarossa ertrinkt während des 3. Kreuzzuges im Fluss Saleph (heutige Türkei).
- 1191 - Heinrich VI. (HRR) wird in Rom zum Kaiser gekrönt.
- 1197 - Kaiser Heinrich VI. stirbt. Da sein Sohn, Friedrich, noch ein Kleinkind ist, übernimmt Kaiserin Konstanze von Sizilien für ihn die Regentschaft im Königreich Sizilien (Italien). Im HRR kommt es zum Thronstreit zwischen Staufern und Welfen. Der Staufer Philipp von Schwaben wird Gegenkönig.
- 1198 - Philipp von Schwaben (Staufer) und Otto IV. (Welfen) konkurrieren um den Thron des HRR und lassen sich beide zum deutsch-römischen König krönen.
13. Jahrhundert[]
In spätstaufischer Zeit verlor das Königtum an Macht, ebenso ging der Einfluss des Reichs im lateinischen Europa zurück.
- Staufer:
- 1212-1250 - Friedrich II. (HRR) (Kaiser)
- 1220-1235 - Heinrich (VII.) (HRR) (Gegenkönig)
- Ludowinger:
- 1246-1247 - Heinrich Raspe IV. (Gegenkönig)
- Weitere:
- 1250-1254 - Konrad IV. (HRR) (König, Staufer)
- 1247-1256 - Wilhelm von Holland (Gegenkönig, Interregnum (HRR))
Spätmittelalter[]
Das römisch-deutsche Reich wurde seit dem späten 13. Jhd. auch als „Heiliges Römisches Reich“ bezeichnet und umfasste bis in die Frühe Neuzeit Reichsitalien. Das Königtum musste sich im Spätmittelalter vor allem auf die eigene Hausmachtpolitik stützen und konnte effektiv nur noch im Süden und teils dem Rheingebiet eingreifen.
- 1257-1272 - Richard von Cornwall (Mitkönig, Interregnum (HRR), Plantagenets)
- 1257-1273 - Alfons X. (Kastilien) (Mitkönig, Interregnum (HRR), Burgunder)
- 1273-1291 - Rudolf I. von Habsburg (Habsburger)
- 1292-1298 - Adolf von Nassau (Nassauer)
- 1298-1308 - Albrecht I. von Habsburg (Habsburger)
14. Jahrhundert[]
- 1308-1313 - Heinrich VII. (HRR) (Kaiser, Luxemburger)
- 1314-1330 - Friedrich I. der Schöne (Mitkönig, Habsburger)
- 1314-1347 - Ludwig IV. der Bayer (Kaiser, Wittelsbacher)
- 1346-1378 - Karl IV. von Luxemburg (Kaiser, Luxemburger)
- 1349 - Günther von Schwarzburg (Gegenkönig, Schwarzburger)
- 1378-1400 - Wenzel von Luxemburg (König, Luxemburger)
15. Jahrhundert[]
Seit Mitte des 15. Jhds. stellten die Habsburger bis zum Ende des Reiches im Jahr 1806 fast kontinuierlich die Kaiser.
- 1400 - Ruprecht von der Pfalz (König, Wittelsbacher)
- 1410 - Jobst von Mähren (Mitkönig, Luxemburger), Sigismund von Luxemburg (Kaiser)
- 1438 - Albrecht II. (HRR) (König, Habsburger).
- 1440 - Friedrich III. (HRR) (Kaiser, Habsburger).
- 1493 - Maximilian I. (HRR) (Kaiser, Habsburger).
- 1495 - Reichstag zu Worms: Anordnung des Ewigen Landfriedens (Wormser Landesfrieden) mit dem Verbot der Fehde im HRR als Rechtsmittel.
Seit dem späten 15. Jh. (1486) war zeitweilig auch der Zusatz "Deutscher Nation" üblich.
Renaissance[]
16. Jahrhundert[]
- 1519-1556 - Karl V. (HRR) (Kaiser)
- 1556-1564 - Ferdinand I. (HRR) (Kaiser)
- 1564-1576 - Maximilian II. (HRR) (Kaiser)
- 1576-1612 - Rudolf II. (HRR) (Kaiser)
... Die Thronfolge der Habsburger als römisch-deutsche Kaiser wird erst Mitte des 18. Jhs. kurz durch die Wittelsbacher Kaiser Karl VII. Albrecht von Bayern (1742–1745) kurz unterbrochen, ehe das Haus Habsburg-Lothringen die Kaiserfolge bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation unter Franz II. (HRR) im Jahre 1806 fortführt. [2]
Staatswesen[]
Das im Karolingerreich so intensiv entwickelte Staatswesen und seine Tätigkeit sanken im Heiligen Römischen Reich durch das sich absondernde Provinzialbeamtentum rapide. Selbst die einfachsten politischen Aufgaben konnte das Reich nicht mehr lösen. Es mußte die Hilfe der kirchlichen Mächte in Anspruch nehmen, sich unstaatlicher Mittel bedienen und auf eine Durchführung der einfachsten staatlichen Maßnahmen durch königliche Gebote verzichten.
Gebote kamen nur durch Vereinbarung mit den provinzialen Machthabern (Grafen, Herzögen) zur Geltung. Die Grundsätze des Rechtsgedankens eines zentralregierten Reiches gingen verloren. Der König musste vielfache Zugeständnisse an die Provinzialgewalten machen und seine eigene beschränkte Berechtigung im Gesellschaftsleben geradezu anerkennen.
Auflösung der Zentralgewalt[]
Dem Prozeß der Auflösung alter staatlicher Ordnungen stand der Prozeß eines neuen intensiveren Staatslebens auf partikularer Grundlage zur Seite. Dieser Vorgang vollzog sich in seiner Art allerdings nicht einfach dadurch, dass die staatlichen Provinzialämter (Grafen, Herzöge) zu festvererblichen Rechten und damit zu territorialen Vorrechten wurden. Gerade die Ausbildung der neuen kleinen Träger staatlicher Befugnisse darf nicht ausschließlich auf das karolingische Grafenamt zurückgeführt werden, dass sich allmählich emanzipierte, seinen königlichen Beamtencharakter abstreifte und sich zu einem territorialen Recht umbildete.
Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches in zahlreiche Einzelstaaten geht auf das Emporstreben vielfältiger kleinerer Mächte zurück: Einerseits wurden von unten her Vorrechte gesammelt und zu einer geschlossenen behördlichen Gewalt zusammengefaßt. Anderseits wurde von oben her, von den Inhabern der höchsten provinzialen Reichsämter, die zugleich als Volks- und Stammesvertreter galten, eine Obergewalt errichtet, die sich vielfach nur mit einer Überordnung über die nach unten hin selbständig wirkenden behördlichen Mächte in kleinen Kreisen begnügen mußte.
Landeshoheit[]
Die spätere Landeshoheit entstand aus zweierlei Faktoren und wirkte auch in zweierlei Art:
- einmal unmittelbar als bevollmächtigte Behörde bis herab zu den schlichtesten Einwohnern
- dann aber nur als Obergewalt gegenüber den in sich geschlossenen Herrschaftskreisen, die ihrerseits als Behörde nach unten fungierten.
Das karolingische Grafenamt spielte dabei keine besonders bedeutsame Rolle mehr. Es bot nur verhältnismäßig selten die Grundlage für neue territoriale Strukturen, da die höheren Gewalten (Herzöge und Markgrafen) es meist in Abhängigkeit zwangen, und ihm vielfach die unteren aufstrebenden Mächte, die Nachfolger der alten Zentenare und andere Unterbeamte, dazu besonders die neuen Bannherrschaften, die Kompetenz über weitere Volkskreise abgerungen hatten.
Für den späteren Aufbau der Kleinstaaten in Deutschland war wichtig, daß nachweislich seit dem 9. Jh. Herrschaften mit der zwingenden Gewalt in geschlossenen Bezirken, unabhängig von der Verteilung des privaten Grundeigentums, auftraten: Bannherrschaften, die die nicht zu umgehende Rechtsgewalt des Befehlens und Verbietens besaßen und als Obrigkeit über alle Beamten der einzelnen Bezirke fungierten.
Politische Zersplitterung[]
Der Anfang dieser Neubildungen setzte erst im 10. Jh. ein. Nur die festen Richtlinien für die gesamte weitere politische Entwicklung des Heiligen Römischen Reiches waren gelegt. Schon damals stand fest, daß die politische Einheit des deutschen Volks nicht mehr durch die Aufrichtung eines starken zentralen Königtums geschaffen werden konnte. Und auch, dass das Königtum die Partikularmächte (Herzogtümer) nicht mehr allmählich wieder politisch vereinen konnte, wie in Frankreichs.
Vielmehr war bereits abzusehen, dass das Kleinstaatentum weiter zunehmen und die neue Gemeinschaftsidee eines Volkes eher in kleinen politischen Kreisen gedeihen werde. Natürlich wirkten manche individuellen Aspekte der römisch-deutschen Herrscher des 10. Jhs., genau wie die vielfältigen Aspekte des deutschen Volkes bei dieser partikularen Gestaltung mit. Aber darin lag nicht das Maßgebende.
Auch in Frankreich, England und anderen europäischen Staaten, war eine politische Zersplitterung zu überwinden. Wenn die Überwindung dort verhältnismäßig rasch gelang, in Deutschland aber nicht, so liegt der Hauptgrund für diese politische Entwicklung in der Verbindung des deutschen Staates mit dem theokratischen Universalismus des Zeitalters. Das brachte dem deutschen Volk große äußere Macht und inspirieterte sein inneres Leben in vieler Hinsicht , aber es hemmte auch Jahrhunderte lang die politische Einheitsbildung im Staatswesen.
Handelswesen[]
Die Entstehung des Heiligen Römischen Reiches aus dem Ostfrankenreich unter den Ottonen (ab 919) und die Ausdehnung seiner Machtsphäre gab auch dem Handel und Handelsverkehr kräftige Antriebe. Die zuvor in fränkischer Zeit gelegten Grundlagen des inneren Verkehrslebens entfalteten sich konsequent fort und der Handelsverkehr wuchs an zahlreichen Stellen verhältnismäßig schnell. So nahm der innere Handel ununterbrochen zu.
Die größte Bedeutung dieser Periode für die deutsche Handelsgeschichte lag darin, daß sich nun auch auf dem Boden des rechts-rheinischen deutschen Reiches, die Anfänge eines Städtewesens und stadtartige Verkehrsformen zu bilden begannen. Außerdem: In fränkisch-karolingischer Zeit traten Kaufmannsansiedlungen auf deutschem Boden nur selten auf, hauptsächlich bei den Friesen und besonders in den Niederlassungen der Friesen.
Das änderte sich im 10. Jh. mit den Ottonen und der Entstehung des Heiligen Römischen Reiches. Nun erschienen an vielen Stellen des Landes Kaufmannsansiedlungen, in größerer Zahl auch schon in Ostsachsen. So setzten sich Innerer und äußerer Handel und Verkehr in engere und festere Beziehungen zueinander.
Marktverkehr[]
Die Entwicklung des inneren Handelsverkehrs zeigte sich hauptsächlich in der rasch wachsenden Bedeutung der Märkte und des Marktverkehrs. Eine große Anzahl Märkte wurde durch königliche Verleihung gegründet, mit Münze, Zoll und Marktbann ausgestattet, sicherer Verkehr auf ihnen und Sicherheit bei Hin- und Rückreise gewährleistet. Die meisten Neugründungen fallen in die Regierungszeit Ottos III. (980-1002).
Ob damit neue Verkehrsmittelpunkte, neue Marktverkehrsstellen in größerer Zahl geschaffen wurden, ist unsicher. An manchen von den jetzt privilegierten Marktplätzen fand sicher schon früher ein tatsächlich marktmäßiger Verkehr oder überhaupt ein Handelsverkehr statt. Bistümer und Klöster, denen nach den erhaltenen Urkunden die Erlaubnis zur Marktgründung verliehen wurde, legte man damals so wenig wie in karolingischer Zeit in Einöden und an verkehrsleeren Stellen an.
Ferner: außer den privilegierten Märkten gab es zahlreiche Märkte mit marktmäßigem Handelsverkehr, die seit alters bestanden und sich ohne die rechtlichen und wirtschaftlichen Vorzüge der privilegierten Märkte behaupteten. Auch hören wir von der Gründung der tatsächlich bedeutendsten Märkte nur in den wenigsten Fällen. In den ehemals römischen Gebieten und auch im rechtsrheinischen Deutschland bestanden solche Märkte längst.
Sicher waren einzelne von ihnen wieder abgekommen, andere neu entstanden. Aber die Häufigkeit der Marktgründungen und -Verleihungen verrät das wachsende finanzielle Interesse am Verkehr und weist daher auf dessen gesteigerte Lebendigkeit. Die eifrige Bewerbung geistlicher Stifter um Märkte und Markteinkünfte zeigt, dass sie trotz der dem Beruf des Kaufmanns wenig günstigen Lehre und Haltung der Kirche die neue Entwicklung zu nutzen verstanden.
Die Marktgründungen, die mit der Absicht geschahen, Ansiedlungen am Markt anzulegen und dadurch ständige Marktniederlassungen zu schaffen, bekunden besonders da, wo sie an unbedeutenden Orten erfolgten, eine Zuversicht der Gründer, die sich am besten aus der damals für jedermann offenkundigen Tatsache der allgemeinen Belebung des Verkehrs erklärt.
Auch die Bewidmung mit (Zoll und) Münze ist ein deutliches Symptom eines auch die Umgebung der Märkte ergreifenden, mehr als früher angeregten Verkehrs. Die mit Märkten versehenen Orte sind am zahlreichsten in dem ehemals römischen Gebiete am Rhein und an der Donau, in denen der Handel nach wie vor die günstigsten Bedingungen fand.
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Quellen[]
- Wikipedia: Heiliges Römisches Reich
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 2. Von Johannes Hoops, 1918—1919. S. 404 ff.
- Deutsche Geschichte - Ungewisse Anfänge (YouTube). Setzen, Sechs!, 24.01.2015
Einzelnachweise[]
- ↑ Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 3. Johannes Hoops, 1918-1919. Art. König; S. 73, § 9.
- ↑ Geschichtsbaum Deutschland. National Geographic Deutschland. Britta Orgovanyi-Hanstein. Candor-Verlag, 2006. ISBN 3200005572, ISBN 9783200005570.
- ↑ Aus Glaubliche Offenbarung wie viell fürtreffener Reich, und Keyserthumb uff Ertrich gewesen, wo das Römisch Reich herkomme, auss was ursach es zů den Edeln Teütschen verandert worden sey (Penn Provenance Project). Getruckt zů Meyntz : Bey Peter Jordan für Jacob Köbeln, 1532.
Filmmaterial[]
- Deutsche Geschichte II. - Eine neue Zeit (YouTube). Hörbuch. Setzen, Sechs!, 18.07.2016.