Die Heimskringla (lat. orbis terrarum 'Weltkreis') ist eine Zusammenstellung altnordischer Sagas aus der ersten Hälfte des 13. Jh., als dessen Autor Snorri Sturluson angenommen wird. Es ist eine aus Skaldenliedern, Volkssagen und geschichtlichen Denkmälern geschöpfte nordische Geschichte, wichtig vor allem für Island und Schweden, dann auch für Norwegen und Rußland, die von anderen Autoren bis zum Jahre 1387 fortgesetzt wurde. [1]
Überlieferung[]
Überliefert ist die Heimskringla in den Handschriften: "Kringla" und "Jofraskinna", die beide 1728 in Kopenhagen bis auf geringe Reste verbrannten, aber in Abschriften erhalten sin), im "Eirspennill" und in der "Fríssbók" (hrsg. von Unger, 1871), welche die Sturla Thordharsons Saga von Hakon dem Alten anhängt, dagegen die Saga von Olaf dem Heiligen fortläßt. [2]
Inhalt nach Kapiteln[]
Die Heimskringla besteht aus:
- Prologus
- Ynglingasaga - „Saga über die Ynglinge“ (beruht auf der Ynglingatal)
- Hálfdanar saga svarta - „Saga von Halfdan dem Schwarzen“
- Haralds saga hárfagra - „Saga von Harald Schönhaar“ (868–928)
- Hákonar saga góða (Aðalsteinsfóstra) - „Saga von Hakon dem Guten“ (933–961)
- Haralds saga gráfeldar - „Saga von Harald Graumantel“ (960–975)
- Ólafs saga Tryggvasonar - „Saga von Olaf Tryggvason“ (995–1000)
- Ólafs saga helga - „Saga von Olaf dem Heiligen“ (1016–1030)
- Magnúss saga góða - „Saga von Magnus dem Guten“ (1035–1047)
- Haralds (harðráða) saga Sigurðarsonar - „Saga von Harald (dem Harten) Sigurðsohn“ (1047–1066)
- Ólafs saga kyrra - „Saga von Olaf dem Stillen“ (1066–1093)
- Magnúss saga berfætts - „Saga von Magnus Barfuß“ (1093–1103)
- Magnússona saga - „Saga von den Söhnen Magnus´“ (1093–1130)
- Magnúss saga blinda ok Haralds gilla - „Saga von Magnús Sigurðarson und Harald Gille“ (1130–1136)
- Haraldssona saga (Saga Inga konungs og bræðra hans) - „Saga von den Söhnen Haralds (Sigurd, Øystein und Inge)“ (1136–1157)
- Hákonar saga herðibreiðs - „Saga von Hákon dem Breitschultrigen“ (1157–1162)
- Magnúss saga Erlingssonar - „Saga von Magnus Erlingsson“ (1161–1177) [3]
Beschreibung[]
Die Heimskringla (d. h. Weltkreis, so benannt nach den Anfangsworten der erdkundlichen Einleitung) erzählt die Geschichte der norwegischen Könige von sagenhafter Vorzeit bis 1177. Unter den Sagawerken ähnlicher Anlage, von denen die kürzeren (Agrip, Fagrskinna, Morkinskinna) älter, die längeren jünger sind als Snorri Sturluson, nimmt die Heimskringla den ersten Platz ein. Sie zerfällt in...
- 1.) die Ynglingasaga, die die Folge der schwedischen Stammväter aufführt von Odin und Yngvi-Freyr bis ins 9. Jhd. (wobei die durch Gregor von Tours und den Beowulf um 500 datierbaren Könige an richtiger Zeitstelle auftreten), und
- 2.) in 15 geschichtliche Königsbiographien, die mit der Zeit immer ausführlicher werden. Die sagahafte Schilderung anschaulicher Auftritte und menschlicher Charaktere ist auf die sog. Sagazeit beschränkt .
Den künstlerischen Höhepunkt und den gedanklichen Mittelpunkt bildet die räumlich stark bevorzugte Saga von Olaf dem Heiligen (bis 1030). Sie liegt auch in Einzelüberlieferung vor mit einem Auszug aus der Vorgeschichte seit Harald Schönhaar als Einleitung. [4] [5]
Heimskringla als historische Quelle[]
Wie die Islendinga Sögur geeignet sind, über das heidnische Germanentum aufzuklären, so liefert die Heimskringla wertvolle Seitenstücke zur frühgermanischen Geschichte auch außerhalb Norwegens. Die Hálfdanar saga svarta und die Haralds saga hárfagra schildern klar, zusammenhängend und kenntnisreich die Unterwerfung der Kleinfürsten und Bauern durch den ersten Großkönig, Vorgänge, die in Schweden und Dänemark vorgeschichtlich sind und auch bei den südlicheren Germanen nur spärlich von den Quellen beleuchtet werden.
Dieses Bild wird ergänzt durch die Schwierigkeiten, die spätere Könige mit den Bauern besonders im und um Trontheim haben. Dieselben Kapitel der Hákonarsaga góda, die die Hauptquelle sind für den heidnischen Kult der Nordgermanen, und Berichte der Olafssaga Tryggvasonar besonders über den Jarl Hákon veranschaulichen den Kampf zwischen Heidentum und Christentum, der sich in ähnlichen Formen auch anderswo in Nordeuropa abgespielt haben muß. Im Heimskringla kehren die Klagen vom Verhältnis norwegischer Bauern zu ihren Königen und deren Politik wieder, die schon in den Berichten von Lambert von Hersfeld, Bruno von Magdeburg und anderer deutscher Quellen des 11. Jhds. auftauchen: Es geht um geraubte Freiheiten (frelsi), Gewalt oder Erpressung, entrissenes Vermögen (óðol) und ebenso um das Murren über Verletzungen.
Als die wichtigste sachliche Grundlage dieser Beschwerden erscheint in voller Deutlichkeit die Besteuerung der Erbgüter; auch dass der Fürst sich für nicht geleistete Abgaben durch Brandschatzungen schadlos hält, bestätigt Snorri [6]. Snorri und Lambert, beide oft verkannt, kommen hier einander zu Hilfe und bieten zusammen die wertvollste Aufklärung über das Rechtsempfinden des germanischen Altertums, sein langes Andauern in Norddeutschland, den unversöhnbaren Widerstreit zwischen dem germanischen Souveränitätsbegriff und dem von Königtum und Kirche, dem die Zukunft zugefallen ist.
Literatur[]
- Snorris Königsbuch (Heimskringla) (Internet Archive). Übertragen von Felix Niedner. Jena E. Diederichs, 1922. (Neuausgabe 1965)
Quellen[]
- ↑ Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 237. Art. Snorre Sturluson
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 558-559.
- ↑ Wikipedia: Heimskringla
- ↑ Heimskringla. ed. Finnur Jönsson, 4 Bände. Kopenhagen 1893-1901.
- ↑ Saga Olafs Konungs ens helga. ed. Munch u. Unger, Kristiania 1853.
- ↑ 2,29, 4; auch I, 183, 15; vgl. Lambert von Hersfeld z. J. 1073