Helheim ist in der Nordischen Mythologie der Sitz der Göttin Hel in Niflheim, unter einer Wurzel der Esche Yggdrasil [1]. Es ist ein verborgenes Totenreich aus Nebel, Dunkelheit und Frost.
Beschreibung[]
Auch bei den Germanen bestand einst die Vorstellung von einem dunklen Totenreich im Inneren der Erde, wo die Seelen ein Leben führen, ähnlich dem Leben auf der Erde. Dass diese Vorstellung allgemein verbreitet war, zeigt die in allen germanischen Sprachen gemeinsame Bezeichnung dieses Ortes: got. halja, ags. helle, ahd. hella, anord. hel, nhd. hölle gehört zu helan und heißt 'die Bergende'.
Unter dem Einfluss des Christentums erhielt dieses Wort die Bedeutung 'Ort der Verdammnis', wofür sich bei den Nordgermanen helvíti (dän. helvede, schwed. helvete) "Höllenstrafe" eingebürgert hat, während hel noch in zahlreichen Wortbindungen als 'Aufenthaltsort der Toten' schlechthin bis heute fortlebt.
Definition[]
Neben Hel in seiner lokalen Bedeutung, die es noch überwiegend in der älteren Dichtung hat, finden sich darin noch verschiedene andere Bezeichnungen für die Unterwelt, so z.B. Niflhel oder Niflheim, Niðavellir - 'die dunkeln Stätten' und auch Valhall - 'die Totenhalle'. In der älteren Lieder-Edda deckt sich Helheim daher noch als unterste aller Welten mit Niflheim bzw. wurde als Palast oder Burg darin aufgefasst.
In der jüngeren Snorra-Edda verstand Snorri Sturluson Helheim später neben Niflheim als eigenständiges Reich der Hel, die spätere christliche Helle bzw. Hölle.
Aufbau[]
Feucht, kalt und neblicht wird dieses Reich geschildert. Brausende Ströme, angefüllt mit Schwertern und Sicheln, umgeben Helheim in späterer Ausschmückung. Den langen und traurigen Weg dorthin, den Helweg (anord. helvegr - Weg zur Hel), reitet man neun Tage und Nächte nach Norden zu durch tiefe dunkle und giftige Täler den Abgrund hinab. Über Dornenheiden und Sümpfe kommt der Wanderer zu einem reißenden Strom namens Gjöll, den die Gjallarbrücke überwölbt, die mit glänzendem Golde belegt ist. Sie hängt hoch im Winde unter dem dem Gewölk, die Milchstrasse.
Damit die Seelen jene Dornenheide nicht barfuss überschreiten mussten, gab man den Toten ins Grab ein Paar Schuhe mit. Wer den Armen auf Erden eine Kuh geschenkt hatte, von dem sagte man, dass er nicht straucheln und schwindeln würde, wenn er die Gjallarbrücke überschreiten muss, denn dort findet er eine Kuh, welche seine Seele über die Totenbrücke geleitet. Daher liess man in vielen germanischen Ländern eine Kuh hinter dem Sarge her bis auf den Kirchhof mitgehen.
Ganz unter dem Einfluss der abendländischen Visionsliteratur über die Hölle schildert die Snorra Edda (I 106) ihre Behausung: In einem hohen und von mächtigen Gittern verwahrten Gehege bewacht der Höllenhund Garm [2] mit blutgefleckter Brust und klaffendem Rachen die Tore mit den Eingang zu Hels Palast, und wie in den anderen mythischen Reichen kündet hier ein rußbrauner Hahn das anbrechende Ragnarök [3].
Ihr Haus bzw. Saal heißt Eljúðnir (Plagegeist) bzw. Elvidvr (Elend), ihre Schwelle Fallandi Forrad (Einsturz, Fallendes Unheil), ihr Tisch bzw. Schüssel hungr bzw. Hungur (Hunger), ihr Messer Sulltur bzw. Sultr (Gier, Hungersqual), ihr Bett Kor (Kümmerniss, Krankenbett), ihre Decke, Teppich oder Vorhang Blinkandeböl (langwierige Seuche, dauerndes Übel), ihr Knecht Ganglati (Ganglas, Träg, Spätkommer), ihre Dienerin Ganglöt (Gangfaul, Langsam).
Quellen[]
- Reallexicon der Deutschen Altertümer (Volltext auf Zeno.Org). E. Götzinger. Leipzig 1885., S. 395 (Artikel Hel).
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 487 f.
Einzelnachweise[]
- ↑ Grimnismal. 31
- ↑ Baldrs draumar. 2
- ↑ Völuspa. 43