Mittelalter Wiki
Advertisement
Mittelalter Wiki

Als Herr des Waldes war der Hirsch eines der am höchsten geachteten Tiere. Abbildungen von Hirschen gab es schon in der Steinzeit.

Nutzung[]

Das Geweih des Hirsches (Hirschhorn) wurde als Material für allerlei Schnitzarbeiten wie z.B. Spielsteine, Schmuck oder Messergriffe genutzt.

Als Fell- und Lederlieferant[]

Hirschfell und Hirschleder galt war von feiner Qualität und wurde hauptsächlich von vornehmen und wohlhabenden Leuten gebraucht, um ihre Staatskleider, wie Mäntel, Kappen und verschiedene andere, sowie Hauben damit zu füttern und zu verbrämen. Hirschfelle wurden meist sämischgar gegerbt, als Rohstoff für waschlederne bzw. feine Handschuhe und Geldbeutel erwähnt und wahrscheinlich importiert. Nach dem Mittelalter wurde ein Hirschfell Tauschmittel im Wert eines Talers, weshalb heute noch der Dollar Buck genannt wird (von Buckskin = 'echtes Wildleder'). [1] [2]

Als Fleischspeise[]

Als Fleischspeise wurden Hirsche bereits in den steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz nachgewiesen, ebenso in bajuvarischen Gräbern, während der Bronzezeit in Dänemark und der Latènezeit in Brandenburg. Gesottenes und geräuchertes Hirschfleisch erwähnt der griechische Arzt Anthimus in seinem Werk De observatione ciborum um 500 n. Chr.: „Hirschfleisch wird gesotten und gedämpft gegessen. Gebraten ist es nur von einem jungen Hirsch gut, denn wenn es von einem alten Tier stammt, ist es ziemlich schwer verdaulich.“ [3]. Später schreibt der Mönch Ekkehard IV. (St. Gallen) (980-1057) in seinem Liber benedictionum von Hirsch als Wildbraten.

Als Heilmittel[]

Hirschhornasche mit Essig und Rosenöl gemischt empfiehlt das Lorscher Arzneibuch (8./9. Jh.) in einem Heilmittel Gegen halbseitigen Kopfschmerz und Schmerz in den Schläfen. [4]

Mythologische Bedeutung[]

Spielstein 1160-1220, trachtenkunstwer02hefn Taf.098A

Spielstein aus Hirschgeweih: Die Erdenmutter als Allernährerin des Guten und Bösen (1160-1220)

Im Rahmen der Heiligenverehrung fand der Hirsch Eingang in das Brauchtum des Christentums. Hier erhielt der weiße Hirsch ein Kreuz zwischen das Gestänge seines Geweihs und war mit Hubertus, dem Patron der Jäger und Förster, eng verknüpft.

Bedeutung bei den Germanen[]

In der Nordischen Mythologie weideten vier Hirsche namens Dain, Dwalin, Dunneir und Durathror an der Weltenesche Yggdrasil und fraßen die Triebe ab.

Bedeutung bei den Kelten[]

Das waldreiche Gebiet, das die Kelten bewohnten, bot vielem Jagdwild Lebensraum. Eines der am höchsten geachteten Tiere war der Hirsch, der Herr des Waldes. Er stand für Majestät und Führer in die Anderswelt. Ein Hirsch mit ausgewachsenem Geweih hat eine majestätische Ausstrahlung. Der weiße Albinohirsch war sehr selten und galt als ein Feentier, halb in den Nebeln der Anderswelt verschwimmend. Für die Kelten war der Hirsch mit dem Geweih tragenden Gott Cernunnos, dem Gott des Waldes, der Wildheit und Fruchtbarkeit, verbunden. Das Hirschmotiv setzt sich in den Artussagen fort; hier fordert der weiße Hirsch zu Prüfungen auf.

Im Finn-Zyklus Irlands trägt der Hauptheld Fionn mac Cumhaill den Jugendnamen Demne („Hirschkalb“), sein Sohn ist Oisín („Hirschlein“), sein Enkel Oscar („Hirschlieb“). In einigen Sagen, auch außerhalb des Celticums, kommen Hirsche vor, die menschliche Gestalt annehmen können. [5] [6]

Verwandte Themen[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 60 ff.
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905-1909. Bd. 12, S. 307-313 (Leder).
  3. Epistula Anthimi ad Theodoricum regem (Fol. 72r-74v) im Lorscher Arzneibuch (Msc.Med.1). Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg (Kaiser-Heinrich-Bibliothek). Medicus Anthimus. Lorsch, Anfang 9. Jahrhundert. Transkription und deutsche Übersetzung von Ulrich Stoll. Stuttgart : Steiner 1992
  4. Lorscher Arzneibuch (Msc.Med.1). Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg (Kaiser-Heinrich-Bibliothek). Lorsch, 8. / 9. Jahrhundert. Transkription und deutsche Übersetzung von Ulrich Stoll. Stuttgart : Steiner 1992. Curationes capitulationibus V comprehensae. Buch 2, Fol. 23r, Nr. 8.
  5. Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur. S. 167 f.
  6. Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 702.
Advertisement