Hofbeamte bildeten einen wichtigen Teil des mittelalterlichen Beamtenwesens in Nordeuropa. Sie traten in den herrschaftlichen Hausstand ein, wurden dort versorgt und erhielten darüber hinaus reiche Geschenke und Güter mit dauernden Einnahmen.
Beschreibung[]
In der Frühzeit der nordischen Monarchie scheint der Merkesmann (Bannerträger) der höchste Hofbeamte gewesen zu sein. Im 13. Jh. sank seine Würde und wurde vom Stallmeister und Kanzler überholt. Das Amt erlosch im Jahre 1320.
Staller[]
Im 11. Jh. stand der Stallmeister (Staller) der Person des Königs am nächsten. Die Poeten beschreiben ihn als Heerführer, aber die Sagas weisen ihm auch bürgerliche Funktionen zu. Hauptsächlich war er als Vermittler zwischen dem König und den Freisassen tätig. Das Amt des Stallers war an allen nordischen Königshöfen verbreitet.
Marschall[]
Gegen Ende des 12. Jhds. löst den Staller dann in Dänemark ein neuer Beamter, der Marschall, ab. Er tritt zuerst in der ersten Hälfte des 13. Jhs. auf, aber das Amt wurde natürlich schon früher eingeführt. In Schweden tritt derselbe Wechsel etwas später ein. Neben seiner Obliegenheit, die Aufsicht über die königlichen Ställe zu führen, befehligte der Marschall die königliche Wache; auch hatte er das Heerwesen unter sich.
Seneschall und Truchsess[]
Deutschen Einfluss sieht man auch in der Einführung oder dem Ausbau des Amtes des Seneschalls . Die norwegischen Könige hatten Tafelknappen, die vor der königlichen Tafel standen und ihren Herrn mit Fleisch und Getränken versorgten. Zwei dieser Diener, der skenkjari (Mundschenk) und der drotseti bekamen nach und nach große Bedeutung. Im 13. Jh. waren diese noch reine Hausbeamte, aber im 14. Jh. wurde der Drotseti (der Truchsess) der höchste bürgerliche Beamte im Staat. Etwas früher hob sich in Dänemark die Stellung des Truchsess, wo er des Königs Finanzminister wurde. Ähnlich war die Entwicklung in Schweden.
Kanzlers und Schatzmeister[]
Das Amt des Kanzlers oder Schatzmeisters bekam in Nordeuropa keine große Bedeutung. Die Könige von Norwegen hatten zwar Schatzmeister, aber ihre Stellung wird selten in den Quellen besonders hervorgehoben. In Dänemark leisteten die Kämmerer (im 13. Jh.) Hilfe beim Sammeln der Einnahmen, wahrscheinlich unter der Leitung des Truchsess, aber über ihre Obliegenheiten im königlichen Haushalt ist wenig bekannt.
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Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 543 ff. (Art. Hofbeamte, § 11. ff.)