Ein Hornbogen erscheint schon in den Beschreibungen der Ilias von Homer im 8./7. Jh. v. Chr. Dort als rundlich gekrümmter Reflexbogen, der aus ca. 1,20 m langen Hörnern einer wilden Ziege hergestellt wurde und insgesamt ca. 2,40 m maß.
Beschreibung[]
In der Ilias des Homer heißt es an der Stelle, wo Pandaros, Sohn des Lykaon, den Menelaus verwundet über den Bogen (IV. 105):
- "Schnell entblößt' er den Bogen, geschnitzt von des üppigen Steinbocks schönem Gehörn, [...] sechzehn Handbreit ragten empor am Haupte die Hörner. Solche schnitzt' und verband der hornarbeitende Künstler, glättete alles umher, und beschlug's mit goldener Krümmung. Diesen nun stellt' er geschickt, nachdem er ihn spannt', auf die Erde angelehnt..." [1]
Der hier beschriebene griechische Bogen war also aus den ca. 1,20 m langen Hörnern einer wilden Ziege hergestellt, hatte demnach eine Gesamtlänge von ca. 2,40 m, d.h. 60 cm mehr als der kleinste Englische Langbogen im 16. Jh., wo das Holz mindestens 1,80 m maß. Beim Spannen und Abschießen eines Bogens wurde eines der Bogenenden auf den Erdboden gestemmt. [2]
Völkerwanderungszeit[]
Als die Hunnen zu Beginn der Völkerwanderungszeit (375-568) nach Mitteleuropa einfielen, bedienten sie sich der Hornbögen im Krieg wie auf der Jagd. Von den „Hornbogen” der Etzelschen Mannen ist auch im Nibelungenlied die Rede, und Chroniken erzählen von den mittels Hornbogen geschleuderten vergifteten Pfeilen der Magyaren.
Material[]
In Asien und dem islamischen Kulturkreis ist das Horn des Wasserbüffels das bevorzugte Material. Daneben kommt auch noch Yak- und Steinbockhorn (bei den Mongolen) zum Einsatz. Die Japaner verwendeten im Mittelalter gelegentlich auch Walbarten für kurze Bogen. In Europa wurde ebenfalls Steinbockhorn verwendet, außerdem Widder- und Ziegenhorn. Die alten Ägypter verwendeten die Antilopenhörner. Technisch ist jedoch Wasserbüffelhorn auch heute noch das beste Material für Kompositbogen. [3]
Quellen[]
- Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Augustec Demmin. Leipzig : P. Friesehahn, 1893. S. 880 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Homer: Ilias und Odyssee (auf gottwein.de). Griechisch-deutscher Volltext mit Übersetzung nach J.H.Voß, bearbeitet von E.Gottwein.
- ↑ Anmerkung: Die antiken Orientalen hatten teilweise so starke Bögen, dass sie mit den Füßen abgeschossen werden mussten (Kasijj abrigl walrokäb).
- ↑ Wikipedia: Kompositbogen - Rohstoffe (Version vom 12.06.2017)