Rabanus Maurus, auch Hrabanus oder Rhabanus, (* um 780; † 4. Februar 856) war von 822 bis 842 Abt des Klosters Fulda und ab 847 Mainzer Erzbischof. Als Gelehrter, Abt und Erzbischof gehört er zu den bedeutenden Gestalten der als Karolingische Renaissance bezeichneten Umbruchzeit des 9. Jhs. und stand in einem Nahverhältnis zu Kaiser Lothar I. und dessen Gattin Irmingard von Tours. [1]
Werke[]
- De institutione clericorum - "Von der Ausbildung der Geistlichen", "Lehrbuch für angehende Geistliche". Es ist in drei Bücher unterteilt:
- 1. Buch: Kirchliche Ämter, priesterliches Gewand; Taufe, Eucharistie, Ablauf der Messe.
- 2. Buch: Liturgie des Stundengebets; Fasten, Beichte und Buße; Kirchenfeste, Lesungen, Gesang; katholischer Glauben.
- 3. Buch: Heilige Schrift; heidnisch-antike Überlieferung; Predigt.
- De universo - Um 844 verfaßt.
- Liber de laudibus sanctae crucis (Lob des heiligen Kreuzes), um 810. [2]
- Physica sive de Universo - Buch VI: Menschliche Anatomie. Buch VII: Menschliche Lebensalter und den Mißgeburten. Buch XVII: Über die Gestirne. Buch XVIII: Über Medizin und Krankheiten. Buch XIX: Über das Pflanzenreich.
Literarische und gelehrsame Tätigkeit[]
Rabanus schrieb ebenso eine leider verloren gegangene Geometrie, erklärt aber in seinem Werk "De institutione clericorum" III 2, was Geometrie ist, und daraus erfahren wir, daß er sich sowohl mit Geographie als auch mit Planimetrie und Feldmeßkunst beschäftigte. Er nennt Varro, den Freund Ciceros und Cäsars, und erwähnt, daß die Geometrie in Ägypten entstanden sein soll, was an folgende alte englische Reime erinnert:
- "The clerk Euclyde on þis wyse hit fonde
This craft of gemetry yn Egypte londe" - "This craft com ynto England, as y ghow say,
Yn tyme of good kyng Adelstones day."
Das legt nahe, dass zu Anfang des 9. Jh. die Kenntnisse der eigentlichen Geometrie in Deutschland erweitert und in der Gestalt einer Euklid-Übersetzung im 10. Jh. (Äthelstan regierte 925-40) nach England kamen. Es handelt sich hier kaum um die aus Irland stammende Übersetzung, von der man in München Fragmente gefunden hat, sondern vielmehr um diejenige Übersetzung von Euklid I-IV, die wir aus der sog. Boethiusgeometrie kennen, von der sich in Deutschland Handschriften aus dem 10.-12. Jh. finden.
Ein bisher nicht beachtetes Euklid-Zitat in dem ca. 844 verfaßten Werk De universo von Hrabanus Maurus bestätigt dies. Die Heilige Schrift nennt die Erde einen Kreis (orbis). Es heißt aber ferner bei Hrabanus, daß sie viereckig (quattuor cardinibus) dargestellt wird, und daß Quadrat (quadratio) und Kreis (circulus) verschiedenartige Schemata sind, "wie die Geometrici sagen". Die vier Ecken, Norden, Süden, Osten, Westen, bezeichnen indessen die vier Winkel des in den Erdkreis eingeschriebenen Quadrats, also hat die Heilige Schrift recht. In dieser Weise begegnet das klassische Lehrbuch zum ersten Mal nördlich der Alpen. [3]
Quellen[]
- ↑ Wikipedia: Rabanus Maurus
- ↑ Liber de laudibus sanctae crucis (Lob des heiligen Kreuzes). Hrabanus Maurus, um 810. In Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters; BSB
- ↑ Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 155 ff., § 4. (Art. Geometrie)