Mittelalter Wiki
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Die Renaissanceminuskel, Humanistische Minuskel bzw. Humanistenschrift bildet eine Entwicklungsstufe der lateinischen und damit auch der Deutschen Schrift. Sie entwickelte sich zu Beginn der Renaissance aus der Gotischen Minuskel.

Beschreibung[]

Im Ankämpfen gegen die verkünstelte Gotische Minuskel wie andererseits gegen die Unschönheit der sorglosen Gotischen Kursive wurde im Kreise der Florentiner Humanisten zu Beginn des 15. Jhds. der Grund zu einer neuen Schriftreform gelegt.

Man griff als Vorbild auf die schöne, regelmäßige Minuskel des 11. oder spätestens aus dem Beginn des 12. Jhs. zurück, beseitigte die Brechungen und Ecken und setzte an deren Stelle die reinen, ursprünglichen Grundformen wieder ein.

Man dämmte zudem das Übermaß der starken und zahlreichen Kürzungen auf eine geringe Zahl der einfachsten und gebräuchlichsten ein und säuberte die Orthographie und Interpunktion. So entstand die sogenannte Renaissanceminuskel oder Humanistenschrift, deren vollendetster Meister italienische Humanist Poggio Bracciolini (1380-1459) wurde.

Humanistenschrift Poggio Bracciolini RdgA Bd1, Taf.027, Abb

Auszug aus den Cicero-Briefen des Poggio Bracciolini (Humanistenschrift, Anfang 15. Jh.)

Verbreitung[]

Diese Schriftart wurde das Vorbild für die Erneuerung der lateinischen Schrift und die Schaffung des lateinischen Buchdrucks. Die neue Schrift wurde zunächst in Italien verbreitet, seit Eugen IV. in der päpstlichen Kanzlei für die damals neue Urkundenart der Breven verwendet, fand durch Enea Silvio Piccolomini auch Eingang in die Reichskanzlei und blieb unter Kaiser Friedrich III. (1440-1493) und Maximilian I. (1486-1519) vereinzelt in Gebrauch.

Im Buchdruck[]

Der im 15. Jh. aufkommende Buchdruck mit beweglichen Lettern führte zur Geburt der „Antiqua“ - einer Satzschrift aus der humanistischen Minuskel kombiniert mit römischen Großbuchstaben (vgl. Römische Majuskel). [1]

Für den jungen Buchdruck wurden damals die Lettern geschnitten, die den Hauptformen der herrschenden Schriftart entsprachen. Der Druck übernahm so in erster Linie die Typen der gotischen Schrift, auch mit all ihren gehäuften Kürzungen. Daneben wurde aber auch das Vorbild der Renaissanceschrift für den Druck nachgeahmt. So entstand im 15. Jhd. der Zwiespalt, der sich bis in die Neuzeit hinein im deutschen und lateinischen Druck fortsetzte.

Lateinische Lettern waren zunächst selbst in Italien weitaus in der Minderheit und die Drucke in Renaissance- oder lateinischen Typen bildeten bis zum Ausgang des 15. Jhs. nur ein Drittel der Gesamtheit. Zwar waren auch den frühneuhochdeutschen Frühdrucken die lateinischen Typen nicht fremd, wie man u.a. an einem Nachdruck des jüngeren „Titurel" aus dem Jahre 1477 ersehen kann, aber ihre Verwendung für deutsche Texte war gering und wurde bald zugunsten der gotischen Typen ganz zurückgedrängt. Diese wurden nun, obwohl sie anderwärts aufgegeben wurden, zur charakteristischen Satzschrift für den deutschen Buchdruck.

Renaissancekursive[]

Ebenso entwickelte sich die Schreibschrift. Von der Renaissanceminuskel zweigte sich eine Renaissancekursive ab, die unter Verbindung der Einzelbuchstaben die klaren Grundformen und charakteristischen Rundungen ihres Vorbildes beibehielt. In dieser Weiterbildung als Kursive wurde sie schon in den Kanzleien am Ende des 15. Jhs. gebraucht und in den romanischen Ländern bald allgemein zur lateinischen Schrift.

Der Gotisierungsprozess der Minuskel hatte seinerzeit weder von Deutschland seinen Ausgang genommen noch erfuhr sie ihre schärfste Durchbildung; auch die höchsten Kunstleistungen in dieser Schrift entstanden im Westen, voran in Burgund. Entscheidend aber wurde das zähe Festhalten über das 15. Jh. hinaus. In ihrer steten Übung und Weiterbildung wurde so die gotische Kursive zur deutschen Schrift.

Quellen[]

  • Deutsche Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jhds. (Digitalisat UB Düsseldorf) aus Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München (V. Abteilung): Deutsche Schrifttafeln aus Papierhandschriften des XIV. bis XVI. Jahrhunderts. Hrsg. Erich Petzet, Otto Glauning. Mit einem Anhang: Gesamtverzeichnisse für Band I-V, Leipzig 1930, Taf. LI (mit Abdruck von Bl. 205v-206r)
  • Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 401 f. (Art. Deutsche Schrift)

Einzelnachweise[]

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