Als Reichsinsignien bzw. Reichskleinodien bezeichnete man die Schmuckstücke, die der Kaiser oder König bei Krönungen und anderen festlichen Gelegenheiten als äußere Zeichen der Herrschergewalt anzulegen pflegte. Neben der Krone waren es die Kleinodien von Königen und Kaisern, durch sie als solche ausgezeichnet wurden. Es sind Zeichen des Standes, und so tragen gekrönte Häupter noch heute derartige Gegenstände wie Zepter oder den Reichsapfel.
Insignien des Königtums[]
Rein germanische Königsinsignien gab es ursprünglich nicht, da das Königtum keine gemein-germanische Einrichtung war. Gebräuchlich war vielleicht die Lanze, die sich später bei den Merowingern und Langobarden findet. Verbreitet war auch der erhöhte Sitz (Königsstuhl, Hochsitz, Thron), den der König bei feierlichen Handlungen einnahm. Vor allem aber wurde der Stab gebraucht, der in der germanischen Rechtssymbolik eine große Rolle spielt und frühzeitig bei germanischen Stämmen als Symbol der königlichen Gewalt angewendet wurde.
Allgemein ist von bestimmt ausgebildeten Symbolen des Königtums vor eigentlichen dem europäischen Mittelalter wenig die Rede. Die Mitglieder der merowingischen Königsfamilie zeichneten sich durch besonderen Haarschmuck aus, die Könige selbst befuhren - was in heidnische Vorzeit zurückgeht - auf rinderbespanntem Wagen die große Jahresversammlung. Aber so lange der germanische König ein Volkskönig im eigentlichen Sinne war, unterschied er sich in seinem äußeren Auftreten wenig von den Vornehmen des Volkes. Erst die in der Völkerwanderungszeit gesteigerte königliche Gewalt und erst römische Einwirkungen brachten die späteren und für die Folgezeit charakteristischen Herrschaftssymbole.
Völkerwanderungszeit[]
Die Merowinger kannten neben der Lanze und dem Thron besondere Königsgewänder und einen kronenartigen Kopfschmuck als Königssymbole, Purpurgewand und Kopfreif legte auch der Ostgote Theoderich der Große (451/56-526) an. Theodahat (ca. 480-536) wählte statt des Kopfreifes eine Kronenhaube. Unter den Westgoten führte Leowigild († 586) das Königsgewand, den prächtigen Thron und die Kronen ein. Die angelsächsischen Könige bedienten sich als Herrschaftssymbole des Königstuhls (ags. brego-stól, cyne-stól), des goldenen Banners, des goldenen Helms (ags. cyne-helm), der die Krone vertrat, und des Stabes (ags. cyne-gyrt), während bei den Langobarden neben der Lanze auch Kronen bekannt waren.
Reichsinignien[]
Die wichtigsten Inignien des Heiligen Römischen Reiches sind die Heilige Lanze bzw. das Schwert, die Krone, der Reichsapfel, der Thron und Zepter bzw. Stab. Daneben gelten das Kreuz und der Adler als besondere Symbole der kaiserlichen Gewalt. Teils kamen sie selbständig, teils in Verbindung mit den angeführten Insignien zur Anwendung. Sie deuten auf die beiden Grundlagen, auf denen das abendländische Kaisertum ruhte: christliche Theokratie und römische Weltherrschaft. Bei den vielen Schicksalen, denen die Reichsinsignien ausgesetzt waren, ist manches verloren gegangen, doch der größte Teil und die wichtigsten Stücke sind noch vorhanden; dazu gehören:
Kronen[]
- Die deutsche Königskrone aus vergoldetem Silber, die wahrscheinlich von König Richard von Cornwall (1209-1272) stammt.
- Die goldene Kaiserkrone, das älteste und kostbarste Stück, aus dem 10. Jh., der Bügel stammt von Konrad II..
Zepter und Waffen[]
Die Heilige Lanze
- Das Kaiserzepter aus vergoldetem Silber.
- Das Königszepter. Das ursprüngliche Reichszepter ging schon frühzeitig verloren. Das spätere eigentliche Reichszepter, stammt wahrscheinlich aus dem 16. Jh.
- Das Schwert des heiligen Mauritius (Reichsschwert) stammt aus dem 12. Jh. Es ist ein Zeremonienschwert, welches dem Kaiser bei der Krönung vorangetragen wurde.
- Das goldene Kaiserschwert (Joyeuse, das sog. Schwert Karls des Großen) ist das jüngste der drei Insignienschwerter, und erst durch Karl IV. Mitte des 14. Jhs. den Insignien beigerechnet.
- Das Zeremonienschwert.
- Der sog. Säbel Karls des Großen ist eine altorientalische Arbeit und der Legende nach ein Geschenk des Kalifen Harun-al-Raschid an Karl den Großen.
- Die Heilige Lanze wurde im 8. Jh. nach Vorbild einer karolingischen Flügellanze hergestellt.
Krönungsgewänder[]

Kaiser Sigismund (1368-1437) im Krönungsornat
- Der Krönungsmantel (lat. pluviale) wurde 1133 n. Chr. in der Palermo gefertigt.
- Adlermantel von Metz (Kaisermantel aus der Kathedrale von Metz, ca. 11. Jh.)
- Die Alba (camisia) als Oberkleid wurde 1181 in Palermo für König Wilhelm II. von Sizilien gefertigt.
- Die Adlerdalmatika als Untergewand wurde um 1300 aus chinesischem Damast gefertigt und 1350 das erste Mal erwähnt.
- Eine Kaiserdalmatica (blaue Tunicella), die sog. Dalmatica Leos III.
- Die geistliche Kaiserstola wurde dem Kaiser über den Hals und kreuzweis über die Brust gelegt.
- Zwei Krönungsgürtel, die zur Gürtung der Alba dienten. Ein dritter wird erwähnt, ist jedoch abhandengekommenen.
- Die Krönungshandschuhe (lat. chirothecae) sind aus rot- und purpurfarbenem Seidenstoff zusammengenäht, außen mit Laubwerk in Gold- und Perlenstickerei, sowie mit emaillierten Goldblechen, innen mit Goldzieraten romanischen Stils bedeckt.
- Die Krönungsschuhe (Sandalen, lat. calceamenta, sandalia, socculi). Sie sind gleichen Ursprungs wie die Strümpfe und ähnlich den römischen Sandalen aus rotem Atlas, vorn abgerundet, mit Perlenstickerei in Greifen und Sirenen verziert, vermittels schmaler Bandstreifen über dem Fussgelenk zu befestigen. Es waren davon mehrere Paare vorhanden und zwar in verschiedener Grösse; gegenwärtig ist nur noch ein Paar zu sehen, ein auffallend kleines.
- Die Krönungsstrümpfe wurden im 12. Jh. in Sizilien angefertigt. [1]
Sonstige[]

Der Reichsapfel
- Der goldene Reichsapfel datiert voraussichtlich aus dem 12. Jh.
- Das Reichskreuz.
- Das Evangelienbuch (Evangelistarium, Krönungsevangeliar) soll im Grabe Karls des Großen gefunden worden sein. Das Buch mag der angegebenen Zeit entstammen, sein gegenwärtiger Einband jedoch gehört dem 15. Jh. an.
- Ein Reliquienkasten (Stephansburse) mit allegorischen Zenen der Jagd und des Fischfanges, übrigens mehrfach restauriert, in seiner ursprünglichen Gestalt wohl aus dem 7. Jh. stammend.
Sämtliche Gegenstände, ausgenommen die deutsche Königskrone, befanden sich ab 1796 in der Schatzkammer der Wiener Hofburg (bis dahin seit 1424 in Nürnberg), die deutsche Königskrone aber von alters her im Domschatz zu Aachen. Der Krönungsmantel wurde wahrscheinlich von Friedrich II., nachdem bei der Erstürmung von Vittoria ein Teil der Reichskleinodien verloren ging, aus der Normannenbeute Heinrichs VI. genommen und dem Kronschatz einverleibt. Die Strümpfe und Sandalen sind gleichen Ursprungs. Die übrigen Gegenstände entstammen dem 12.–14. Jh.
Noch andere Gegenstände gehörten zur offiziellen königlichen Ausrüstung und fanden bei der Krönungsfeier Verwendung: der Purpurmantel, die goldenen Armspangen und der Ring. Dieser sollte dem König Zeichen des katholischen Glaubens sein, den er zu schützen berufen war. Seit Karl III. (876–887) hören wir vom Hölzernen Kreuz, das ebenso wie die Heilige Lanze mehr Reliquie als Insignie gewesen zu sein scheint.
Im Mittelalter wurden die deutschen Herrscher gleich dreimal gekrönt und zwar gleich nach der Wahl in der Krönungskirche zu Aachen als deutsche Könige mit der deutschen Königskrone, dann in Mailand oder Monza als Könige der Langobarden mit der Eisernen Krone (corona ferrea) und schließlich in Rom über dem Grabe St. Petri als römische Kaiser mit der Kaiserkrone. Dem deutschen Volk gegenüber war und blieb der in Rom gekrönte Herrscher nur ein König; gegenüber der Welt aber wurde er während des Mittelalters, durch die päpstliche Krönung, römischer, nicht aber deutscher Kaiser.
Schwert und Lanze[]
Zeitweilig wurden Krone und Lanze oder Krone und Schwert zusammen erwähnt: das Schwert, das Zeichen der kriegerischen und der richterlichen Gewalt, das bei feierlichen Aufzügen dem Monarchen vorangetragen wurde; die Lanze erlangte als altgermanisches Herrschaftssymbol besonderes Ansehen, als Heinrich I. von König Rudolf II. von Burgund die Heilige Lanze erwarb. Einst wurde sie vom großen Konstantin geführt und ist angeblich aus Nägeln vom Kreuze Christi hergestellt, später wurde sie Mauritiuslanze und noch später Longinuslanze genannt.
Galerie[]
Quellen[]
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4 (Volltext auf Zeno.Org). Leipzig 1906, S. 732-733.
- Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 549-553.
- Deutsche Verfassungsgeschichte (Internet Archive). George Waitz. 8 Bände. Berlin 1880-96. Bd. VI, S. 285 ff.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 597 f.
- Wikipedia: Reichskleinodien
Einzelnachweise[]
- ↑ Siehe auch Wikipedia: Krönungsornat der römisch-deutschen Kaiser
- ↑ Ausgestellt in der Weltlichen Schatzkammer in der Hofburg des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM)