Mittelalter Wiki
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Die Irminsul (Erminsul, Ermensûl, Hirminsûl) oder auch Irmensäule war ein frühmittelalterliches Heiligtum der Sachsen, das nach den fränkischen Annalen im Jahre 772 auf Befehl Karls des Großen zerstört wurde. Der Name führt sich etymologisch auf irmin- = groß und sul = Säule zurück, bezeichnet also eine Große Säule. [1]

Beschreibung[]

In den Glossen und der althochdeutschen Literatur begegnet öfters der Begriff irmin-súli. Diese Zeugnisse geben die Bedeutung 'pyramides, collosus' damit wieder. Es sind mächtige Baumstämme, die bei fast allen germanischen Stämmen, besonders aber bei den Sachsen heilige Verehrung genossen (s.a. Pfahlgötter).

Noch in den Predigten des 13. Jhds. werden die Apostel „fursten und irmensuwel der Christenheit“ [2] genannt.

Die Annales Laurissenses [3] und andere fränkische Annalen berichten, dass die Franken unter Karl dem Großen im Jahre 772, zu Beginn der Sachsenkriege, nach Einnahme der Eresburg, jetzt Obermarsberg an der Diemel (Nordrhein-Westfalen), im Gebiet der Engern zur Irminsúl gelangten und dort drei Tage an der Vernichtung des Heiligtums arbeitet hätten. Es war ein hoher Baumstumpf, unter freiem Himmel errichtet. Ein heiliger Hain und ein heiliges Gehege umgab dieses berühmte Idol, und reiche Gold- und Silberschätze waren dabei niedergelegt.

Von einer anderen Irminsul berichtet Widukind von Corwey in seiner Res gestae Saxonicae [4]. Danach hätten die Sachsen nach der Eroberung von Burgscheidungen an der Unstrut im Jahre 532 eine solche Säule als Siegesmal errichtet. Eine weitere Irminsul stand im Waldgebirge Osning bei Detmold (Externsteine).

Auch in Brittannien waren die Irminsul bekannt, und noch im 16. Jh. werden hier mächtige Baumstämme erwähnt, die bei festlichen Gelegenheiten geschmückt und umtanzt wurden. Ebenso kannte man sie in Skandinavien, wo sie von den Germanen zu den Samen (Lappen) wanderten, die noch im 18. Jh. in ihnen ihre Gottheiten verehrten.

Herkunft und Bedeutung[]

Es ist schwer zu entscheiden, ob das Denkmal eine Bildsäule, ein Götzenbild gewesen ist oder nicht; einige Quellen verweisen auf einen Hain - möglicherweise einen Wodanshain, in dem eine Irminsul stand), andere auf einen freistehenden, gewaltigen, hochstrebenden Baum. Am wahrscheinlichsten scheint es, dass es wirklich eine Säule mit dem Bilde des Landesgottes, und dass ihre Zerstörung desshalb nötig war, weil die germanischen Stämme so lange an ihren alten heimischen Göttern hingen.

Die Irminsul wurzelt wahrscheinlich im Ahnenkult der Germanen. Zwischen Mensch und Pfahl bestand bei ihnen ein enges Verhältnis, da nach dem germanischen Schöpfungsmythos die ersten Menschen (Ask und Embla) aus zwei Bäumen geschnitzt worden waren. Auch glaubte man, dass im Holz die Seelen von Verstorbenen rasten. So entstanden neben den heiligen Steinen auch die heiligen Pfähle (→ Pfahlgötzen).

Diese könnten vielleicht ähnlich wie die Bildsäule vom Wildberger Mann gestaltet gewesen sein. Eine andere Deutung der Irminsul ist die Nachbildung des alten Götterberges, auf dem die Gottheit sichtbar throne, wobei man súl als Erhöhung (verwandt mit Schwelle) deuten kann. Auch symbolisiert sie die Achse der Welt von Yggdrasil, dem Weltenbaum.

Die überlieferten Abbildungen der Irminsul ähneln allerdings insgsamt zu sehr den Marsbildern (vgl. Jupitersäulen) und Rolandsäulen, erinnern zu sehr an Wappen und heraldische Symbolik, von der die germanische Eisenzeit und auch das Frühmittelalter noch nichts wusste, als dass an ihre Echtheit mit Zuversicht zu glauben wäre.

Irmin (Gott[]

Von der Irminsul und dem Bericht des Widukind von Corwey schlossen Forscher auf Irmin als einen Kriegsgott (zumindest einen kriegerisch dargestellten) bzw. Hauptgott der Altsachsen. Da sie Kraft, Mut, Krieg und Sieg den germanischen Stämmen als wichtige Haupttugenden beilegten und ihre Existenz davon abhängig sahen, war es durchaus vorstellbar, dass es einen Kriegsgott Irmin gab.

Widukind von Corwey schrieb: „... denn Hirmin oder Hermis ist der griechische Name des Mars“ [4] [5]. Zudem verwies er mit der Nachbildung von Säulen auch auf Herakles, und Irmins Sitz wohl nach Marsburg. Darstellungen von Irmin fanden sich wohl auf den Hirminsäulen zu Burgscheidungen in Thüringen, zu Eresburg und an der Irminsul an den Externsteinen bei Detmold.

Irmin wurde sich vorgestellt als hoch von Wuchs und lichtes Himmelswesen, der sich wahrscheinlich mit Donar und Ziu berührte. Tatsächlich gab es wohl zwischen Irmin und Wodan, dem römischen Mars und Thuiskon kaum einen Unterschied, als etwa die Form, in der sich die Stämme einen Schlachtengott vorstellten. Eine andere These sieht in Irmin den zum Gott erhobenen Arminius (Hermann), der Cheruskerfürst, welcher die Schmach der Römerknechtschaft von Deutschland wälzte.

Als solchen stellte man ihn sich im 18. Jhd. auf der Säule z. B. als gewappneten Mann vor, der auf einem Blumenfeld stand; in der Rechten hielt er einen Speer mit einer Fahne, auf der eine rote Rose gemalt war, in der Linken eine Waage; auf dem Helm saß ein Hahn, auf der Brust war ein Bär abgebildet, und an den Füßen lehnte ein Schild, auf welchem wieder eine Waage, ein Löwe und eine Rose ersichtlich waren. Solche Vorstellungen sind jedoch alles spätere Erfindungen samt allen darüber vorhandenen, nicht erweisbaren Sagen.

Zwar finden sich durchaus noch auch andere Spuren der Verehrung eines Gottes oder Halbgottes Irmin bei den Altsachsen; von den Säulen aber ist nirgends mehr eine Spur vorhanden.

Der Name Irm, Irmin wird durch got. airman, ahd. irmin, ags. eormen, irmen erklärt, welches als verstärkender Vorsatz in der Bedeutung ‚allgemein‘ verwendet wird; demnach ist Irmingod also der ‚allgemeine Gott‘ des ganzen Volkes.

Hildesheimer Irmensäule[]

Jene sogenannte Irmensäule, welche man im Hildesheimer Dom zeigt, ist nichts mehr und nichts weniger, als ein Leuchter. Die dort aufbewahrte porphyrne Irmensäule dürfte aus dem 11. oder 12. Jhd. stammen; der Sage nach aber soll der Schaft dieser Säule in der Apsis des Chorraumes aus dem Kernstück der Irminsul bestehen. Diese soll von einem durch Karl den Großen zerstörten Tempel in der Eresburg stammen, damals vergraben und bei der Erbauung von Kloster Corvey wiedergefunden worden sein. Auf Geheiß Ludwigs des Frommen wurde sie dann nach Hildesheim gebracht. Im Mittelalter wird sie als „statua“ bezeichnet. [6] [7] [8]

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]