Mittelalter Wiki
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Die Jüdische Philosophie wurde im Hochmittelalter von arabischen Aristotelikern beeinflusst und bildete in der Blütezeit der Scholastik einen Gegensatz zur mystischen Geheimlehre der Kabbalah.

Beschreibung[]

Schon lange vor ihrer Beeinflussung durch die arabisch-aristotelische Philosophie existierte bei den Juden eine Geheimlehre, die Kabbalah (= Überlieferung), deren Keime bis in die vorchristliche Zeit hinaufreichen, und deren ausgebildete Gestalt viele Ähnlichkeit mit den neuplatonisch-gnostischen Vorstellungen zeigt.

In der Kabbalah gibt es genau wie in den neuplatonisch-gnostischen Vorstellungen ein stufenweise absteigendes Hervorgehen des Geringeren aus dem Höheren, eine Lehre von den Engeln, an deren Stelle später reine Attribute gesetzt werden, u.a.m. Die beiden Hauptquellen sind das alte Buch »des Schaffens« (Jezirah) wahrscheinlich erst um 900 n. Chr. entstanden, aber dem Erzvater Abraham zugeschrieben - und das auf einen Schüler des berühmten Ben Akiba (2. Jh.) zurückgeführte, jedoch erst im 13. Jh. verfasste Buch »des Glanzes« (Zohar).

Jüdische Philosophen[]

Die von den arabischen Aristotelikern beeinflusste jüdische Philosophie bildete den Gegensatz zu der mystischen Geheimlehre der Kabbalah. Schon Saadja aus Ägypten († 942 in Babylonien) hatte in seinem Hauptwerk "Glauben und Wissen" die Vernunftgemäßheit der jüdischen Glaubenssätze zu beweisen gesucht.

  • In Spanien ist der früheste Vertreter der jüdischen Philosophie Salomon ibn Gabirol (1020-1070), dessen Hauptwerk "Die Quelle des Lebens" eine Verschmelzung jüdischer mit aristotelischen, mehr aber noch neuplatonischen Lehren enthält.
  • Eine gleichfalls ethische Schrift des Bahja ben Joseph (um 1100) entwirft ein Moralsystem, in dem die Herzenspflichten über die äußeren gestellt werden, die sich meisten jedoch auf Gott beziehen.
  • Der weitaus der bekannteste und einflussreichste jüdische Philosoph des Mittelalters ist Moses Maimuni (1135-1204), ein Zeit- und Heimatsgenosse des Averroës. Sein philosophisches Hauptwerk, die "Leitung der Zweifelnden" oder "Führer der Verwirrten", wollte denen, die durch Beschäftigung mit der Philosophie den Glauben verloren hatten, zeigen, wie sie sich ihn auf wissenschaftlichem Wege wieder aneignen konnten.

Verbreitung im Abendland[]

Als im 13. und 14. Jh. die arabischen Aristoteliker von den Machthabern verfolgt wurden, wurde ihre Lehre durch die freier gestellten spanischen Juden in Spanien und Südfrankreich verbreitet. Von den zahlreichen Übersetzern und Auslegern des Aristoteles und Averroës war der berühmteste Levi Gersonides (1288 bis 1344), der sich mit Averroës zu der Lehre von der Ewigkeit der Welt und dem Aufgehen der individuellen in die Weltseele bekannte.

Erst dadurch, dass diese jüdischen Gelehrten die arabischen Übersetzungen des Aristoteles und die Schriften der arabischen Aristoteliker ins Lateinische übersetzten, wurde der gesamte Aristoteles, wenn auch noch nicht im Urtext, auch den christlichen Scholastikern bekannt.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Literatur[]

  • K. Werner, Die Scholastik des späteren Mittelalters. 4 Bde. Wien 1881-1887.
  • M. Eisler, Vorlesungen über die jüdischen Philosophen des Mittelalters. Wien 1870-84;
  • Joël, Beiträge zur Geschichte der Philosophie. 2 Bde. Breslau 1876.
  • D. Neumark, Geschichte der jüdischen Philosophie des Mittelalters. 2 Bde. 1907-12.

Einzelnachweise[]