Johannes Buridan (* um 1300; † 1358/59), auch Johann bzw. Jean Buridan, war ein französischer Physiker, nominalistischer Philosoph und Logiker der Spätscholastik. [1]
Beschreibung[]
Johann Buridan war zwischen 1327 und 1348 Rektor der Pariser Universität. Er beschäftigte sich weniger mit theologischen als mit psychologischen und physikalischen Problemen, in Anlehnung an die Auslegung aristotelischer Schriften.
Besonders interessierte ihn die Frage der Willensfreiheit. Der Wille war zu unterscheiden vom sinnlichen und intellektuellen Begehren. Er war für ihn passiv oder aktiv, je nachdem er durch den Intellekt angeregt oder völlig selbständig (liberum arbitrium) entschied. Diese letztere Freiheit der bloßen "Opposition" (libertas oppositionis) war dem Menschen aber nur gegeben, damit er die wahre ethische Freiheit der "Zweckordnung” (libertas finalis ordinationis) erlangen konnte, wobei dem Intellekt ein gewisser Einfluss zukam. Die Tiere dagegen waren unfrei und folgten ihren Trieben.
Das bekannte Beispiel von dem Esel zwischen den beiden Heubündeln, dessen Urheberschaft man Buridan zuschrieb, war vielleicht von ihm oder einem seiner Schüler bei mündlichen Vorträgen gebraucht worden; möglicherweise aber auch eine Erfindung seiner Gegner. In Buridans gedruckten Schriften wenigstens findet es sich nicht, ebensowenig die sog. "Eselsbrücke" (pons asinorum), d.h. der Rat, beim logischen Schließen den Mittelbegriff aufzusuchen, als Hilfsmittel für beschränkte Köpfe.
Das Verbot der nominalistischen Lehre, das besonders die Pariser Universität noch mehrmals (zuletzt 1473) versuchte, konnte nicht mehr durchgeführt werden. Im Gegenteil, während zur Blütezeit der Scholastik die Aussprüche der Pariser Fakultät als Normen galten, machte sich jetzt, unter dem Einfluss der Nominalisten, eine Dezentralisation der gelehrten Tätigkeit bemerkbar. So soll Buridans Einfluss mitbestimmend bei der Errichtung der Wiener Universität (1365) gewesen sein.
Quellen[]
- Geschichte der Philosophie, Band 1 (Zeno.Org). Karl Vorländer. Leipzig 1903. 5. Auflage, Leipzig 1919. S. 476 ff.: Die Philosophie des Mittelalters. Zweiter Abschnitt - Die Scholastik. Kapitel V. Ausgang der Scholastik. § 68. S. 527 ff.