Johannes von Salisbury (lat. Salisberiensis bzw. Saresberiensis) war ein bedeutender englischer Theologe und Philosoph in den Ausläufern der Frühscholastik. Er studierte bei Peter Abaelard in Paris, arbeitete als Sekretär für Thomas Becket und wurde 1176 zum Bischof von Chartres ernannt. [1]
Beschreibung[]
Johannes von Salisbury war fast bei allen großen Zeitgenossen (Peter Abaelard, Wilhelm von Conches, Gilbert von Poitiers, Robert Pulleyn) in die Schule gegangen, aber auch bei den Alten, und eignete sich von den letzteren nicht nur ein für seine Zeit außergewöhnlich elegantes Latein, sondern auch eine gewisse den meisten Scholastikern fremde Freiheit und Feinheit des Urteils an.
Gegenüber den Wortklaubereien und Spitzfindigkeiten der Dialektik machte er den Standpunkt praktischer Nützlichkeit geltend. Cicero war ihm Muster im Stil, wie auch in seiner eklektischen Haltung. Seine logische Hauptschrift (Metalogicus) war reich an Mitteilungen über den logischen Schulbetrieb der Zeit und enthielt eine verständige Darstellung des psychischen Entwicklungsprozesses: Empfindung, Anschauung, Begriff, Urteil usw.
Die Krone der Wissenschaft war ihm jedoch, von seinem praktischen Standpunkt aus, die Ethik. Seine diesbezügliche Schrift Policraticus entbehrte zwar fester Prinzipien und war, als Ganzes betrachtet, ein recht ungeordnetes Gemisch, enthielt aber manche treffende Einzelbemerkungen. Die ersten sechs Bücher kennzeichneten "die Nichtigkeiten des Hoflebens", die folgenden sechs folgten mit kritischem Auge den "Spuren der Philosophie", die freilich nur Momente der Wahrheit brachte.
Für Johannes von Salisbury lag die ganze Wahrheit allein bei der Kirche. Vorbedingung der Tugend war die teils aus der Vernunft, teils aus Gottes Gnade stammende Selbsterkenntnis, Ziel aller Philosophie die nur auf der "Königsstraße" der Tugend zu erlangende wahre Glückseligkeit. Er billigte u. a. den Tyrannenmord.
Quellen[]
- Geschichte der Philosophie, Band 1 (Zeno.Org). Karl Vorländer. Leipzig 1903. 5. Auflage, Leipzig 1919. S. 474 f.: Die Philosophie des Mittelalters. Zweiter Abschnitt - Die Scholastik.