Der Echte Kümmel (Carum carvi), auch Feldkümmel oder Wiesenkümmel, zählt mit zu den ältesten Gewürzpflanzen in Europa und wurde auch als Heilpflanze genutzt. Seine Samenreste fanden sich bereits in den steinzeitlichen Pfahlbauten, wie z.B. in jenen von Robenhausen, die sich bis auf 3000 v. Chr. zurückdatieren lassen.
Beschreibung[]
Der Echte Kümmel wächst in im mittleren und nördlichen Europa bis zur Birkengrenze wild auf Wiesen und in Grasgärten. Wegen der essbaren Wurzel und des aromatischen Samens (Semen carvi) wurde er im Mittelalter in einigen Gegenden auch kultiviert, und sein Anbau gehörte mit zu den einträglichsten Kulturen.
Er trägt viele Bezeichungen; so wird er auch als Weißkümmel, Wiesenkümmel, Mattenkümmel, Wegekümmel, Speisekümmel, Fischkümmel bezeichnet, oder aber Karve, Garbe oder Garve genannt.
Andere Kümmel-Arten sind z.B. Kreuzkümmel (Cuminum cyminum, Kumin, Römischer Kümmel), Schwarzkümmel (Nigella sativa) oder dessen Unterart die , im Volksmund „Jungfer im Grünen“ genannt wird. Auch der Quendel (Thymus serpillum L.) wird in vielen Gegenden 'Feldkümmel' genannt, obwohl er mit dem echten Kümmel wenig Ähnlichkeit hat. [1]
Geschichte[]
Von den neolithischen Funden in Europa an begegnet der Echte Kümmel (ahd. kumil, kumm, mhd. kümel, kümín; and. kumín, mnd. komen, kämen, nnd. köm; ags. cymen; aus lat. cumtnum) bis in die Aufzeichnungen der Römerzeit und darüber hinaus.
Im 1. Jhd. n. Chr. erwähnen Plinius der Ältere und Pedanios Dioscurides den Kümmelanbau. Dioskurides nennt den Samen einer Pflanze namens „Karos“ (gr. káron - „Kümmel“) verdauungsfördernd (wie Anis), bei Plinius wird heißt „Careum“. Aus dem 3. Jhd. n. Chr. lässt sich die Verwendung von Kümmel in der Küche dann im Kochbuch „De re coquinaria“ nachweisen, welches Apicius zugeschrieben wird.
Im „Capitulare“ von Karl dem Großen ist steht die Bezeichnung „careum“ für den nordischen Wiesenkümmel. In den mittelalterlichen Arznei- und Destillierbüchern wird der Kümmel oft genannt und im 12. Jhd. pries ihn die Äbtissin Hildegard von Bingen als Arzneimittel. Auch in den deutschen Arzneibüchern des 12. und 13. Jhds. wird er erwähnt. In städtischen Spezereitaxen wird Kümmel zuerst 1304 in Brügge, dann Mitte des 15. Jhds. in Danzig aufgeführt.
Nutzung[]

Kümmelsamen
Kümmel wurde vor allem als Gewürz und für die Branntweinbrennerei angebaut. Die Samenkörner bildeten einen Hauptbestandteil der Hausapotheke, wurden zur Darstellung von ätherischem Öl und Likören (s. Kümmelöl) werdet, seltener als Arznei, und dienten als Zugabe zu Mastfutter.
Auch das junge Kraut, welches im Herbst bis zum Herzblatt abgeschnitten wurde, galt als gutes Viehfutter, genau wie der Rückstand von der Destillation des Öles. Das Kümmelstroh diente als Schaffutter, zum Einstreuen, als Brennmaterial und zum Besenbinden.
Als Küchenpflanze[]
Wenn man den Kümmel im Mai oder August aussäte, und die Pflanzen danach versetzte, so erhielt man brauchbare und wohlschmeckende Wurzeln, wie von der Petersilie. Diese wurden im Oktober geerntet und gaben dann ein der Pastinake ähnliches Gemüse.
Kümmel wurde vor allem als beliebtes Küchengewürz für Suppen und Brühen bekannt, wobei die jungen Blätter auch als Beilage zur Suppe dienten. Auch für Kuchen, Backwerk (Kümmelbrezeln, Kümmelbrötchen, Kümmelbrot), zu Käse oder Brat- und Knackwurst wurde er als Gewürz verwendet. [2]
Als Heilpflanze[]

In der mittelalterlichen Medizin wurde Kümmel (lat. carvum) u.a. in der Form der Kümmellatwerge (diaciminum) verwendet. Er sollte z.B. bei der Verdauung, bei Unterleibsschmerz und Harnsteinen, mangelnder Milchsekretion und Brustleiden helfen. Er war auch ein beliebtes Mittel bei Blähungen, Magenkrämpfen oder Magenschwäche.
Dafür wurde Kümmel in Pulverform, als Teeaufguss und als alkoholischer Auszug genutzt; am verbreitetsten war die Destillation von Branntwein über Kümmel (Kümmelbranntwein), oder auch als Zusatz zu Aquaviten etc..
Kümmelöl half bei Erkrankung der Atmungsorgane, Rachitis und Hautparasiten, wurde aber auch bei Blähungsbeschwerden, Magenkrampf, Magenschwäche verabreicht; teils auch äußerlich zum Einreiben. Dieses weiße, stark riechende und schmeckende ätherische Öl wurde aus gemeinem Kümmel destilliert, teils mit Zucker abgerieben, teils in Naphtha oder Arak aufgelöst. [2]
Die Samenkörner wurden gekaut, um den Atem zu verbessern; auch zur Behandlung von Koliken und Schwindel wurde er verwendet. Äußerlich wurden die Samen als warme Auflage bei Ohren-, Kopf- und Zahnweh benutzt.
Quellen[]
- Herders Conversations-Lexikon (Zeno.org). Freiburg im Breisgau, 1855. Bd. III, S. 670.
- Damen Conversations Lexikon (Zeno.org). [o.O.] 1837. Band 6, S. 235-236.
- Wikipedia: Echer Kümmel - Geschichte (DE). Version vom 13.06.2022.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 249 f. (Gewürz).
- Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon (Zeno.org). Leipzig, 1721., Sp. 246-247.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon (Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 11, S. 797.
Einzelnachweise[]
- ↑ Adelung, Johann Christoph. Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (auf Zeno.Org). Leipzig, 1793-1801. Bd. II, S. 1822.
- ↑ 2,0 2,1 Pierer's Universal-Lexikon (Zeno.Org). 4. Auflage 1857-1865. Altenburg, 1860. Bd. 9, S. 888-889.