Mittelalter Wiki
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Die Küstenseefahrt überwog in der Schiffsführung, solange as an nautischen Hilfsmittel wie Kompass, Seekarten, Seezeichen usw. mangelte. Besonders bei Handelsfahrten wurde gerne die Nähe zur Küste bevorzugt.

Beschreibung[]

Bei der Küstenseefahrt orientierte man sich an den durch eigene Erfahrung oder mündliche Tradition bekannten Landmarken, Vorgebirgen usw. die öfter durch künstliche Wahrzeichen (Bäume, Kreuze oder Steinmale) kenntlich gemacht wurden, und tastete sich auf diese Art weiter. Ortskundige Männer leisteten dabei als Lotsen gute Dienste (s. Lotse [1]).

Man hielt sich möglichst in geschützten Gewässern. An der friesischen Küste ist das Wattenmeer hinter der Inselkette eine uralte Hauptstraße des Seeverkehrs, erforderte aber in früheren Zeiten besonders gebaute Fahrzeuge mit flachem Boden. An der schwedischen Küste bewegte man sich innerhalb der Schären, wie z.B. aus dem ältesten auf nordische Gewässer bezogenen Portulanfragment (um 1270) [2] hervorgeht.

In Norwegen unterschied man das Fahrwasser außerhalb der Schären und innerhalb der Schären. Auf dem Außenfahrwasser segeln hieß anord. sigla hafhallt, auf dem Innenfahrwasser anord. sigla landhallt. Im letzteren Fall waren die vielen Krümmungen lästig, und die zahlreichen Vorgebirge mit dem anord. Namen Staðr (= Aufenthalt, Stehenbleiben) beweisen, dass man hier des Windes wegen häufig zum Warten genötigt war.

Man umging diese Schwierigkeit zum Teil, indem man vielfach abgeschlossene Strandseen und Fjorde ihrer ganzen Länge nach ausnutzte und den Übergang zur nächsten Wasserstraße dadurch bewerkstelligte, dass man die Schiffe über die oft schmalen und niedrigen Landengen hinwegschleppte, eine Übung, die, wie zahlreiche Ortsnamen und Berichte beweisen, im germanischen Altertum und bis ins Mittelalter offenbar eine große Rolle gespielt hat.

In Norwegen existierte z.B. eine ganze Kette geschützter Verkehrslinien, die vom Christianiafjord bis Trontheim reichte und nur an der deswegen besonders gefürchteten Küste von Jaederen unterbrochen war. In ähnlicher Weise umging man z.B. die Umschiffung der Jütischen Halbinsel, indem man den Schiffsverkehr vom Westen her bis zu dem jetzt verschwundenen Huchlstioeth (wahrscheinlich an der Rheider-Au, sw. von Schleswig) ausdehnte und von da einen Umschlagsverkehr zu Lande nach Schleswig einrichtete [3]

Geschwindigkeiten[]

In der Küstenfahrt wurde eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 3 Sm selten überschritten. Als Beispiele für die Dauer der Seereisen sei erwähnt, dass Adam von Bremen für die Reise Dänemark-England 3 Tage und 3 Nächte, Julin (Odermündung)-Russland (Newa) 14 Tage rechnet, die Landnáma für die Strecke Kap Stadt (Norwegen) bis Horn (Island) 7 Halbtage, die Heimskringla für Kap Stadt-Eyrar (südl. Island) 8 Halbtage „bei sehr starkem günstigem Fahrwind".

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

  • Altnordisches Seewesen (Google Books). Hjalmar Falk. Sonderdruck aus Wörter und Sachen Bd. 4. C. Winter, Heidelberg, 1912.
  • Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 123 ff.
  • Vogel, W. Zur nord- und westeuropäischen Seeschiffahrt im Mittelalter, in Hanseatische Geschichtsblätter 1907, 192 f.

Einzelnachweise[]

  1. Falk, H. aaO. S. 21
  2. Adolf Erik Nordenskiöld, Periplus (1897)
  3. Kießelbach, Zeitschrift des Vereins für schleswig-holsteinische Geschichte. Aufgabe 37, S. 140.