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„Stat crux dum volvitur orbis. - 'Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht.'“
Die Kartäuser (lat. Ordo Cartusiensis) sind ein Einsiedlerorden, der aus dem Benediktinerorden hervorging. Gegründet wurden sie von Bruno von Köln am Ende des 11. Jhds. im Kloster La Grande Chartreuse in Frankreich.
Beschreibung[]
Gemäß den Vorstellungen des Bruno von Köln waren die Kartäuser Einsiedler und widmeten sich einem streng kirchlichen Leben nach ihren eigenen Regeln, die zunächst nicht besonders vorgeschrieben waren. Später lebten sie gemäß der Regeln des heiligen Benedikts, welche 1127 durch die Consuetudines Cartusiae ergänzt wurden.
Kein anderer Orden erfuhr so wenig schlimme innere Bewegungen und Spaltungen, wie der der Kartäuser. Den durch große Schenkungen anwachsenden Reichtum verwendeten die Mönche vornehmlich zur Ausschmückung ihrer Ordenshäuser (Kartausen) und Kirchen (z. B. die Certosa bei Pavia oder die Grande Chartreuse bei Grenoble).
Ordenstracht[]
Die Kartäuser tragen einen langen weißen Rock mit weißer Kapuze, beim Ausgehen einen schwarzen Chorrock (cappa).
Ordensregeln[]
Die Ordensregeln (Consuetudines Cartusiae) schrieben den Mönchen Stillschweigen und Einsamkeit in abgesonderten Zellen vor (einige Stunden, besonders an Kapiteltagen, abgerechnet). Das Hauptziel der Ordensgesetze war Abschließung, nicht nur von der Welt oder von der Nachbarschaft, sondern selbst von Ordens- und Hausgenossen, von allen anderen Orden und von allem Einfluss auf Kirche und Welt. Später kam das Verbot allen Fleischessens hinzu. Ihre Nahrung war mäßig, auch Weingenuss gestattet.
Organisation[]
Vorsteher des Ordens war der Prior des Mutterklosters und acht jährlich ernannte Definitoren. In der Großen Kartause bei Grenoble versammelte sich alljährlich das Generalkapitel, bei dem die Prioren sämtlicher Klöster erschienen oder sich durch Boten und Briefe vertreten ließen.
Jeder Mönch bewohnte seine eigene kleine Zelle bzw. Gebäude, dem ein kleines abgeschlossenes Gärtchen angeschlossen war. In diesen Zellen, die in der Regel den größeren der beiden Kreuzgänge umgeben, welche sich an die Kirche anschließen, verbrachten sie den größten Teil ihrer Zeit einsam, in Gebet, Beschaulichkeit und Arbeit. Die Brüder sahen sich jedoch mehrmals täglich beim gemeinschaftlichen Gottesdienst in der Kirche, im Kapitelsaal und an Sonn- und Festtagen bei gemeinsame Mahlzeiten im Refektorium, bei denen aber nicht gesprochen werden durfte.
Entwicklung[]

Bruno von Köln, der erste Kartäuser (Schedel'sche Weltchronik, Fol. 194r2)
- 1084 – Bruno von Köln begründet eine Einsiedelei in Sèche-Fontaine (Frankreich).
- 1084 bis 1086 - Bruno gründet das Kloster La Grande Chartreuse (die Große Kartause) bei Grenoble, welches zum Mutterkloster und Namensgeber des Kartäuserordens wird.
Im Jahre 1084 gründete Bruno von Köln zunächst eine Einsiedelei, welche nahe seinem Heimatkloster Molesme in der Einöde von Sèche-Fontaine lag. Dort lebte er mit einigen Gefährten im Streben nach Vollkommenheit. Als immer mehr Mönche hinzuzogen, stellte ihnen Bischof Hugo von Grenoble das Gelände in einer wilden Kluft des Chartreuse-Gebirges bei Grenoble zur Verfügung, wo Bruno mit sechs Gefährten das Kloster La Grande Chartreuse (Die Große Kartause) stiftete, welche sich zum Mutterkloster und Namensgeber des Kartäuserordens entwickelte.
Die sechs Gründer des Klosters waren:
- Landuin, der Bruno als Prior in der Kartause nachfolgte,
- Stephan von Bourg, Kanoniker der Abtei Saint-Ruf in Avignon,
- Stephan von Die, Kanoniker der Abtei Saint-Ruf in Avignon,
- Hugo, mit dem Beinamen „Kaplan“, weil er der einzige Priester im neuen Kloster war,
- Andreas, ein Laie
- Guerin, ein Laie.
Das Kloster bestand zunächst lediglich aus einem Bethaus und kleinen Zellen für die Einsiedler. Es diente zum Gebet und fromme Betrachtungen sowie Handarbeiten und besonders dem Abschreiben von Andachtsbüchern, womit sich die Mönche den nötigen Unterhalt verschafften.
12. Jahrhundert[]

Orden der Kartäuser (Schedel'sche Weltchronik, Fol. 194r1)
Nach dem Tode Brunos von Köln im Jahre 1101 führten dessen Jünger die Übungen und Gebräuche eifrig fort, bis im Jahre 1228 Guigo de Chastel einen Abriss dieser Gebräuche in seinen Consuetudines Cartusiae zu Papier brachte.
- 1109-1136 - Guigo de Chastel wird Prior der Großen Kartause.
- 1127 - Guigo de Chastel verfasst die Consuetudines Cartusiae als Statuten, die Lebensgewohnheiten der Kartäuser.
- 1132 – Das Kloster La Grande Chartreuse wird durch eine Steinlawine zerstört und etwa zwei Kilometer südlich wieder aufgebaut.
- 1133 - Papst Innozenz II. bestätigt die „Consuetudines Cartusiae“.
- 1137 – Der Orden zählt inzwischen vier Kartausen.
- 1145 – Das erste Nonnenkloster der Kartäuser entsteht und damit der weibliche Zweig des Ordens.
- 1151 - Der Orden besitzt 14 Kartausen.
- 1170/77 - Papst Alexander III. bestätigt den Kartäuserorden.
13. Jahrhundert[]
Ab dem 13. Jhd. breitete sich der Orden trotz der strengen Lebensweise rasch aus. Im Spätmittelalter, zur Zeit der Deutschen Mystik, erlebte der Orden eine Blütezeit.
- 1234 – Der Frauenorden der Kartäuserinnen entsteht
- 1258 - Der Orden besitzt inzwischen 56 Klöster.
- 1259 – Reformation des Ordens durch die „Statuta antiqua“.
14. Jahrhundert[]
Einen besonderen Einfluss auf die Entwicklung des Ordens hatte die Bewegung der Devotio moderna („neue Frömmigkeit“) zum Ende des 14. Jhds., in deren Zuge das Phänomen der Stadtkartausen aufkam (z.B. in Köln, London), welche zu Zentren des Humanismus wurden.
- 1367 - Reformation des Ordens durch die „Statuta nova“.
- 1378-1415 – Zur Zeit des Großen abendländischen Schismas in einen römischen und einen avignonesischen Zweig geteilt.
15. Jahrhundert[]
Am Ende des 15. Jhds. (um 1480) erlebte der Orden eine neue Gründungswelle von Niederlassungen.
16. Jahrhundert und Folge[]
- 1508 - Der Papst bestimmt, dass immer der Prior der Chartreuse die Kartäuser leiten soll.
- 1509 - Reformation des Ordens durch die „Tertia compilatio statutorum“.
- 1581 - Reformation des Ordens durch die „Nova collectia statutorum ordinis cartusiensis“ als vollständiges Gesetzbuch (die „Karthäuser-Regel“), welches Papst Innocenz XI. im Jahre 1688 guthieß.
Bis zur französischen Revolution (1789-1799) war der Orden weit verbreitet und geachtet, ging danach jedoch zurück und auch der Frauenorden der Kartäuserinnen erlosch zu dieser Zeit.
Quellen[]
- Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer (Zeno.Org). Leipzig, 1885. S. 483-484.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon (Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 10, S. 682-683.
- Vollständiges Heiligen-Lexikon (Zeno.Org). Augsburg, 1858. Bd. 1, S. 516-519.
- Wikipedia: Kartäuser (DE). Version vom 27.10.2021.