Mittelalter Wiki
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Als Karussellrennen, Karossel oder Carroussel, frz. Carrousel, ital. Carosello) werden verschiedene Varianten des Rennturniers bezeichnet, die ab dem 16. Jh. in bürgerlichen Kreisen, besonders in Frankreich, bei Ritterturnieren aufkamen.

Beschreibung[]

Karussellrennen waren ritterliche Wettstreite zu Pferde, zu denen auch das Ringrennen oder Ringstechen, das Stechen nach einem Türkenkopf bzw. einer Rolandfigur (Kopfrennen) oder sonst einem Ziel (Quintanrennen) zählten, sowie andere Turnierarten, wie z.B. Pfeilschießen, Fechten, Hauen etc. Sie wurden bei festlichen Veranlassungen mit vielem Aufwand und großem Pomp abgehalten.

Entwicklung[]

Solche schon 842 am fränkischen Hof zur Feier der Versöhnung Karls des Kahlen und Ludwigs des Deutschen gehaltenen, später auch Buhurt genannten Spiele wurden durch die eigentlichen Ritterturniere zwar verdrängt, traten aber, als diese mit dem Verfall der Ritterschaft allmählich abkamen, wieder an deren Stelle.

Seit dem tragischen Tod des französischen Königs Heinrich II. im Jahre 1559, der an den Folgen einer beim Turnier erhaltenen Wunde starb, gerieten nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich die Waffenspiele bei Ritterturnieren immer mehr in Misskredit. Stattdessen entwickelte sich in den Kreisen des aufstrebenden Bürgertums, die bisher von ritterlichen Turnieren ausgeschlossen waren, das ungefährliche Karussellrennen, das den Reitern Gelegenheit bot, ihre Kunst und Geschicklichkeit ins beste Licht zu setzen.

Solche Carroussels waren als Überbleibsel altritterlicher Sitte auch jene Spiele, welche in der späteren Zeit (17. Jhd.) nach dem Aufhören der öffentlichen Turniere bei feierlichen Gelegenheiten gegeben wurden. Diese ahmten die Turniere nach, so dass Damen Preise verteilten etc. Bei solchen Gelegenheiten zeigten sich die Kavaliere des Hofes in prächtiger Kleidung auf schönen Pferden.

Die Übungen bestanden vornehmlich allerdings nur noch aus Reiterkünsten, z.B. darin paarweise, durch Kleidung unterschieden, künstliche Quadrille-Figuren zu Pferde auszuführen. Zuweilen erschienen die Teilnehmer auch Ritterkleidung oder in fantastischen Trachten. Beispiele davon sind die bis 1616 zu Prag bei Krönungen gehaltenen Karussellrennen, jene in Frankreich unter Heinrich IV. (1589–1610), das 1719 unter August dem Starken in Dresden und 1717 zu Stockholm.

Ablauf[]

Um das Karussellrennen den früheren Ritterturnieren ähnlich zu machen, wurden statt des eigentlichen Turniers, wo in Gruppenkämpfen (Buhurt, Turnei) ganze Rotten gegeneinander antraten, hier ähnliche Aufzüge (Quadrillen) aufgeführt. So gab es bei diesem Rennturnier, damit wenigstens zwei Durchläufe gemacht werden konnten, wenigstens 4 und höchstens 12 Rotten, die gegen einander ritten. Jede einzelne Rotte bestand wiederum aus 4 bis 12 Rittern, die Anführer abgerechnet, die durch das Loos gewählt oder auch fürstliche Personen waren.

Je zwei Rotten machten ein Rennen; von diesen hießen die Ritter der einen Partei die „Platzhalter“ (Tenans, d.h. ‚die sich verbindlich machten, sich im Besitz von Etwas zu behaupten‘), welche das Carroussel eröffneten und die Ausforderung ergehen ließen; die der anderen „Gegenrenner“ (Assaillans), welche die Ausforderung annahmen.

Große vollständige Carroussels waren oft allegorische Spiele aus der Geschichte oder Mythologie, weshalb außer den Rittern auch noch allerhand andere Personen dabei agierten, und die Teilnehmer nicht im Ritterkostüm, sondern in allerhand Verkleidungen erschienen. Wie bei den Turnieren wurde später auch beim Karussellrennen von Damen, die sich zuweilen selbst, in Wagen sitzend und nach Ringen stechend, am Spiel beteiligten, dem Sieger mit dem Kranz der Preis erteilt.

Quellen[]

Einzelnachweise[]