Mittelalter Wiki
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Die Keramik der Bronzezeit unterscheidet sich wesentlich von der Keramik der Steinzeit: es fehlt ihr die reiche Ornamentik. Dagegen wird mehr Wert auf die Ausgestaltung der Formen und auf die Behandlung der Oberfläche gelegt. Nachwirkungen der steinzeitlichen Formen lassen sich nur selten erkennen, da die Funde der frühbronzezeitlichen Epoche große Lücken aufweisen und gerade die Keramik darunter spärlich vertreten ist.

Beschreibung[]

In Mitteleuropa heben sich 2 Gruppen in dieser Zeit heraus:

Aunjetitzer Gruppe[]

Die Aunjetitzer (Unetitzer) Kultur Böhmens und Mährens reicht mit ihren Ausläufern nach Niederösterreich, Westungarn, Preuß. Schlesien, Prov. Sachsen und Thüringen. Charakteristische Leitform ist in ihr ein Henkelbecher (Bild) mit scharfem Umbruch in der unteren Hälfte und hohlkehlenartig eingezogener, oberer Hälfte.

Mittelrheinische Gruppe[]

Am mittleren Rhein lieferten einige Gräbergruppen der frühsten Bronzezeit (Nierstein Kr. Oppenheim, Alderberg bei Worms, Westhofen bei Alzey) eine schmuckarme Keramik, von der einzelne Formen, wie der annähernd halbkuglige Becher und die weitbauchige, doppelhenklige Amphora mit engem Hals, als Epigonen der vorausgehenden „Band-" und „Schnurkeramik" gelten können.

Mitteldeutschland[]

Auch in Mitteldeutschland sind die frühbronzezeitlichen imposanten Grabhügel mit Holzkonstruktionen arm an Keramik. In einzelnen Fällen läßt sich ein Nachklingen der steinzeitlichen Formen beobachten, wie in dem hohen schlauchartigen Gefäß des Leubinger Hügels mit zwei kleinen Ösen zwischen dem kurzen, konkav eingezogenen, geglätteten Hals und dem sanft gewölbten Bauch, der gerauht ist, und in dem prägnanter profilierten weitbauchigen Gefäße von Langel mit längerem, scharf abgesetzten Hals, dessen Unterteil gerauht ist, während die um die Schulter laufenden parallelen Horizontalstriche und die von dem engen Hals-Schulterhenkel ablaufende Vertikalstrichgruppe an steinzeitliche Verzierungen erinnern. [1]

Norddeutschland und Skandinavien[]

In Norddeutschland und Skandinavien beginnt die Keramik in einem jüngeren Abschnitt der Älteren Nordischen Bronzezeit (etwa = Montelius III: 1300 v.Chr. bis 1100 v.Chr.) reichlicher aufzutreten. Ihre Haupttypen sind:

  • tiefe Näpfe mit mehr oder weniger scharf abgesetztem Rand,
  • Henkeltassen und -becher mit scharf abgesetztem Rand,
  • terrinenartige weitgeöffnete Gefäße,
  • hohe Töpfe mit mehr oder weniger scharf abgesetztem Hals und enger Öffnung,
  • Kannen mit abgesetztem Hals und engem Henkel unterhalb des Randes,
  • bauchige Töpfe mit hohem, engem Hals, mit und ohne Henkel,
  • bauchige Töpfe mit niedrigem Rand und Doppelhenkeln,
  • breite, doppelkonische Terrinen mit scharfem oder stumpfem Umbruch in mittlerer Höhe (Bild),
  • breite flache Schalen und Deckel verschiedener Art,
  • rohe Töpfe mit weiter Öffnung und gerauhter Oberfläche

All diese Formen sind in vielfältigen Varianten vertreten. Tongefäßverzierungen sind im Allgemeinen sehr selten und bestehen in einfachen Motiven geometrischer Art: hängende Dreiecke, Strichbänder, Tupfenbänder, Horizontalriefen, Schrägfurchen. In der jüngeren und jüngsten Nordischen Bronzezeit (ca. 1100-730 v.Chr.) findet man als Leichenbrandbehälter zwei Sonderformen verwendet: Schachtelurnen (Bild) und Hausurnen (Bild) [2].

Buckelkeramik[]

In weiten Gebieten Europas macht sich noch in einem älteren Abschnitt der Bronzezeit ein Formenkreis geltend, den man als „Buckelkeramik" bezeichnet. Die Ursprünge dieser Einflüsse sind vermutlich in den unteren Donauländern, besonders in Ungarn, zu suchen, wo auch eine sehr produktive Bronzeindustrie weitreichende Bedeutung gewann. Die durch die Buckelkeramik gekennzeichneten Erscheinungen verbreiten sich in verschiedenen Richtungen in verschiedenen Etappen und zu verschiedenen Zeiten nach Nordwesten über Ostdeutschland bis an den Rhein, ferner durch die Donauzone bis nach Frankreich, südwestlich bis nach Italien, südöstlich bis in den Kaukasus und über die Balkanländer bis nach Kleinasien (Troja). Es ist klar, daß sie bei dieser Ausdehnung eine verschiedene Deutung im historischen und ethnographischen Sinne zulassen, je nach der Rolle, die sie in den verschiedenen Gegenden gespielt haben.

Typische Stilformen kamen in beschränkten Gebieten zur Ausbildung und gewannen für sich einen besonderen Einfluß. Das gilt in erster Reihe vom mittleren Odergebiet, wo die Buckelkeramik in der "Lausitzer Kulturgruppe" eine reiche Entfaltung zeigt. Sie liegt hier in weit ausgedehnten Urnenfeldern in einer seltenen Fülle von keramischen Beigaben vor.

Was die ornamentale Ausgestaltung der Gefäßformen anlangt, so wetteifern miteinander Buckel, Kannelierungen, Rillen, Furchen, Tupfen. Nach ihrer verschiedenen Ausgestaltung und Verwendung auf der Gefäßfläche lassen sich in Verbindung mit den Fundumständen und sonstigen Beigaben lokal und zeitlich verschiedene Gruppen auseinanderhalten; die jüngeren von ihnen zeigen deutlich den Einfluß der Hallstattkultur.

Siehe dazu:  •  Buckelgefäße  •  Aurither Typus  •  Billendorfer Typus  •  Göritzer Typus  •  Lausitzer Typus  •  Platenitzer Typus  •  Schlesischer Typus

Süd- und Südwestdeutschland[]

In Süd- und Südwestdeutschland hebt sich eine Sondergruppe ab, deren Vertreter sich in Skelettgräbern der älteren (1800-1500 v.Chr.) und mittleren Bronzezeit (1600-1300 v. Chr.) finden. Charakteristisch ist für sie die Ornamentik in Kerbschnitt-Technik, wahrscheinlich in Anlehnung an Holzschnitzarbeiten noch älteren Ursprungs. Ihr Zentrum ist die Rauhe Alb in Württemberg; von da verbreitet sie sich weniger im Rheintal nordwärts bis Westfalen, als hauptsächlich westwärts über den Rhein nach Elsass bis Süd- und Mittelfrankreich. Auch in diesen Kreis dringen aber die Stilmerkmale der östlichen Buckelkeramik ein. Als Formen sind beliebt:

  • kugelbauchige, doppelkonische oder geschweifte Krüge mit engem Henkel und scharf abgesetztem oder leicht eingezogenem Hals (Bild).
  • halbkugelförmige Henkeltassen und -Schalen verschiedener Form, teils konisch mit eingeknicktem Rand, teils kalottenförmig mit breitem Horizontalrand.

Viel einfacher gestaltet sich in demselben Kreis die Keramik der jüngeren Bronzezeit. Die großen Gefäße sind weitbauchig und mit einem kurzen, eingezogenen Hals versehen, an denen mitunter ein Bandhenkel ansitzt. Kleinere Töpfe ähnlicher Form ohne Henkel, flache breite Schüsseln mit einfachem, schräg gerichtetem, geradem oder etwas eingezogenem Rand. Die wenigen Ornamente beschränken sich auf Tupfenleisten oder warzenartige Ansätzen. Zur Übergangsphase vgl... → "Keramik der Hallstattkultur". [3]

Galerie[]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Höfer: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder, Nr. V. 1906, S. 1 ff.
  2. R. Beltz: Die vorgeschichtlichen Altertümer des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin (MDZ München). Berlin 1910 (Nachdruck Schwerin 2004, hrsg. von Klaus-Dieter Gralow und Hartmuth Stange). S. 197 ff. 256 ff.
  3. Hedinger: Archiv für Anthropologie. 1903, S. 185 ff.