Mittelalter Wiki
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Als Kidleder (von engl. kid - 'Böckchen, Zickel') bzw. Chevreaux bezeichnet man ein weiches Ziegenleder aus Zickel- oder Saugziegenfellen. Es wird durch Weißgerbung hergestellt und für feineres Schuhwerk verwendet. Neben dem Ziegenkidleder gibt es auch Kalbkid- und Schafkidleder. [1]

Beschreibung[]

Die Kidgerberei verarbeitet besonders Kalb- und Ziegenfelle, zuweilen auch Schaffelle zu feinem Leder für zumeist Beschuhungszwecke. Die sog. Glanzchevreaux sind Zickelkidleder, die nach dem Färben auf der Narbenseite geglänzt worden sind.

Gerbung und Zurichten[]

Bei der Kidgerberei dienen Alaun, Eidotter und Mehl als Gerbmaterialien. Sie unterscheidet sich von der Glacégerberei nur in einigen Punkten hinsichtlich des Hautmaterials und der Verwendung des fertigen Leders.

Die Rohfelle werden nach genügender Erweichung und Äscherung im Kalkäscher enthaart, gut rein gemacht, mit Kleienbeize gebeizt und durch Wässern und Fassonarbeiten sorgfältig vom Kalk befreit. Nach dem Äschern werden die starken Köpfe der Kalbfelle ausgefalzt oder ausgeschoren. Die Weißgerbung erfolgt meist im Walkfass, das etwas größer als bei der Glacégerberei ist, und dauert ca. eine Stunde. Die Trocknung und das Weißzurichten erfolgt in gleicher Weise wie beim Glacéleder.

Lederfärbung[]

Kidleder werden fast nur schwarz gefärbt, vor dem Färben mit Blauholz broschiert und erhalten dann eine Nachgare. Das Schwärzen erfolgt in ähnlicher Weise wie beim lohgaren Leder, entweder durch Auftragen auf der Tafel oder durch Tauchen im Trog (gewöhnlich aber nach dem Tunkverfahren). Die Felle werden zur Hälfte, Fleischseite auf Fleischseite, zusammengeklappt, zunächst einige Minuten in eine Blauholzabkochung grundiert und dann mit einer Eisensalzlösung (meist Eisenvitriol, das in der Lederfärberei die Bezeichnung „Kupferwasser“ führt, oder holzessigsaures Eisen) geschwärzt. [2]

Nach dem Färben werden die Kidleder gespült, getrocknet und wieder zugerichtet, was man als „Finish“ bezeichnet. Hierbei werden die Felle angefeuchtet, gestollt und im Schlichtrahmen erst mit dem stumpfen und dann mit dem scharfen Schlichtmond geschlichtet, wodurch die Fleischseite egalisiert wird.

Die Leder erhalten dann einen Vorlüster (bestehend aus einer Emulsion von Seife, Wachs und Talg in einer Blauholzabkochung) und werden mit einem heißen Eisen auf der Narbenseite gebügelt, damit der dem Kidleder eigne milde Glanz zum Vorschein kommt, worauf noch der sog. „Fettlüster“ (Gemisch aus Olivenöl, Wachs, Talg und Kolophonium) aufgetragen und sorgfältig eingerieben wird. Nach dem Einziehen des Fettlüsters wird die Narbenseite sauber abgerieben und die Ränder beschnitten.

Verwandte Themen[]

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Kategorie: Lederverarbeitung (Hauptkategorie)  •  Kategorie: Lederrüstung  •  Kategorie: Handwerk  •  Kategorie: Kleiderstoff

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Lueger, Techniklexikon. aaO. Bd. 5, S. 464.
  2. Lueger, Techniklexikon. aaO. Bd. 6, S. 109-111.
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