Mittelalter Wiki
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Das Kinderspielzeug war von Alters her Unterhaltung und Beschäftigung für Kinder. Es diente als Mittel der Bildung für Körper und Geist, und war eng mit ihrer starken Vorstellungskraft verbunden. So verwandelte sich beim Spiel ein kleiner Teich im Nu zum großen Meer, Rindenstücke oder dickere Hobelspäne zu Schiffen und eine Reihe kleiner Steine wurde zu prächtigen Gehöften aufgebaut.

Beschreibung[]

Im Mittelalter tummelten sich Kinder soviel wie möglich im Freien herum, und Ständeunterschiede waren kein Hindernis, seine Spielkameraden frei zu wählen. Man traf sich entweder aus eigener Initiative oder bei diversen Anlässen der Geselligkeit. Vom Spielzeug (anord. leika, n.) für Kinder in ganz jungem Alter, mit dem sie sich zu Hause beschäftigten, können Ringe aus Metall oder Holz angeführt werden, die auf dem Fußboden gerollt wurden, Muschelschalen und Schneckenhäuser, Tier- und Menschenfiguren, kleine Schiffe, Drehscheiben (anord. skaptkringla) und Kreisel (anord. hreytispeldi; vgl. engl. bummers).

Bei fortschreitender Entwicklung der Kinder ahmten die Heranwachsenden gern die Art der Erwachsenen nach. Die Wahl des Spiels richtete sich dabei je nach Herkunft ud Prägung des einzelnen. So errichtete der Sohn eines Landmannes kleine Behausungen und pflegte seine kleine Herde, während Kinder von Wikingern in ihren Vorstellungen mit vollbemannten Schiffen in fremde Länder segelten, wie es z.B. Snorri Sturluson in der Heimskringla (II, 132) über die Kinderspiele des Harald Sigurdsson und seiner Brüder schildert. [1]

Fingerspiele[]

Fingerspiele waren eine von den vielen kleinen Künsten, die Erwachsene ihren Kindern beibrachten. Darunter die Darstellung von Tierfiguern mit den Fingern, wie z.B. Widder, indem man die Finger übereinander bog.

Spielfiguren[]

Spielfiguren, wie die allseits bekannten Zinnsoldaten oder Bleisoldaten, dienten schon in altrömischer Zeit in Gestalt von Soldatenfiguren zu Fuß und zu Pferde als Kinderspielzeug, wie die Gräberfunde ergaben. Im Mittelalter waren es z.B. die Pilgerabzeichen der Kreuzfahrer aus Blei, gewappnete Ritter etc. [2] In der Glúmssaga (c. 12) z. B. werden zwei Jungen im Alter von 4 und 6 Jahren geschildert, die mit einem Messingpferd spielen; der älteste hält sich für zu alt, um sich zu solcher Art Spielzeug herabzulassen, und vermacht deshalb das Pferd seinem Pflegebruder.

Sportliche Spiele[]

Ältere Knaben, die sich dem Jünglingsalter näherten, übten sich in Sport und Freiluftspielen wie die Erwachsenen. Die Heimskringla (I, 62) berichtet auch von einem Opfergelage in Upsala, wo zwei junge Königssöhne ein Knabenspiel veranstalten, 'bei dem jeder von ihnen seinen Haufen anführte'. In der Egils saga (40) wiederum liest man über die Zusammenkunft in Hvítárvellir, wo die Knaben ein eigenes Ballspiel für sich aufführen, neben dem der Erwachsenen. Von Egill Skallagrimsson wird hervorgehoben, daß er sich gern mit anderen Knaben zum Ringkampf traf.

Diese zahlreichen Spielzusammenkünfte in größerem Stil, bei denen Kämpfe oder andere Herausforderungen des späteren Lebens spielerisch nachgeahmt wurden, trugen viel zur körperlichen und geistigen Ausbildung der heranwachsenden Männer bei. Spätere Anführer lernten so die Kunst, eine Schar zu lenken; man lernte, wo und wie man sich unterordnen oder für ein geschlossenes Auftreten zusammenarbeiten musste, wobei gleichzeitig jeder seine besondere Aufgabe hatte. Die Kinderspiele waren gleichzeitig sowohl Nachahmung des Lebens wie Vorbereitung auf das Leben. - Weiteres unter Sport und Spiele.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Snorris Königsbuch (Heimskringla) (Internet Archive). Übertragen von Felix Niedner. Jena E. Diederichs, 1922. (Neuausgabe 1965)
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 948.