![]() |
Dieser Artikel behandelt die Kirche als Bauwerk. Für die Kirche als Institution des Christentums siehe HIER. |
Während die Menschen zum Teil noch in feuchten Grubenhäusern wohnten, wuchsen im Mittelalter große steinerne Kirchen. Sie waren „ewige Baustellen“, sie waren Alltagsorte, Stätten des Gebetes und der Kommunikation. [1]
Beschreibung[]
Da die Messe in den Kirchen in lateinischer Sprache gehalten wurde, war der Inhalt den meisten Menschen jener unverständlich. Daher bekamen Zeremonie, die Bildsprache der ausgemalten Kirchen, der Klang der Gesänge oder der Duft von Räucherartikeln in den Kirchen eine kaum zu überschätzende rituelle Bedeutung. Vieles deutet auch darauf hin, dass vorchristliche alltägliche Religionsvorstellungen tradiert wurden. Offensichtlich gehören Heiligenverehrung und Reliquienglaube hierzu. [1]
Die Anlage war in Deutschland meist recht einfach: bei Langbauten bestand sie der Regel nach aus dem Kirchenschiff, einem schmalerem rechteckigen oder halbrundem Chor und der Vorhalle. Zentralbauten treten vorwiegend bei Pfalzkapellen und Taufkirchen auf.
Die bauliche Anlage der kirchlichen Gebäude in Mittel- und Nordeuropa war im Gegensatz z. B. zu den italienischen und byzantinischen Bauwerken in der Regel auch räumlich bescheiden, ja oft sehr klein, stets kurz, so dass angenommen werden muss, dass die Gemeindemitglieder dem Gottesdienst oft außerhalb durch weite Öffnungen (Vorhalle, offene Bogen) hineinschauend beiwohnten. (vgl. St. Peterskapelle des Kloster St. Ludgerus in Helmstedt [2]).
Basiliken und Apsiden[]

St. Georgs Kirche (Reichenau)
Umfangreichere Basilikenanlagen sind eher seltener; solche ohne Querschiff (dreischiffig mit Vorhalle zwischen zwei Türmen) waren einst in Lorsch nach Ausgrabungen vorhanden; eine mit Querschiff und drei Chorapsiden findet man zu Steinbach und Seligenstadt; großen Umfangs waren mit Doppelchoranlage östlich und westlich einst die Kirchen zu Köln und Fulda (819).
Doppelte Querschiffe waren dagegen sehr selten (z.B. im Kölner Dom und der Kirche St. Pantaleon in Köln [3] und in der St. Georgs Kirche Reichenau). Mit einer Empore über den Seitenschiffen, Querschiff mit Apsiden, Chorapsis, sowie zwei runden Westtürmen und Vorhalle dazwischen wurde z.B. die Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode erbaut [4].
Krypten und Türme[]
Kryptenanlagen waren bei Zentral- und Langbauten überall verbreitet. Turmpaare waren anfänglich öfters freistehend (z.B. im Kloster St. Gallen), wurden seit dem Bau der Aachener Pfalzkapelle - meist als Rundtürme - dann viel gebräuchlicher und bildeten mit der Vorhalle eine eigene architektonische Gruppe, die für das 10. Jh. (z.B. Münster-Eifel, Kloster Möllenbeck, Bad Wimpfen i. T., die Kirche Großenlinden) besonders charakteristisch ist.
In der Essener Stiftskirche Maria in der Not wurde der Westbau, der sich als Nische mit innerer architektonischer Gliederung nach dem Muster der Aachener Pfalzkapelle zum Schiff hin öffnet, als eine Art Turmbau in die Höhe gezogen und ebenfalls von zwei Treppentürmchen flankiert.
Altäre[]
Im Inneren der Kirche nimmt der Altar, entweder unter dem Triumphbogen oder im Zentrum der Apsis gelegen, die wichtigste Stellung ein. Zu ihm treten Ambo (Kanzel) und Schranken für den Chor und die Geistlichkeit. Diese letztere faßt zur Abtrennung eines Raumes rings um den Altar, oft das Querschiff und selbst ein Stück des Mittelschiffes mit ein.
In der Einhardsbasilika Michelstadt (Steinbach) trennte sogar eine Bogenstellung (Ikonostase, Bilderwand) ganz wie bei westgotischen Kirchen in Spanien (St. Miguel de Escalada) quer durch die Kirche diesen Raum ab. Für den Chor wurde bei sehr großer Zahl der Klosterinsassen eine zweite Choranlage im Westen geschaffen; für Nonnenklöster errichtete man häufig im Westen eine Chorempore über dem Eingang (Winterchor).
Innenausstattung[]
Das Innere des Gotteshauses bedurfte einer Fülle einzelner Gestaltungen für den Gottesdienst. Waren zur einfachen Benutzbarkeit Dinge wie Türen und Fenster, Dach und Decke notwendig, so gebrauchte die Kirche ferner für ihre eigentlichen Zwecke zunächst den Altar mit den dazugehörigen Geräten; die erhöhten Standorte für Predigt, Evangeliums- und Epistel-Vorlesung (Kanzel, Ambo), die Schranken zur Abtrennung bestimmter Teile, die Bischofstühle (cathedra) und Presbytersitze.
Ebenso Schmuck wie Wandgemälde, Mosaiken, reiche Fußböden, Vorhänge und Teppiche, Stickereien, wie kirchliche Kostbarkeiten, insbesondere Reliquiare und so viele andere Dinge, die noch heute unentbehrlich sind. Zudem waren sakristeiartige Nebenräume nötig, insbesondere das Diakonikon und die Prothesis; Vorhalle (Narthex) und Vorhof (Atrium) scheinen ebenfalls für fast unentbehrlich gehalten worden zu sein.
Entwicklung[]
Zur Völkerwanderungszeit wurden Kirchen bei den germanischen Stämmen anfänglich durchweg in Holzbau hergestellt. Im Frühmittelalter, zur Zeit Karls des Großen ersetzte dann der Steinbau diesen langsam.
Verwandte Themen[]
Navigation Kirche |
---|
Christentum • Bekehrungsgeschichte • Investiturstreit • Kanonisches Recht • Kirchengericht • Kirchengesang • Kirchengut • Kirchenrecht • Kirchensteuer • Kirchenverfassung • Kirchenzehnt • Patristik |
Augustiner • Benediktiner • Deutscher Orden • Dominikaner • Franziskaner • Johanniter • Katharer • Waldenser • Zisterzienser |
Klerus (England • Nordeuropa) • Abt • Archidiakon • Bischof • Diakon • Erzpriester • Kaplan • Mönch • Presbyter • Priester |
Kirche • Basilika • Eigenkirche • Kapelle • Kathedrale • Kloster • Nordische Kirchen • Stabkirche |
Kategorien: • Christentum • Kirchenrecht • Kirchliches Bauwerk • Klerus • Kleriker • Kloster • Organisation |
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 45 f.
Einzelnachweise[]
- ↑ 1,0 1,1 Hauptmeyer, Carl-Hans: Niedersachsen - Landesgeschichte und historische Regionalentwicklung im Überblick (Land Niedersachsen). Isensee Verlag Oldenburg. Hrsg. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung. Hannover, 2004. ISBN 3-89995-064-X. S. 54.
- ↑ Stadt Helmstedt: Kloster St. Ludgerus
- ↑ Stadt Köln: St. Pantaleon-Homepage
- ↑ Stadt Gernrode: Stiftskirche St. Cyriakus