Mittelalter Wiki
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Bei der Kleidung des Spätmittelalters bilden die flandrische und burgundische Tracht besondere Kostümtypen, die das Modekostüm des 14. und 15. Jh. waren. Das 15. Jh. ist das Zeitalter der Ausschreitungen und Übertreibungen der Mode, wofür z.B. die Zattel- und Schellentracht ein bezeichnendes Beispiel bieten.

Beschreibung[]

Im Spätmittelalter waren die Kopfbedeckungen der Frauen in der Regel weiß; auch war häufig das Überkleid blau und das Unterkleid rot, - wohl dadurch veranlasst, dass man gewöhnlich in diesen Farben die Gewandung der Jungfrau Maria darstellte. [1]

14. Jahrhundert[]

Zu Beginn des 14. Jhds. erscheinen die vornehmsten Männer in langen, umhüllenden Gewändern, sobald sie keine Rittertracht tragen. [2] Charakteristisch wird für die Kleidung des Adels im weiteren 14. Jh. jedoch eine eng anliegende Tracht, bei dem Herrn Wams und Strumpfhosen, bei der Dame die Cotte bardie. Auffällig sind auch fast durchgehends vorkommende Reihen von Knöpfen an den engen Ärmeln bei Männer und Frauen. Als Kopfbedeckung erscheint der spitze Hennin. Bei der Frauentracht sieht man außerdem Unterkleider mit engen, bis auf die Hand reichenden Ärmeln, darüber ein Obergewand mit Ärmeln, welche nur bis zum Ellenbogen gehen und von da in herabhängenden Lappen auslaufen.

Unterdessen begann man in Italien bereits Mitte des 14. Jhds., in den Kostümen den antiken Stil wieder aufzunehmen, während in Deutschland und den anderen Ländern der mittelalterliche Geschmack noch lange fortfuhr, sich in seiner Originalität zu entwickeln. Dies zeigt sich u.a. darin, dass italienische Kleidung dieser Zeit sehr an den altgriechischen und römischen Geschmack erinnert, bei Frauenkleidung besonders das kürzere Überkleid ohne Gürtel. [3]

2. Hälfte 14. Jahrhundert[]

In der 2. Hälfte des 14. Jhds. entwickelte sich die Ausstattung der Ritter innerhalb weniger Jahre weiter. Die Haustracht dagegen wurde in ihrer Eigentümlichkeit und Einfachheit mit wenig Abwechslung von den Männern verschiedenen Standes in dieser Periode getragen. Charakteristisch für jene Zeit ist als Oberteil ein enger Rock, der vorn herab und an den Ärmeln mit Reihen kleiner Knöpfchen geschlossen wurde. [4]

Das unverhüllte, höchstens mit einem Reif gezierte, Haupt war das gewöhnliche Zeichen einer Jungfrau. Eine originelle Zierde dieser Zeit war das lange Hängewerk, welches an den Armbändern befestigt war.

In dieser Periode ist ein breiter Gürtel (vgl. Cingulum militare, Dupsing) der horizontal unter den Hüften getragen wird, ein typisches Erkennungsmerkmal der Ritter in allen christlichen Ländern. Dieser erscheint auf Gemälden und Grabmonumenten sowohl bei geharnischten, als auch bei ungeharnischten Rittern. Die Darstellung junger adliger Männer ohne Schwert wies darauf hin, dass diese noch nicht wehrhaft waren. [5]

15. Jahrhundert[]

Zu Beginn des 15. Jhds. besteht die Mode der gehobenen Gesellschaft besonders in gezattelten Ärmeln (s. Zatteltracht) und Tüchern („gemotzert und geflitzert“), herabhängenden Sackärmeln, Pelzverbrämung („Kleinspalt“) und turbanartigen Kopfbedeckungen (Chaperon) mit Sendelbinden. Auch Mi-parti erscheint noch. [6] Die gewöhnliche Frauenkleidung bildete öfters auch zugleich das Ornat der Fürstinnen und unterschied sich lediglich durch die Krone von der gewöhnlichen Tracht des ausgehenden 14. und der ersten Hälfte des 15. Jhds. [7]

Das Tragen von Schellen war im 14. und bis gegen Schluss des 15. Jhds. die Auszeichnung sowohl der weltlichen als der geistlichen hohen Stände (s. Schellentracht). [8]

In einer Darstellung eines edlen Florentiners des 15. Jhs. erscheint dieser mit einer roten, wulstartigen Kappe (Schaprun), von der die Sendelbinde herabhängt, zudem trägt er mehrfarbige Strumpfhosen (Mi-parti). Das Bildnis einer edlen Florentinerin derselben Zeit auf einem Freskogemälde des Domenico Ghirlandajo in Santa Maria Novella (Florenz) zeigt sie mit einer weißen, goldumsäumten Haube, deren Spitzen wulstartig zusammengedreht auf die Schultern herabfallen. [9]

Ein burgundisches Edelfräulein auf einem Hautelisse-Teppich in München aus dem 15. Jhs. trägt ein langes wallendes Kleid mit einem 10 cm breiten Goldbesatz. Während Karl von Montagne, ein französischer Edelmann, der 1415 bei der Schlacht von Azincourt fiel, in einer Miniatur des 15. Jhs. mit Schulterwülsten (Mahoîtres) und ausgezackten, lang herabfallenden Ärmeln (sog. Zatteltracht) dargestellt ist.

Das vornehme Bürgertum trug im 15. Jh. den Schaube als vorn offenen, ungegürteten Überrock, der z.B. aus Damast bestand oder mit einer breiten goldener Borte besetzt war. Als Haartracht war ein Kolbenschnitt üblich, wie sie z.B. an den Wandgemälden im Huldigungssaal des Rathauses zu Goslar (um 1480) zu ersehen ist. Als Kopfbedeckung erscheint häufig ein Barett.

Die vornehmen Frauen aus dem Bürgertum (s.a. Frauenkleidung) trugen z.B. eine hohe, spitze Haube mit Spitzenbesatz und turbanartigem Wulst oder in Deutschland auch die Barbette, eine Haube mit Kinnband. Ihre Kleider besaßen z.B. weite Ärmel, die innen andersfarbig gefüttert waren, oder lange Oberärmel, z.B. mit weißem Pelz gefüttert.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. IV, S. 8, Tafel 228
  2. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 9, Tafel 157
  3. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 15, Tafel 171
  4. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 32, Tafel 203.
  5. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 25, Tafel 192
  6. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. IV, S. 10 f., Tafel 233-236
  7. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. IV, S. 11, Tafel 239
  8. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. IV, S. 11 f., Tafel 240
  9. Aus A.v. Heyden, Blätter für Kostümkunde, Bd. I. Berlin 1876, F. Lipperheide.
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