Die Kriegsflotte der Angelsachsen auf den Britischen Inseln verdankt ihre Gründung den Normanneneinfällen ab dem 8. Jh. Besonders unter Alfred dem Großen kämpfte die angelächsische Flotte, meist siegreich, gegen die Dänen.
Beschreibung[]
Bereits König Offa von Mercien (757-796), soll zur Verteidigung gegen die Einfälle eine Kriegsflotte geschaffen haben, doch richtete sie weder unter ihm noch unter seinen Nachfolgern Erhebliches gegen die Normannen aus, abgesehen von einem Seesieg, den Aethelstan 851 bei Sandwich über die Dänen davontrug.
Der wahre Begründer der englischen Kriegsflotte wurde Alfred der Große. Bereits 875, 882 und 885 kämpfte seine Flotte, meist siegreich, gegen die Dänen. 897 ließ Alfred einen neuen Schiffstyp gegen die Wikingerschiffe (s. Schiffsarten) erbauen, der diesen an Größe und Kampfkraft überlegen war und in einem Kampf an der englischen Südküste den Sieg gewann. Alfreds Flotte war teilweise mit Friesen bemannt. Auch unter Alfreds Nachfolgern im 10. Jh. spielte die Flotte bei vielen Gelegenheiten eine wichtige Rolle.
Edgar von England[]
Insbesondere widmete sich König Edgar von England (959-975) der Neuorganisation der Flotte. Er teilte sie angeblich in drei Geschwader (in der Nordsee, im Irischen Kanal und an der Nordküste Schottlands) und inspizierte sie auf jährlichen Rundreisen um die britische Küste.
Spätestens unter Edgar wurde die Flotte nach skandinavischem Vorbild durch ein Landesaufgebot aufgebracht, indem jedes Shire in Abteilungen von je 300 oder 310 Hiden (Hufen) eingeteilt wurde, die zur Stellung eines Remenkriegsschiffs verpflichtet waren, während je 8 Hiden einen Helm und eine Brünne zu liefern hatten, so daß auf jedes Schiff ca. 39 gepanzerte Krieger entfielen. Genauere Nachrichten über diese Flottengestellung liegen erst aus der Zeit Aethelreds II. von Wessex (979—1016) vor, besonders anläßlich der großen Flottenrüstung von 1008; doch zeigte sich die Flotte wenig wirksam und konnte die Eroberung Englands durch die Dänen nicht verhindern.
Unter dänischer Vorherrschaft[]
Unter den dänischen Königen trat insofern eine Änderung ein, als diese auf die Gestellung von Schiffen mit englischer Besatzung verzichteten, dagegen eine von Aethelred II. zum Abkauf dänischer Angriffe erhobene Abgabe, das Heergeld (heregyld) weiter erhoben und teils zur Unterhaltung der Landtruppen, teils zur Beschaffung von Schiffen und Besoldung ihrer dänischen Besatzung, der liðsmenn, verwendeten. Der auf diese Weise unterhaltene Teil der Flotte bestand unter Knut dem Großen (995-1035) und König Harald I. von England (1016–1040) aus 16, unter Hardeknut aus 62, später 32 Schiffen.
Edward der Bekenner setzte dieses Geschwader auf 14, im Jahre 1049 auf 5 Schiffe herab und verabschiedete es im folgenden Jahre unter Aufhebung des Heergeldes völlig. Damit trat die alte Schiffsgestellungsordnung wieder in Kraft, da die in diesen Jahren auftretende englische Flotte (40—50 Schiffe) sich aus einigen wenigen cinges scipum, zum größten Teil aber aus landes manna scipum zusammensetzte. Die dänischen Könige erhoben eine Schiffsschatzung von 8 Mark pro Remen (eigentlich „pro Ruderdolle"), so daß, da z.B. nach 1053 insgesamt 22.096 Mark für 32 Schiffe aufgebracht wurden, auf das Schiff 86 Remen entfielen.
Die Schiffe waren demnach im Durchschnitt 43-Bänker, also durchaus von bedeutender Größe. Zu den Heergeldschiffen traten im Kriegsfall die vom König aus eigenen Mitteln unterhaltenen sowie die von den Großen des Reiches (Bischöfen, Jarls, Thegnen) gestellten Fahrzeuge (so 1028 bei dem Feldzug gegen Norwegen 50 scipu Engliscra þegena), so daß die Gesamtheit der Flotte bedeutend mehr Schiffe als das ständig in Dienst befindliche Heergeldgeschwader umfaßte. Eine zur Bewachung der Häfen und wohl auch neben den liðsmenn zur Bemannung der Schiffe bestimmte, in Kent und Yorkshire ansässige Truppe dänischer Herkunft scheinen die Butsekarle (vgl. Schiffsarten) gewesen zu sein.
Verwandte Themen[]
Heerwesen Navigation |
---|
"Heerwesen" (Hauptartikel) • Aufgebot • Heer • Heerbann • Heereseinteilung • Helm • Landfolge • Rüstung • Schild • Waffen • Waffenübungen • Zweikampf |
Heerwesen der Renaissance • Heerwesen des Frühmittelalters • Heerwesen des Hochmittelalters • Heerwesen des Spätmittelalters |
Truppengattungen • Bogenschützen • Fußkämpfer • Kriegsflotte • Parabatenreiterei • Reiterei • Ritter • Söldner |
Kategorien: Heerwesen (Hauptkategorie) • Befestigungswesen • Helme • Rittertum • Rüstung • Schilde • Truppengattung • Waffen • Heerwesen nach Epoche • Heerwesen nach Jahrhundert • Heerwesen nach Land |
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 106 ff.