Mittelalter Wiki
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Die Kriegssense oder Sturmsense (lat. falx, ital. falce combatimunta, span. guadana de combata, franz. faux de guerre) war eine mittelalterliche Stangenwaffe, die sich ab dem 12. Jhd. entwickelte. Sie besitzt eine flache, gekrümmte, säbelähnliche Klinge, die am konvexen Rand verstärkt oder wie die Sensen am Rücken umgebogen, am konkaven Teil aber geschärft ist.

Beschreibung[]

Die Kriegssense ist die gerade gerichtete Ackersense. Ihre Klinge besteht aus einer Sense und bildet eine etwas gebogene Linie über dem langen Schaft.

Sie hat nur eine innere Schneide, die zur Spitze hin leicht geneigt ist, wo hingegen bei der ebenfalls einschneidigen Kriegssichel (lat. auch falx) die gekrümmte Spitze wie beim Säbel zum Rücken der Klinge zurückweicht und die Schneide auf der äußeren Klingenbiegung sitzt.

Von der Glefe bzw. Schwertglefe unterscheidet sich die Kriegssense dadurch, dass das Eisen der Glefe, was schon der Name von lat. gladius - ‚Schwert‘ andeutet, wie beim Hieb- und Stoßschwert meist zwei Schneiden hat. Die Klinge sitzt an einer Dille auf und an ihrem Rücken ist, von einem Ansatz auslaufend, ein langes, pfriemenartiges Spießeisen angebracht.

Sensenwaffen, besonders die sogenannten Sensenschwerter, wo die Schneide auch an der inneren Krümmung verlief (die Schneide liegt im Gegensatz dazu beim Säbel auf äußeren Krümmung ) kommen bei Römern unter den Name Ensis falcatus oder Hamatus, mehr aber noch als Krummschwerter im Mittelalter vor.

Entwicklung[]

Die ersten Sturmsensen treten im 12. Jh. in England auf, wobei einer der ersten Typen dieser Waffengattung in den verschiedenen Werken teils zu den Glefen gezählt, teils guisarme (s. Couse) [1] genannt wird. Allerdings scheint die Guisarme des 12. Jhs. eine Waffe gewesen zu sein, welche, zwischen Glefe und Couse stand, und eigentlich ein Messer darstellte, welches oben in eine pfriemenartige Spitze auslief (Glaive-guisarme).

16. Jahrhundert[]

In der 1. Hälfte des 16. Jhds. erscheinen die Kriegssensen in größeren Mengen als Kriegswaffen zuerst in den Bauernunruhen Tirols, und dürften in geringerer Zahl auch in den Burgunderkriegen von den Schweizern geführt worden sein. Als Bauernwaffe ist die Kriegssense für den Stoß allerdings ungeeignet und für den Hieb weniger wirksam, als man annehmen mag. Während des Bauernkrieges wurden in Österreich die Schmiede, welche sich dazu hergaben, die Ackersensen in Waffen umzugestalten, mit dem Tode bestraft. Dennoch fand diese Waffe in allen Empörungskriegen allgemeine Anwendung, besonders im Bauernkrieg zu Beginn des 16. Jhds., dem Aufstande der Tiroler 1703, 1805 und 1809, und auch noch in den polnischen Aufständen von 1830 und 1848.

17. Jahrhundert[]

Sturmsensen 1683 handbuchderwaff@Boeheim, Fig.415

Sturmsensen (auch „Magdeburger Sturmsichel“) in ihrer Zusammenstellung für den Angriff

Während der Belagerung Wiens durch die Türken 1683 verwendeten die Verteidiger eine eigene Art von Sturmsensen, die sich im Kampf in der Bresche gut bewährte. Eine solche Sense bestand aus einer 90 cm Langen, flachen Spießklinge an einem kurzen Schaft.

Knapp vor der Dille breiteten sich beiderseits konkav nach oben gerichtete sensenähnliche Klingen aus, deren Spitzen 80 cm von der Spießklinge abstanden. Etwa in der Mitte dieser Sensenklingen waren viereckige Löcher angebracht, die bezweckten, die Klingen mit den beiden benachbarten Sturmsensen durch Bolzen verbinden zu können, so dass die ganze Reihe derselben gewissermaßen nur eine einzige Waffe darstellte.

Beim Gebrauch wurde die nötige Anzahl von Sturmsensen zusammengestellt und mittels Federbolzen verbunden. So viele Soldaten, als Platz fanden, ergriffen die Schäfte und rückten mit dieser Maschine dem anstürmenden Feinde entgegen. Diese häufig in Anwendung gebrachte Waffe wurde dem Feinde zuletzt so furchtbar, dass er sich über diese „schlechte Kriegsmanier" bitter beklagte.

Magdeburger Sturmsichel[]

Die Anwendung eines ähnlichen Systems war damals nicht neu. So wurde die dreizackige Kriegssense (die auch zu den Kriegssicheln gezählt wurde) „Magdeburger Sturmsichel“ genannt und zur Verteidigung der Brechen benutzt. Diese Waffen mit 3 nach oben gewendeten Spitzen wurden auch in Deutschland oft zu vieren aneinandergeschraubt und dem anstürmenden Feind entgegengehalten. Schon Maximilian I. führte in seinen Zeughäusern sogenannte Streitkarren, welche mit Spießen, Sensen und selbst mit Hakenbüchsen bewehrt waren.

18. Jahrhundert[]

Im 18. Jhd. führte die österreichischen Mannschaft der Kriegsflottille an der unteren Donau, die sog. Czaikisten (bzw. Tschaikisten), Sturmsensen von ungeheurem Umfang (Klingen von 1,30 m bis 1,40 m Länge) auf ihren Schiffen, um die Bemannung der feindlichen Boote wegzumähen und das Entern zu verhindern. Die österreichischen Soldaten, die diesen Namen führten, hatten ihn von den Tschaiken übernommen, einer Art Pontons.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Dictionnaire raisonné de l'architecture française du XIe au XVIe siècle, Vol. 5 (Internet Archive). Eugène-Emmanuel Viollet-le-Duc. Paris : Librairie centrale d'architecture, 1874. S. 492
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