Mittelalter Wiki
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Der Krist des Otfrid von Weißenburg ist eine poetische Evangelienharmonie in 5 Büchern mit dem lateinischen Titel „Liber Evangeliorum Domini gratia theodisce conscriptus“. Geschrieben zwischen 865 bis 868 gehört dieses Werk zu den wichtigsten Denkmälern der althochdeutschen Sprach- und Literaturperiode.

Beschreibung[]

Um 865 bis 868 verfasste Otfrid von Weißenburg im Kloster Weißenburg im Elsass seinen Krist und schickte sein Werk nach dessen Vollendung mit einer althochdeutschen Widmung in Form eines Zueignungsgedichts an König Ludwig den Deutschen und zugleich, mit einer Vorrede, auch dem Erzbischof Liutbert von Mainz.

Otfrid hatte die Absicht, durch seine Dichtung mit einem christlich-erbaulichen Inhalt, der Liebe seiner Landsleute zu weltlicher Volkspoesie (dem „laicorum cantus obscoenus“) entgegenzuwirken und zugleich eine Art christliches Epos nach dem Vorbild lateinischer Epiker in deutscher Sprache aufzustellen, für das ihm heidnische und christliche Autoren, wie Vergil, Lukan, Ovid, Juvencus, Arator, Prudentius etc., als Vorbilder vorschwebten.

Literatur-historische Bedeutung[]

Der poetische Wert dieser Evangelienharmonie ist nicht groß und sehr viel geringer als der des stoffverwandten Heliands. Der Verfasser stellt seine Gelehrsamkeit, wo es irgend geht, in den Vordergrund; er schiebt mit Vorliebe mystische und moralische Deutungen in die Darstellung ein, trockene Lehrhaftigkeit macht den überwiegenden Charakter der letzteren aus.

Die literaturhistorische Bedeutung des Werkes beruht zu einem großen Teil auf dem Umstand, dass Otfrid zuerst mit Entschiedenheit unter dem Einfluss der lateinischen Hymnenpoesie den Endreim statt der Alliteration als Bindemittel der Verse anwendete, deren Rhythmus gleichzeitig eine strengere Regelung nach diesem Vorbild erfuhr. Somit ist der Krist das älteste deutsche Gedicht, in welchem der Endreim herrscht.

Je vier Verse verband er zu einer Strophe. Die Strophen bestehen wiederum aus zwei Langzeilen zu je acht Hebungen, und jede Langzeile zerfällt in zwei aufeinander reimende Langzeilen. Wenn das Gedicht auch an poetischem Werte dem altsächsischen Heliand weit nachsteht, so bleibt es doch unschätzbar für die Kenntniss der althochdeutschen Sprache und Metrik und ist eines der bedeutendsten Werke aus der Zeit der Karolinger bis etwa 1150.

Bemerkenswert ist, dass Otfrid sich schon in allerlei sprachlichen Künsteleien versuchte, wie denn in den Zueignungsgedichten, mit denen er sein Werk an König Ludwig, Salomo von Konstanz und Liutbert sandte, nicht nur aus den Anfangs-, sondern sogar aus den Endbuchstaben der Strophen Akrosticha gebildet sind.

Überlieferung[]

Es existieren von Otfrieds Gedicht zwei ausgezeichnet schöne Handschriften in Heidelberg und Wien (die letztere wahrscheinlich von Otfrid selbst revidiert) sowie eine weitere in München; außerdem in Wolfenbüttel, Bonn, Berlin Bruchstücke einer vierten Handschrift.

Quellen[]

Literatur[]

Einzelnachweise[]