Mittelalter Wiki
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Lüneburg (nd. Lünborg, Lümborg, engl. Lunenburg, lat. Luneburgum oder Lunaburgum, asächs. Hliuni) ist eine Hansestadt im Nordosten von Niedersachsen, an der Ilmenau. Ihre Benennung in lateinischen Texten als Selenopolis verweist auf sie als Mondstadt. Im 13. Jhd. entstand das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, aus dem sich bald darauf das Fürstentum Lüneburg bildete.

Beschreibung[]

Die Lüneburger Salzvorkommen waren für die mittelalterliche Wirtschaft Niedersachsens von großer Bedeutung. Als Rohstoff und wichtigstes Konservierungsmittel war es europaweit bedeutend und für die Stadtentwicklung wichtig. Die Lüneburger Saline war die größte im mittelalterlichen Reich und für das nördliche und östliche Mitteleuropa die wichtigste.

Zeitlinie[]

Die ersten Zeugnisse menschlicher Anwesenheit im Raum Lüneburg werden in die Zeit der Neandertaler vor ca. 150.000 Jahren datiert. Aus dem Beginn der Jungsteinzeit (um ca. 6.000 v. Chr.) stammen die ersten archäologischen Zeugnisse einer sesshaften Bauernkultur an der Ilmenau zwischen Lüne und Bardowick.

Bronzezeit[]

Aus der frühen Bronzezeit datieren mehrere Bestattungsplätze vom Lüneburger Zeltberg sowie ein Randleistenbeil der Aunjetitzer Kultur (um 1.900 v. Chr.).

Römische Eisenzeit[]

Aus der römischen Eisenzeit werden die Namen mehrerer germanischer Stämme genannt, die damals zwischen Ems und Elbe ansässig waren, darunter die Langobarden an der Elbe um Lüneburg. Dies bezeugen auch die langobardischen Urnengräberfelder vom Lüneburger Zeltberg und Oedeme aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. Auch der vom griechischen Geografen Claudius Ptolemäus etwa 150 n. Chr. genannte Ort Leuphana könnte mit Lüneburg identisch sein.

Frühmittelalter[]

Aus dem Frühmittelalter stammt eine Reihe von Fundplätzen auf dem heutigen Stadtgebiet (Modestorpe, Lambertiplatz und ehemaliges Wasserviertel).

8. Jahrhundert[]

  • 795 - Die fränkischen Reichsannalen erwähnen den Ort langobard. Hliuni (d.h. 'Zufluchtsort'), einen der drei Kerne Lüneburgs.

9. Jahrhundert[]

Nach dem Verfall der karolingischen Reichsgewalt ab Mitte des 9. Jhds. erweitern die Billunger, eine sächsische Adelsfamilie, ihren Besitz und bauen ihren Einfluss im Raum Lüneburg aus.

10. Jahrhundert[]

Ende des 10. Jhds. fördert der Handel mit Lüneburger Salz die wirtschaftliche Entwicklung im niedersächsischen Raum.

  • 951 - Die Billunger beziehen die Burg Lüneburg auf dem Kalkberg.
  • 956 – Erste Erwähnung Lüneburgs (Luniburc) und der Saline in einer Urkunde König Ottos I., welcher die Zolleinnahmen aus der Saline dem St. Michaeliskloster schenkt.

Hochmittelalter[]

Da große Mengen Holz für das Salzsieden benötigt wurden, schritt im Hochmittelalter die Entwaldung im Raum um Lüneburg besonders rasch voran.

11. Jahrhundert[]

  • 1046 – Als Heinrich III. Goslar mit der Kaiserpfalz zu seiner bevorzugten Residenz und damit fast zum Mittelpunkt des Reiches macht, ruft das den Widerstand der führenden sächsischen Adelsfamilien hervor, von denen die Billunger schon unter den Ottonen zur Herzogswürde aufgestiegen waren.

12. Jahrhundert[]

Nach der Zerschlagung des alten Herzogtums Sachsen schaffen sich die ehemaligen Vasallen Heinrichs des Löwen und andere Adlige eigene Territorien. Der Name Lüneburg zeugt dabei noch von den Burgen des 12. und 13. Jhds., die die Basis von späteren Stadt- und Territorialbildungen schufen.

13. Jahrhundert[]

Im 13. Jhd. steht die Salznachfrage aufgrund der Bevölkerungszunahme und der Entfaltung des hansischen Handels rasch an. Von der wachsenden Nachfrage profitierten vorrangig die Bürger, insbesondere die Führungsgruppe der die Pfannen bewirtschaftenden Sülfmeister, aber auch die immer häufiger in Salzrenten investierenden kirchlichen Institutionen.

Da die Geestgebiete in der Umgebung der Stadt durch den immensen Holzverbrauch der Saline und der Schafbeweidung auf den abgeholzten Flächen verheideten, wurden seit dem 13. Jhd. die Verkehrsverbindungen immer weiter ausgebaut. Um Holz zu importieren und Salz zu exportieren, erwarb die Stadt Handels- und Zollprivilegien und beteiligte sich am Bau des Stecknitzkanals nach Lübeck, über den der Salzbedarf des gesamten Ostseeraumes gedeckt wurde.

  • 1231 – In Lüneburg werden bereits in 48 Siedehütten mit drei, später vier Pfannen Salz gesotten.
  • 1235 - Kaiser Friedrich II. gibt die ererbten welfischen Eigengüter als Reichslehen an Otto „das Kind“, ein Enkel Heinrichs des Löwen. Gleichzeitig erhebt er "Braunschweig-Lüneburg" zum Herzogtum. Das Bestreben, diesen Besitzkomplex abzurunden und auszubauen, war dem neuen welfischen Herzogtum schon bei der Entstehung vorgezeichnet.
  • 1269 - Unter herzoglicher Obhut wird die „neue Sülze“ angelegt.

Spätmittelalter[]

Im Spätmittelalter gedieh Lüneburg durch die Salzgewinnung und insbesondere durch die Einnahmen aus dem Salzhandel neben Braunschweig zur wichtigsten niedersächsischen Hansestadt. Wegen der überregionalen Bedeutung der Saline nahmen hier die Sülfmeister eine Sonderstellung ein, wobei zugleich die Ratsaufsicht über die Zünfte vergleichsweise streng war (s.a. Niedersächsisches Handelswesen).

  • 1267 - Dynastische Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg mitsamt der Güter und Berechtigungen zwischen den Söhnen Herzog Ottos des Kindes in das südliche Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und das nördliche Fürstentum Lüneburg. Diese Teilung hatte über fast sieben Jahrhunderte Bestand.
    • Johann I. von Braunschweig-Lüneburg erhält das nördliche Fürstentum Lüneburg und begründet die Lüneburger Nebenlinie der Welfen.
    • Albrecht I. von Braunschweig erhält das südliche Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und begründet die Wolfenbütteler Nebenlinie der Welfen. Dieses Fürstentum blieb in seinen Grenzen im Wesentlichen unverändert.

14. Jahrhundert[]

Im 14. Jhd. erstarkt die Stadt Lüneburg durch das Aufblühen des Fernhandels und auch die florierende Salzgewinnung. Als einem der welfische Hauptorte gelingt es den Bürgern, die Herzöge aus ihren Mauern zu vertreiben. Um 1300 war die bewaldete Fläche geringer als heute. In der Geest bei Lüneburg trugen Schafhaltung und Abschlagen des Humusbodens zur Verbesserung der kargen Felder (Plaggendüngung) dazu bei, dass ein großes Gebiet verheidete und die "Lüneburger Heide" entstand.

  • 1350 - Nach der ersten Pestwelle 1349/50 werden sämtliche Juden in Lüneburg ermordet, während sie offenbar nur in Goslar vor Übergriffen geschützt werden konnten.
  • 1369 - Als das Haus Lüneburg ausstirbt, übergeht Kaiser Karl IV. das welfische Haus Braunschweig und überträgt das Fürstentum den askanischen Herzögen von Sachsen-Wittenberg. Damit gerät der Herrschaftsbereich der Welfen in ernsthafte Gefahr.
  • 1371 - Der Lüneburger Erbfolgekrieg fügt dem Land schwere Schäden zu. Die Bürger der Stadt zerstören die herzogliche Burg auf dem Kalkberg sowie das nahegelegene Kloster. Daraufhin ziehen die Lüneburger Herzöge nach Celle.
  • 1388 - Ende des Lüneburger Erbfolgekrieges. Das erbberechtigte Haus Braunschweig erzwingt von Kaiser Karl IV. die Belehnung mit dem Fürstentum Lüneburg.
  • 1392 – Den einflussreichen Städten im Fürstentum Lüneburg gelingt es, die durch den Erbfolgekrieg geschwächten Herzöge in der „Sate", einem Vertrag zur Beschränkung der fürstlichen Regierungsgewalt, nahezu zu entmachten. Diese mussten mit den Landständen einen Vertrag schließen, der die fürstliche Regierungsgewalt eng beschränkte und von den Ständen abhängig machte. Lüneburg erhält das "[[Stapelrecht]".
  • 1397 - Bau der westlichen Landwehr, welche die Kaufleute auf ihrem Weg durch die Stadt zwang.

15. Jahrhundert[]

Im 15. Jhd. errichteten die Welfen mit dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg ein fast geschlossenes Herrschaftsgebiet, das den ganzen Osten Niedersachsens von der Elbe bis zur Oberweser einnahm. Nur das dazwischen gelagerte Hochstift Hildesheim unterbrach das Gebiet.

  • 1446 - Beginn des "Lüneburger Prälatenkrieges".
  • 1462 - Ende des "Lüneburger Prälatenkrieges" durch Intervention des Königs Christian I. von Dänemark, des Bischofs von Schwerin sowie des Lübecker Bischofs Arnold Westphal.
  • 1479 - Bau der östlichen Landwehr, welche die Kaufleute auf ihrem Weg durch die Stadt zwang.

Renaissance[]

16. Jahrhundert[]

Im 16. Jhd. erlebte Lüneburg (Lvneborch) seine letzte Blüte als Salzstadt, bevor die südwesteuropäischen Salze als Konkurrenzprodukt erfolgreicher waren. [1] Es war eine Zeit höchster wirtschaftlicher und kultureller Blüte, wie sie noch nie zuvor und auch für mindestens zweieinhalb Jahrhunderte danach nicht wieder erreicht wurde.

Als im Zuge der Reformation viele Klöster aufgelöst wurden und ihr oft ansehnlicher Besitz den Landesherren zufiel, blieben im Lüneburgischen eine ganze Reihe von Klöstern als evangelische Konvente bestehen. Unter den weltlichen Fürsten war Herzog Ernst I. der Bekenner von Lüneburg ein früher Anhänger Luthers.

  • 1514 - Heinrich II. wird Herzog von Braunschweig und Lüneburg sowie Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel.
  • 1519 – In der Hildesheimer Stiftsfehde verbündet sich Lüneburg mit dem Bischof von Hildesheim, der zwar in der Schlacht bei Soltau siegt, den Krieg jedoch verliert.
  • 1527 - Die halbsouveräne Nebenlinie von Harburg spaltet sich vom Fürstentum Lüneburg ab.
  • 1529 - Lüneburg wendet sich in der Reformationszeit dem protestantischen Bekenntnis zu, welches auch von Herzog Ernst 'dem Bekenner' von Braunschweig-Lüneburg vorangetrieben wird. Urbanus Rhegius wird als Reformator nach Lüneburg berufen.
  • 1560 - Niedergang der Hanse. Durch die Heringskrise in Schonen verlor die Stadt wichtige Kunden für ihr Salz und verarmte schnell.
  • 1562 - Friedensschluss zwischen Lüneburg und dem Landesfürsten.
  • 1569 - Die halbsouveräne Nebenlinie von Dannenberg spaltet sich vom Fürstentum Lüneburg ab.
  • 1577 - Der Lüneburger Bürgermeister unterzeichnet die lutherische Konkordienformel, um die Reformation zu etablieren.
  • 1580 - Der Lüneburger Stadtrat bekräftigt die lutherische Konkordienformel.
  • 1582 – Das Haus Lüneburg beerbt die Grafen von Hoya.
  • 1585 - Das Haus Lüneburg beerbt die Grafen von Diepholz.

17. Jahrhundert[]

Im 17. Jhd. fallen die Nebenlinien von Harburg und Dannenberg an die Celler Hauptlinie des Fürstentums Lüneburg zurück.

  • 1618 - Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Dieser Krieg ist auch für Niedersachsen eine Schreckens- und Leidenszeit, und das Lüneburger Land erleidet schwere Schäden.
  • 1623 - Der Dreißigjährige Krieg errreicht Lüneburg in Form von Truppendurchzügen. Der Rat verstärkte die Bewachung der Tore und Mauern, lagerte zusätzliche Lebensmittel ein und reparierte die Brustwehren der Stadtmauer.
  • 1624 - Erste Pestepidemie in Lüneburg.
  • 1625 - Zweite Pestepidemie in Lüneburg.
  • 1626 - Dritte Pestepidemie in Lüneburg. Insgesamt forderte die Krankheit in den 3 Jahren ca. 6.000 Tote - die Hälfte der Stadtbevölkerung.
  • 1627 - Die Truppen von General Tilly marschieren durch Lüneburg, verschonen aber die Stadt.
  • 1628 - Lüneburg muss 33.600 Reichstaler Kriegskontribution zahlen.
  • 1633 – Die Schweden greifen in den Dreißigjährigen Krieg ein. Mit ihnen verbündet besiegt Herzog Georg I. von Lüneburg bei Hessisch-Oldendorf ein ligistisches Heer und beendet damit die katholischen Restitutionsversuche.
  • 1634 - Das Herzogtum Wolfenbüttel erlischt. Der Gesamtbesitz der Welfen fällt dadurch an das Haus Lüneburg.
  • 1635 - Lüneburg kaufte sich für 10.000 Reichstaler von der schwedischen Besatzung durch General Banér frei. Das Herzogtum Lüneburg wird in die Fürstentümer Lüneburg, Wolfenbüttel und Calenberg (mit Göttingen und Grubenhagen) aufgeteilt. All diese Teilstaaten bilden selbständige Territorien mit eigener Landeshoheit. In ihrer Gesamtheit bildeten sie das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, mit dem der Kaiser jeweils alle Linien gemeinsam belehnt.
    • Georg I. von Calenberg übernimmt das Fürstentum Calenberg-Göttingen-Grubenhagen. Die Calenberger, das „Neue Haus Lüneburg“, überflügeln und beerben bald die anderen welfischen Linien.
  • 1636 - Hannover wird zur Residenz des Fürstentums Braunschweig-Lüneburg bestimmt und danach ausgebaut. Der schwedischen General Banér umzingelt die Stadt Lüneburg erneut mit seinen Truppen und beansprucht sie für sich. Lüneburg kauft sich mit 34.000 Reichstalern vor Plünderung frei.
  • 1637 - Die Bürger Lüneburgs öffnen Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg die Tore, um einer feindlichen Einnahme und Brandschatzung zu entgehen. Dieser zieht mit drei Kompanien in ohne Widerstand der schwedischen Besatzungstruppen in die Stadt ein.
  • 1639 - Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg kann seine neue Machtstellung vollends durchsetzen. Sämtliche Stände und Organe der Stadt schwören den Fürsten von Braunschweig-Lüneburg die Untertänigkeit und Gehorsam.
  • 1692 - Ernst August wird Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg („Kurhannover“). Dadurch erlangen die Calenberger die Kurwürde.
  • 1698 - Georg Ludwig I. wird Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg („Kurhannover“).

Neuzeit[]

18. Jahrhundert[]

  • 1705 - Nach dem Tod des „letzten Heideherzogs", Georg Wilhelm, wird das Fürstentum Lüneburg mit Calenberg vereinigt.
  • 1714 - Georg Ludwig I. von Braunschweig-Lüneburg wird als Georg I. König von Großbritannien und Irland.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hauptmeyer, Landesgeschichte Niedersachsen. aaO. S. 69.