Die sog. Öllampe der heiligen Kunigunde aus dem 10. Jh. ist ein Reliquiar aus Bergkristall. Es gehört seit 1380 zum Bamberger Domschatz und ist heute im Diözesanmuseum Bamberg ausgestellt. [1]
Beschreibung[]
Der Fuß bzw. Postament dieses Kirchengerätes stammt aus dem 10. Jh. oder der ersten Hälfte des 11. Jh. Die Fassung ist spätmittelalterlich. Man bezeichnet diesen Teil häufig irriger Weise mit dem Namen „die Lampe der hl. Kunigunde", doch handelt es sich um einen fragmentarisch erhaltenen Reliquienbehälter. Darin sollen einst u.a. Teile vom Gürtel und dem Gewand Marias, der Rute Aarons und der Rute, mit der Christus geschlagen wurde, aufbewahrt worden sein.
Aufbau[]
Das Postament des Reliquiars besteht aus einzelnen Stücken Bergkristall, welche durch Fassungen und Spangen aus vergoldetem Kupfer verbunden sind. Drei aus Kristall gearbeitete Löwen bilden die Unterlage und gleichen in ihrer Form sehr den sogenannten „Domkröten", welche sich außen am Dom zu Bamberg befinden.
Sie werden durch eine gezackte Metallfassung zusammengehalten und ruhen auf einer Metallplatte. Auf dem Rücken dieser Löwen ist der dreiseitige, mit Vorsprüngen versehene Sockel der Säule durch drei Metallstifte befestigt, von denen man die Köpfe sieht; von ihm aus erhebt sich die achtseitige Kristallsäule mit viereckigen Vorsprüngen an ihrem oberen Teil. Auf ihr ruht eine halbe Kristallkugel und auf dieser liegt eine Metallplatte als Zinnenkranz und drei Vorsprüngen.
Auf den drei Vorsprüngen der Platte standen ursprünglich drei hohe ovale Kristalle in vertieften Metallfassungen. Von zwei dieser Kristalle stehen nur noch die Fassungen mit ihren Höhlungen, von dem dritten fehlt alles. Solche vertiefte Fassungen nannte man lat. lectulus ('das Bettchen'). Aus der Kristallkugel in der Mitte der Platte steht eine achtseitige Metallröhre hervor.
Phylakterium[]
Durch Vergleich mit anderen noch erhaltenen Kirchengeräten ähnlicher Art des 11. Jhs. kann man annehmen, dass in dieser Röhre eine Reliquienfassung, ebenfalls aus Kristall, aufgesteckt war. Diese wurde, wenn man sie in der Kirche zum Küssen darreichte, vom Postament abgehoben. Man nennt solche Reliquienbehälter Phylakterium oder Pacificale.
Entwicklung[]
Von den ehemals drei ringsum aufgesetzten Reliquienbehältern sind nur noch die Trägerplatten erhalten sowie darauf eine der hochovalen Metallkapseln. In diesem Zustand wurde das Reliquiar 1799 für eine Öllampe gehalten, was ihr die heutige Bezeichnung einbrachte. Die Bergkristallteile des Reliquienbehälters stammen möglicherweise von sechs Kristallleuchtern, die seit 1127 im Besitz des Domschatzes erwähnt werden.
Quellen[]
- Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. I, S. 30 f., Taf. 53.
- Die sog. Öllampe der Heiligen Kunigunde bei der Sonderausstellung „1000 Jahre Kaiserdom Merseburg“ (10.08 bis 09.11.2015) unter Vereinigte Domstifer
Einzelnachweise[]
- ↑ Diözesanmuseum Bamberg (Homapage) mit dem Bamberger Domschatz