Mittelalter Wiki
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Als Landsknechtsspieß, Langspieß oder auch Pinne bezeichnet man eine Form der Spieße, die im 16. Jh. in den Landsknechtheeren der Renaissance Verwendung fand.

Beschreibung[]

Im 16. Jh. findet sich in den Landsknechtheeren der Spieß als vorzüglichste Stoßwaffe und teils in neuen Formen. Die Taktik der Landsknechte erforderte eine langschäftige, aber dabei leichte Waffe, welche dazu bestimmt war, den ersten Stoß auf den Feind auszuführen.

Für den Nahkampf war das kurze Landsknechtschwert (Katzbalger) bestimmt. Dieser Kampfweise entsprechend erhielt die überwiegend größte Menge der Leute eines Fähnleins den Landsknechtspieß, die sogenannte „Pinne" (korrumpiert aus dem mittelalterlichen pennon).

Aufbau und Handhabe[]

Die Spieße der unter dem Namen Landsknechte bekannten Söldlinge hatten gewöhnlich kleine blattfönniger Spießeisen mit kurzen Schaftfedern. Die Dillen waren zuweilen mit langen Lappen versehen, die über den Schaft herabgingen, an dem man sie mittels Schrauben befestigte.

Der Schaft dieser Langspieße war von durchschnittlich 4,5 m Länge, erreichte teils jedoch bis zu 7-8 m Länge (also 2-3 m länger als die makedonische 5-6 m lange Sarissa), hatte 4 cm im Durchmesser und war in der Mitte stärker als an den Enden. Ihre Formen finden sich in auf vielen Blättern der Zeugbücher Maximilians I. von 1514 wiedergegeben, welche Nikolaus Glockendon (um 1490–1534) zugeschrieben werden.

Das Vorbild des Landsknechtspießes ist in den Spießen des schweizer Fußvolks zu finden, die gewöhnlich nur 5 m lang waren. In den Händen dieser Truppe war aber seine Form und seine Führung eine andere, denn die schweizerische Taktik bestand darin, nur in vier eng geschlossenen Reihen zu kämpfen. War der Spieß noch im 15. Jh. nicht länger als etwas über 3 m, so wuchs er in den Landsknechtheeren zu einer Länge von 4,5-5 m an und wurde so geführt, dass der Mann kaum mehr als einen Meter Schaft hinter sich hatte. Die Schweizer ergriffen beim Vorrücken den Spieß mehr in der Mitte.

Die ein höheres Kommando innehabenden Personen eines Landsknechtkörpers führten, mehr als Zeichen ihrer Würde, einen kurzschäftigen, leichten Spieß mit blattförmigem Eisen. So sehen wir sie abgebildet in den Holzschnitten von Nicolaus Meldemann († 1552), Hans Guldenmund († 1560), David de Necker und Hieronymus Formschneider, welche uns die Landsknechte um 1529 wiedergeben.

Unterscheidung von Piken[]

Die Spieße der Landsknechte darf man nicht mit den späteren Piken des 17. Jhs. verwechseln. Viele Stangenwaffen, die sich in den verschiedenen Waffenmuseen befinden, wie z.B. im Musée de l’Armée (Artillerie- u. Armeemuseum) in Paris [1], und dort als Landsknechtspieße bezeichnet werden, sind eigentlich gemeine Piken des 17. Jhs. Wirkliche Landsknechtspieße sind äußerst selten. In ansehnlicherer Menge finden sie sich jedoch noch im Salzburg Museum in der Neuen Residenz [2].

Erst bei der allmählichen Umbildung der Landsknechtfähnlein in anders organisierte Fußknechtregimenter erlitt auch die Bewaffnung und damit auch die Gefechtsweise im 17. Jh. eine Änderung. Der „Lange Spieß“ blieb zwar mit unwesentlichen Veränderungen in der Form nach wie vor die vorzüglichste Waffe des Fußknechtes, doch verlor er seinen Namen und wurde nun Pike genannt.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Musée de l’Armée (Artillerie- u. Armeemuseum) Paris.
  2. Salzburg Museum (Neue Residenz Salzburg)
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