Die Langobarden, auch Winniler, waren ein Teilstamm der Sueben, eng mit den Semnonen verwandt, und damit ein germanischer Stamm, der ursprünglich an der unteren Elbe siedelte.
Beschreibung[]
Die langobardischen Eroberer, die 568 in Italien einfielen und mit der Gründung ihres Langobardenreiches das Ende der Völkerwanderungszeit bzw. der Spätantike und den Beginn des Frühmittelalters kennzeichneten, waren in ihrer Geschichtsschreibung aus anderem Holz als die ostgotischen Historiker geschnitzt. Sie wahrten ihre Historie und Sage in althergebrachter mündlicher Überlieferung. Eben dies und der Gegensatz zur römischen Geistlichkeit bedingte lange nur sehr spärliche Geschichtsaufzeichnungen.
Die Namenslegende[]
Woher der Name der Langobarden stammt, ist unklar. Der langobardische Chronist Paulus Diaconus berichtet im 8. Jahrhundert von einer alten Sage. Demnach hießen die Langobarden einstmals Winniler. Diese wurden von den Vandalen bedroht, und beide Völker rüsteten zum Kampfe.
Die Vandalen beteten zu Wodan, und er sagte ihnen, dass jene den Sieg erhielten, die er frühmorgens als erste erspähe. Gambara, die Mutter der winnilischen Herzöge Ebor und Agio, riet aber, zur Göttin Frigg, der Frau Wodans, zu beten. Frigg gab die Anweisung, dass die Frauen der Winniler frühmorgens sich im Osten aufstellen und ihre langen Haare wie Bärte vor das Gesicht binden sollten.
Frühmorgens stand Frigg zeitig auf und wendete das Bett Wodans nach Osten, und als er erwachte, sah er die Winnilerinnen und fragte erstaunt: „Wer sind diese Langbärte?“ Da entgegnete Frigg: „Du hast ihnen den Namen gegeben, nun gib ihnen den Sieg!“ So siegten die Winniler über die Vandalen, und seither nennen sie sich Langobarden. [1]
Geschichte[]
6. Jahrhundert[]
- König Agelmund (1. König des Volkes)
- 545 - Audoin wird König der Langobarden.
- 552 - Zweiter Gotenkrieg: Der oströmische Feldherr Narses vernichtet mit Hilfe der Langobarden das Heer der Ostgoten unter ihrem König Totilas in der Schlacht von Busta Gallorum.
- 560 - Alboin wird König der Langobarden.
- 567 - Die Langobarden unter König Alboin besiegen die Gepiden und töten deren König Kunimund.
- 568 - Die Langobarden unter König Alboin erobern Italien und begründen das Langobardenreich. Dieses Ereignis markiert in den meisten Quellen das Ende der Völkerwanderungszeit (in einigen Quellen auch das Ende der Spätantike), sowie den Anfang des Frühmittelalters in Europa.
- 584 - Authari wird König der Langobarden.
- 589 - Theudelinde wird Königin der Langobarden.
- 590 - Agilulf wird König der Langobarden.
Nach der Ermordung Alboins brachte seine Witwe Rosamunde auch den Königsschatz der Langobarden nach Ravenna mit. Von dorthaus gelangte er später durch den Statthalter Longinus nach Konstantinopel. [2]
7. Jahrhundert[]
- 610 - Die Awaren fallen in Italien ins Langobardenreich ein.
- 636 - Rothari wird König der Langobarden.
- 662 - Grimoald wird König der Langobarden.
- 671 - Perktarit wird König der Langobarden.
Ein Geschichtswerk (Historiola) des Abtes Secundus von Trient († 612) ging verloren und ist nur aus Auszügen in der Historia Langobardorum von Paulus Diaconus teilweise zu erschließen. Eine Bearbeitung und Fortsetzung der Chronik des Prosper Tiro von Aquitanien, die um 625-641 im Langobardenreich entstand (Continuator Prosperi Havniensis [3]), ist stofflich wertvoll. Eizigartig in der Überlieferung einer Volkssage ist der um 670 niedergeschriebene kurze Bericht über die Herkunft der Langobarden (Origo gentis Langobardorum [4]), der als Quelle für Paulus Diaconus diente.
8. Jahrhundert[]
- 700 - Der minderjährige Liutpert wird König der Langobarden.
- 701 - Raginpert wird König der Langobarden stirbt aber noch im selben Jahr. Sein Nachfolger wird sein Sohn Aripert II.
- 712 - Liutprand wird König der Langobarden.
- 744 - Ratchis wird erstmalig König der Langobarden.
- 749 - Aistulf wird König der Langobarden.
- 756 - Ratchis wird erneut König der Langobarden.
- 757 - Desiderius wird der letzte langobardische König der Langobarden.
- 774 - Karl der Große erobert das Reich der Langobarden und vereinigt es mit dem Frankenreich. Er zwingt Desiderius zur Abdankung und nimmt selbst den Titel „König der Langobarden“ an.
- 781 - Pippin wird König der Langobarden.
Paulus Diaconus (ca. 725-799) wird mit seiner Historia gentis Langobardorum als der eigentliche Geschichtschreiber der Langobarden bezeichnet. Allerdings tauchte dieser erst kurz nach dem Untergang ihrer Selbständigkeit auf, so dass sein Werk bereits zur karolingischen Epoche gehört.
9. Jahrhundert[]
- 810 - Karl der Große wird erneut König der Langobarden.
- 818 - Ludwig der Fromme wird König der Langobarden.
- 822 - Lothar I. wird König der Langobarden.
- 844 - Ludwig II. wird König der Langobarden.
- 887 - Die Langobarden erobern Teile der Ionischen Inseln (Byzantinisches Reich), verlieren diese jedoch an die Normannen.
- 888 - Berengar I. wird König der Langobarden und König von Italien. Italien wird selbständiges Reich.
10. Jahrhundert[]
- 900 - Ludwig III. Bosonides wird König der Langobarden in Italien.
Kleidung und Bewaffnung[]
Eine Quelle zur Kleidung der Langobarden bieten z.B. Buchmalereien in den Abschriften der Leges Langobardorum. Obschon der Codex bis ins 11. Jh. ergänzt wurde, so wurde doch das originale Bildwerk aus dem 9. Jh. von den Kopisten der späteren Periode beibehalten. Diese Darstellungen zeigen durchaus eine Beibehaltung der römischen Tracht bis auf die Bekleidung der Beine, welche an die aus dem Norden kommende Einwanderung der Langobarden nach Italien erinnert.
Man erkennt den römischen Mantel, der auf der rechten Schulter mit einer Fibel geheftet ist, darunter eine Tunika mit eng anschließenden Ärmeln. Als Rüstung erscheint die gesteppte Lorica, die von den Germanen schon in der ältesten Zeit 'Panzer' genannt wurde; statt der schmalen mit Metallschuppen besetzten Riemen, die von der römischen Lorica zum Schutz der Schenkel herabhingen, wurden hier breite Bänder angebracht, die wohl mit Metallspangen besetzt waren.
Die Beinbekleidung ist mit Nestelverschlingungen verziert, welche sich in griechischen Trachten sogar noch bis in die Neuzeit erhielt. Die Schwertträger (spadarius) tragen den kleinen runden Schild nach Römerart. [5]
In Hinsicht auf ihre Bewaffnung, so waren die langobardischen Reiter gemäß Gregor von Tours [6] berühmt als sichere Speerwerfer. [7]
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 206 f. (Geschichtsschreibung, § 6.)
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Langobarden
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. II, S. 267 f. (Goldschmiedekunst, § 3.)
- ↑ Monumenta Germaniae historica (MHG). Auctores antiquissimi (Auct. ant.) IX, S. 266 ff.
- ↑ Monumenta Germaniae historica (MHG). Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum (SS rer. Lang.), 2 ff. Übersetzung: Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit 215, 1888
- ↑ Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. S. 11. Taf. 016
- ↑ Gregor von Tours III. 10, V. 26, VII. 29 etc.
- ↑ Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 307 ff.