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Wie für den älteren Abschnitt der vorrömischen Eisenzeit die Keramik der Hallstattkultur, so bildet für den jüngeren Teil der vorrömischen Eisenzeit die Keramik der Latènekultur mit ihren Gefäßen einen auffallenden Gegensatz zu den gleichzeitigen Erscheinungen im Norden und Osten von Deutschland.

Beschreibung[]

Dieser Gegensatz im Keramikstil läßt sich mit durchaus auch ethnographisch kennzeichnen, indem die letzteren germanischer, die ersteren keltischer Eigenart entsprechen. Im einzelnen freilich sind die ethnischen Zuweisungen vielfach sehr unsicher.

Technisch beginnt im Kreis der Latènekultur eine Neuerung Bedeutung zu gewinnen: die Arbeit mit der Töpferscheibe. Und damit vollzieht sich in der keramischen Industrie allmählich ein Wechsel, der von der prähistorischen Entwicklung zur historischen überleitet, d. h. die Keramik geht aus den Hausindustrien in die Werkstätten mit fabrikmäßigem Betrieb über.

Ihre Verbreitung ist nicht mehr von lokalen Veränderungen innerhalb engerer Gruppen, sondern vom Handel abhängig. Um so auffallender sind jetzt die Gegensätze zwischen prähistorischen und historischen Erscheinungen überall da, wo das Neue mit dem Alten zusammenstößt. Aber die Fortschritte werden ganz allmählich gemacht; Handarbeit geht noch neben Scheibentechnik einher. Lokale Gruppen lassen sich links und rechts vom Rhein unterscheiden.

Ihre gemeinsamen Züge sind folgende: Teils werden die Formen der jüngsten Hallstattkultur von der Scheibentechnik übernommen und umgebildet, teils treten neue Formen auf, zum Teil unter dem Einfluß von griechischen Metall- und Tongefäßen oder im Anklang an die oberitalischen Formen der jüngsten Villanovakultur-Stufe (10. bis 5. Jh.v.Chr.). Eine der auffallendsten Eigentümlichkeiten der Latènekeramik ist der Mangel an Henkeln. Der Ton ist gut geschlemmt, schwarz, grauschwarz, gelbbraun, auch rötlich und an der Oberfläche gut abgeglättet.

Kunstkeramik-Formen[]

Unter den Formen sind neu die Flaschen in verschiedenen Varianten, z. T. mit reicher Gliederung des Halsprofils oder mit Ringfüßen, Schalen auf hohem Fuß in vielfacher Profilierung der Wandungen, Omphalosschalen, situlaartige Töpfe mit konisch verjüngtem Unterteil, reich profiliertem Oberteil und ausladendem Rand, tiefe Näpfe mit eingezogenem oder abgesetztem Rand, hohe, schlanke Töpfe mit geschweifter Wandung; hohe, schlanke Becher mit ausladender Fußbasis.

Die Ornamente sind eingeritzt, eingeglättet, auch eingestempelt oder mit dem Rädchen einpunktiert; in Frankreich auch aufgemalt. Die Muster bestehen in geradlinigen, geometrischen Motiven; daneben kommen in Frankreich Volutenkompositionen vor. Sonst sind als gräzisierend Bogenreihen (Bild), Lotospalmettenmuster, S-Spiralen, Flechtbänder und Rankenkompositionen zu nennen.

In Frankreich wiegt in älterer Zeit Weißmalerei auf schwarzem, braunem oder rotem Grund vor (Champagne); in der Spätzeit kommt die Polychromie (weiße und rote Streifen, über die häufig mattschwarze Muster gesetzt werden; letztere seltener auf rotem oder weißem Grund) auf (Bibracte = Mont Beuvray; analog in Stradonitz, Böhmen). Eine besondere Gruppe bilden die gerippten Gefäße (Bild).

Hausindustrie[]

Im Gegensatz zu dieser Kunstkeramik stehen die gleichzeitigen germanischen Produkte der Hausindustrie, die noch ganz an die „prähistorischen" Gewohnheiten gebunden ist (Bild). Das zeigt sich besonders in den Grenzgebieten zwischen den Kelten und Germanen, wo sich zum Teil schon seit der Frühperiode keltische Importwaren finden und teilweise auch ein Verschmelzen mit der keltischen Bevölkerung stattfand.

Umgekehrt sind in der Spätperiode für die Zeit des Vordringens der Germanen in das südliche Keltenland ethnische Bestimmungen überaus schwierig und nur mit größter Vorsicht zu versuchen, da sich Reste der alten Bevölkerung, wie im Maingebiet, noch in nachchristlicher Zeit halten und da die Sitte des Leichenbrands nunmehr auch von den Kelten vielfach übernommen wurde (vgl. Gräberfeld von Nauheim). [1]

Galerie[]

Quellen[]

  • G. Kossinna: Die Grenzen der Kelten und Germanen in der La Tène-Zeit in Korrespenz-Blätter der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft. 1907, S. 57 ff.
  • Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 36 ff.

Einzelnachweise[]

  1. K. Jacob: Die La Tène-Funde der Leipziger Gegend. Jahrbücher des Städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig, Bd. II, 1907.
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