Als Leidang (anord. leiðangr) bezeichnet man für eine frühe Form der Wehrpflicht, wonach bestimmte Gruppierungen Küstenflotten für saisonale Ausflüge zu organisieren und ein gewisses Gebiet zu verteidigen hatten.
Beschreibung[]
Zum Leidang (norw. leidang, dän. leding, schwe. ledung, engl. lething) gehörte auch die Schiffsbaupflicht eines Kriegsschiffes, sowie dessen Ausrüstung und Bemannung. Das Leidang war typisch für die skandinavischen Länder des 12. bis 14. Jhs. Später wandelte es sich zur öffentlichen Abgabe der freien Bauern. Im angelsächsischen England wurde ein anderes System verwendet, um ähnliche Ziele zu erreichen (ags. Fyrd). [1]
Leidangschiffe[]
Die gewöhnlichen Leidangsschiffe (anord. leiðangrskip, landvarnarskip ) waren vom Typus der Langschiffe und wurden nach der Zahl der Ruderbänke gekennzeichnet.
Rechtswesen[]
In den skandinavischen Reichen fand sich seit einer nicht näher bekannter Zeit eine eigentümliche Regelung der Kriegsdienstpflicht zur See, die als Leidang (an. leiðangr, d. h. "was auf das leið, das Küstenfahrwasser, hinaus muß") bezeichnet wird. Die Küstenlandschaften waren in Bezirke eingeteilt, von denen jeder ein vollbemanntes Schiff zu stellen hatte. Diese Bezirke wurden mit verschiedenen Namen bezeichnet, in Schweden als skiplagh, skiplæghi, in Norwegen als skipreiða, in Dänemark als skipæn.
Das Verhältnis des Schiffsbezirkes zur Hundertschaft (s.a. Harde) ist nicht ganz klar, teilweise fielen beide zusammengefallen. Jeder Schiffbezirk zerfiel wieder in eine Anzahl (meist ca. 40) Unterabteilungen (norw. lið, schwed. ár, hár - 'Remen', 'Dolle', hamna, dän. hafna, d. h. eigentlich 'der Platz, den ein Mann im Schiff einnimmt') zur Stellung je eines ausgerüsteten und verproviantierten Mannes.
Schweden[]
Während das Leding in Norwegen die Flottengestellungspflicht des Volkes sowohl zu Angriffskriegen außerhalb des Landes wie auch zur Landesverteidigung bezeichnet, wird in Schweden letztere vom Leding als Landwehr unterschieden. Hier finden sich auch die ältesten Andeutungen von der Existenz des Leding. So trug z.B. das östliche Uppland von alters her den Namen Roþin, d. h. „der Distrikt, aus dem die roþs-menn, die Ruderer, genommen werden" (daher vielleicht der Name Roþs, Ruotsi, Russen).
Die Einteilung in skiplagh hatte hier größere Bedeutung als anderswo. Als Unternehmen des Leding war schon der Wikingerzug der Schweden gegen Kurland 854 zu betrachten. [2] Genaueres über die Organisation des schwedischen Leding ist jedoch erst aus den Gesetzbüchern vom Ende des 13. Jhs. (bes. Upplandslagen, Konuabalken c. 10-11) bekannt.
Norwegen[]
In Norwegen brachte zuerst König Haakon I. Adelstensfostre (935—961) das Leding in ein geordnetes System, indem er die Einteilung der Küstenlandschaften (und des Binnenlandes, "soweit der Lachs die Flüsse hinaufgeht") in Schiffreeden (skipreiða) regelte. Die Ledingsschiffe waren 20- oder 25-, seltener 30-Bänker (s. Langschiffe) mit je ca. 100 Mann besetzt und für 2—3 Monate verproviantiert. Die Zahl der Schiffreeden schwankte etwas, betrug aber ca. 300, so daß die volle Ledingsflotte (almenning) ebensoviel Schiffe mit ca. 30—40.000 Mann zählte.
Almenning durfte aber nur zur Landesverteidigung aufgeboten werden, für einen Angriffskrieg besaß der König nur Anrecht auf halbe Almenning für 2 Monate im Jahre. Zu der Ledingsflotte kamen dann noch die eigenen Schiffe des Königs (hirðskip) und die von den königlichen Dienstleuten, den Lendirmenn und Syslumenn gestellten Fahrzeuge.
Dänemark[]
Ähnlich organisiert war das Leding in Dänemark. Allerdings ist die erste dänische Ledingsordnung erst aus der Zeit König Waldemars des Siegers (1202—1241) bekannt, insbesondere aus dessen Jydske Lov (1241). Ledings- und landwehrpflichtig waren in Dänemark nur diejenigen Einwohner, die auf „rebdragen Jord" lebten; drei Vollhöfe machten in der Regel eine hafna aus, die Verpflichtung zum persönlichen Kriegsdienst ging bei den Bauern reihum, Knechte waren ausgeschlossen.
An der Spitze jedes Skipaen stand ein Steuermann (styrimaðr), der sich selbst mit Ross und voller Rüstung ausstatten, das Ledingsschiff aus den von den Bauern zu leistenden Erträgen erbauen und es im Kriege befehligen musste. Schon im 9. Jh. existierte in Dänemark eine Ledingsflotte, da die Flotte von 600 Schiffen, mit der König Horik I. im Jahre 845 Hamburg überfiel, wohl eine solche darstellt.
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 108 ff., Art. Kriegsflotte. Bd. IV, S. 119 (Art. Schiffsarten)
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Leidang (EN), Version vom 26.07.2016
- ↑ Vita Ansk. c. 30, MGS. II 714