Der Leinenstoff bzw. die Leinwand, līnwāt ist ein Gewebe aus Flachsfasern und spielte als Kleidungsstoff bereits im Altertum eine bedeutende Rolle. Siehe auch: Flachs.
Geschichte[]
Im Mittelalter wurde Leinen (im Gegensatz zu Wolle) durch die schmutzabweisende Eigenschaft bevorzugt für körpernahe Verwendung eingesetzt. Da es schwer färbbar war, wurde es vorwiegend in blassen Tönen angeboten; deckende und dunkle Töne waren teuer. Leinen wurde lange Zeit nur in Handarbeitverarbeitet, später kamen auch industrielle Methoden hinzu. Bis ins 20. Jh. wurde handgesponnenes, aber auch maschinell versponnenes Garn in Heimarbeit auf Handwebstühlen gewebt, z. B. in den Wintermonaten auf Bauernhöfen (Bauernleinen). Verarbeitet wurde das Leinen hauptsächlich in Irland, Holland, Westfalen, Sachsen, Schlesien, Böhmen und der Region St.Gallen in der Ostschweiz. [1]
In den literarischen Quellen der römischen und fränkischen Zeit tritt dieser Stoff außerordentlich stark hervor. Bei Tacitus wird besonders den germanischen Frauen Leinenkleidung zugeschrieben. Ähnliches berichten Walahfrid Strabo und Plinius. Bei den Goten waren im 4. Jahrhundert Leinenkleider so verbreitet, daß sie die Habsucht der Byzantiner erregten. Auch Paulus Diaconus bezeugt von den Langobarden und Angelsachsen, daß sie viel leinene weite Gewänder trugen mit breiten, buntfarbigen Streifen.
Der fränkische Gelehrte Einhard (* um 770; † 840) erwähnte bei der Schilderung der Erscheinung Karls des Großen seine leinene Unterkleidung. Doppelt gewebte derbe Leinwand hieß Zwilich, althochdeutsch. zwilih. Von dem Werg aus Flachs und Hanf machte man eine Art von Rupfen, wie aus den Anweisungen für die Musterhöfe Karls des Großen hervorgeht. Lies mehr unter... Flachs.
Arten[]
Von Leinenstoffen werden nicht viele Arten aus dem Mittelalter erwähnt, im Wesentlichen nur die Leinwand (lin, lerept), die besonders in der Frauentracht verwendet wurde, aber auch als Unterkleidung des Mannes. Sie war auf Island sehr verbreitet, obwohl sie viermal so teuer wie der Fries war.
Bōk[]
Wahrscheinlich war auch der Stoff, der Buche (bōk) genannt wurde, ein Leinenstoff. Hierbei handelt es sich um einen weißen Stoff mit eingewebten oder eingenähten Figuren und Bildern, der wahrscheinlich mit Brettchenweberei gewebt wurde. Man vermutet, dass der Name möglicherweise daher stammte, daß die Brettchen, mit denen das Weben vor sich ging, aus Buchenholz (bōk) waren.
Namtuch[]
Eine andere Art gemusterter Leinenstoff war das sogenannte Namtuch (nāmdūkr, nām). Da es nur bei Frauenkleidung Erwähnung findet (z. B. zu einem Frauenrock), wird es zuweilen auch als Gegensatz zu Wollstoff genannt. Jedoch ist es nicht leicht, sich über die Beschaffenheit des Stoffes oder die Herkunft seines Namens klar zu werden.
Wachstuch[]
Zu den Leinenstoffen rechnet am ebenso das Wachstuch (siridūkr), das aber selten und erst spät erwähnt wird.
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 2. Von Johannes Hoops, 1918—1919. S. 61 f.