Das Liber de cultura hortorum ('Von der Pflege der Gärten'), auch kurz Hortulus genannt, ist das Hauptwerk des Benediktinermönches Walahfrid Strabo († 849) und dem Abt Grimald von St. Gallen gewidmet. Es zählt zu den bedeutendsten botanischen Werken des Mittelalters.
Beschreibung[]
Walahfrid Strabo von Reichenau schrieb De cultura hortorum in der Zeit zwischen 827 und 840. Diese Dichtung führt insgesamt 26 Heilpflanzen in Versform auf und gewährt uns damit einen reizvollen Einblick in den Stand der mitteleuropäischen Gartenkultur dieser Zeit.
Strabo beginnt mit der Preisung des Gartenbaus als Mittel eines geruhigen Lebens. Überall lasse sich ein Garten anlegen, wenn man nur gehörig arbeite und tüchtig dünge. Er erzählt, wie er selber ein Stückchen seines Hofraums von Nesseln und Maulwürfen gesäubert, gedüngt, besät und bepflanzt habe. Dann schildert er uns in 23 Abschnitten mehr oder weniger ausführlich, oft in poetisch schöner und anschaulicher Sprache die einzelnen Pflanzen, die er in seinem Garten gezogen hat, rühmt ihre heilkräftigen Eigenschaften und beschreibt ihre medizinische Verwendung, wobei er nicht nur aus volkstümlicher Überlieferung und klassischen Schriftstellern, sondern auch aus eigner Erfahrung schöpft.
Der Schluss des Gedichtes besteht aus 444 Hexametern und bildet die reizende Widmung an den Abt Grimald: im Schatten der Apfel- und Pfirsichbäume sitzend, möge dieser das Büchlein lesen, während seine Schüler sich lustig im Spiel tummeln und die grauen, zartwolligen Pfirsiche und die mächtigen Äpfel auflesen, die sie mit den Händen zu umspannen sich bemühn - ein idyllisches Bild klösterlichen Lebens und zugleich ein sprechendes Zeugnis für die Entwicklung des damaligen Gartenbaus. Es ist die erste Dichtung aus altdeutscher Zeit, aus der eine kräftig entfaltete Liebe zur Pflanzenwelt im Einzelnen spricht.
Pflanzenliste[]
Die Heilpflanzen, die in dem Gedicht besungen werden, sind die folgenden:
- Andorn - marrubium (Marrubium vulgare L.),
- Attich (Zwergholunder) - ebulus (Sambucus ebulus L.), erwähnt im Abschnitt über die Minze.
- Betonie, Heil-Ziest - bettonica (Betonica officinalis L.),
- Eberraute - abrotanum (Artemisia abrotanum L.),
- Fenchel - feniculum (Foeniculum vulgare),
- Flaschenkürbis - curcurbita (Cucurbita lagenaria, heute Lagenaria siceraria)
- Frauenminze - costus (Chrysanthemum balsamita), erwähnt im Abschnitt über den Muskatellersalbei.
- Katzenminze - nepeta (Nepeta cataria, Apeta cataria L.),
- Kerbel - cerefolium (Anthriscus cerefolium),
- Liebstöckel - libisticum (Levisticum officinale),
- Madonnen-Lilie - lilium (Lilium candidum),
- Melone - pepones (Cucumis melo),
- Minze - menta (Mentha spec.),
- Muskatellersalbei - sclarega (Salvia sclarea L.).
- Odermennig - agrimonia (Agrimonia eupatoria L.),
- Poleiminze - puleium (Mentha pulegium),
- Rainfarn - ambrosia (nach Fischer-Benzon die krausblättrige Form des Rainfarns, Achillea millefolium oder Tanacetum vulgare),
- Rettich - raphanus (Raphanus sativus L.)
- Rose - rosa (Rosa spec.)
- Salbei - salvia (Salvia officinalis),
- Schlafmohn - papaver (Papaver somniferum),
- Schwertlilie - gladiola (Iris germanica).
- Sellerie - apium (Apium graveolens),
- Veilchen - viola nigella (V. odorata L.), erwähnt im Abschnitt über die Schwertlilie.
- Weinraute - ruta (Ruta graveolens),
- Wermut - absinthium (Artemisia absinthium L.),
Literatur[]
- De cultura hortorum (hortulus) : Über den Gartenbau. - Stuttgart : Reclam, 2002. - ISBN 3-15-018199-2
- Hortulus (lateinisch und deutsch). Volltext auf TURBA DELIRANTIUM
- Stoffler, Hans-Dieter: Der Hortulus des Walafried Strabo : aus dem Kräutergarten des Klosters Reichenau. - Sigmaringen : Thorbecke, 1997. - ISBN 3-7995-3506-3
Quellen[]
- Hoops, Johannes: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 119 (Art. Gartenbau, § 27-29).
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