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Ludwig I. oder auch Ludwig der Fromme (* 778; st. 840), bei den Franzosen le Débonnaire („der Sanftmütige“), war der dritte Sohn Karls des Großen von dessen dritter Gemahlin Hildegard. Er war König von Aquitanien (781-814), König der Franken (ab 814) und Kaiser des Fränkischen Reiches (ab 813).
Beschreibung[]
Als Sohn und Nachfolger Karls des Großen führte Ludwig I. der Fromme dessen Reformpolitik zunächst erfolgreich weiter. In Auseinandersetzungen mit seinen eigenen Söhnen zweimal vorübergehend abgesetzt (830, 833/34), gelang es ihm jedoch nicht, ein überlebensfähiges fränkisches Großreich zu schaffen – drei Jahre nach seinem Tod wurde das Frankenreich im Vertrag von Verdun (843) aufgeteilt. [1]
- 781 - Ludwig wird im Alter von drei Jahren zum König von Aquitanien und der spanischen Mark gekrönt, wo er später einen erfolgreichen Krieg gegen die spanischen Araber führte.
- 795 - Geburt des Sohnes Lothar I. (Frankenreich)
- 803 - Geburt des Sohnes Pippin I. von Aquitanien
- 806 - Geburt des Sohnes Ludwig II. der Deutsche
- 811 - Beide älteren Brüder, Pippin der Bucklige und Karl der Jüngere, sterben kurz nacheinander.
- 813 - Ludwig wird durch seinen Vater, Karl den Großen, in Aachen zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt und zum Mitregenten erhoben. Dies erfolgte, indem Karl im Kaiserornat vor den Altar der Aachener Hofkirche tritt und seinem Sohn befiehlt, die goldene Krone vom Altar zu nehmen und sich aufs Haupt zu setzen.
- 814 - Karl der Große stirbt. Ludwig wird alleiniger Herrscher des Frankenreiches auf dem Kaiserthron. Er übergibt Aquitanien zusammen mit der Spanischen Mark zur Verwaltung seinem Sohn Pippin.
- 816 - Ludwig wird nachträglich vom Papst gekrönt und zugleich gesalbt. Seine ersten Regierungsmaßnahmen waren; dass er
- die an dem Hofe zu Aachen eingerissene Zügellosigkeit der Sitten beseitigte
- die Unterdrückung des Volkes durch die Großen bestrafte
- einen besseren Lebenswandel der Weltgeistlichen und der Mönche forderte
- sich mit kluger Milde die Sachsen und Friesen verpflichtete
- Bald aber folgten Missgriffe und er verstümmelte durch Privilegien die Kriegsverfassung, die sein Vater eingeführt hatte. Die Diener und Ratgeber seines Vaters wurden zurückgesetzt, die königlichen Güter massenweise zu Lehen gegeben und der Geistlichkeit immer mehr Einfluss eingeräumt.
- 817 - Ludwig trifft dauernde Ordnungen für das theokratische Kaiserreich und regelt in der Ordinatio imperii seine Nachfolge. Dafür verbringt er drei Tage mit Fasten und im Gebet. Danach erklärt er unter Zustimmung des Volkes seinen ältesten Sohn Lothar I. zum Mitregenten und Nachfolger und schmückt ihn mit dem kaiserlichen Diadem. Auch seine anderen beiden Söhne, Pippin I. von Aquitanien und Ludwig II. der Deutsche, werden bedacht.
- Ludwig II. der Deutsche wird König von Bayern.
- Pippin I. zum König von Aquitanien ernannt.
- 818 - Ludwigs Neffe, Bernhard von Italien, empört sich gegen die Nachfolgeregelung. Daraufhin wird er nach Châlon gelockt und hier geblendet, worauf Italien nun Lothar I. zufällt.
- Nach dem Tode Irmengards will sich Ludwig in ein Kloster zurückziehen, allerdings haben seine Ratgeber andere Pläne.
- 819 - Ludwigs Ratgeber arrangieren seine zweite Vermählung mit Judith, der Tochter des Grafen Welf.

- 823 - Lotharr I. wird, wie schon sein Vater zuvor, nachträglich vom Papst gekrönt und gesalbt.
- Judith gebiert Ludwigs vierten Sohn, Karl II. den Kahlen († 877).
- 829 - Ludwig schreitet zu einer zweiten Reichsteilung, wobei Karl II. nun Alemannien als Königreich erhält. Darüber erbittert, greifen Ludwigs Söhne aus erster Ehe zu den Waffen.
- 830 - Ludwigs drei ältere Söhne wollen, unterstützt durch die missvergnügten Großen des Landes, ihren Vater zur Abdankung zwingen, so dass er freiwillig der Kaiserkrone entsagt und Judith in ein Kloster verbannt. Nur die Uneinigkeit von Ludwigs Söhnen verhinderte es, dass der Kaiser nebst der Kaiserin und dem nachgeborenen Karl II. in Klöstern eingeschlossen werden.
- Indes verweigert Ludwig die Abdankung, bringt seine Söhne Pippin I. und Ludwig II. wieder auf seine Seite und wird auf dem Reichstag zu Nimwegen wieder eingesetzt. Lothar muss sich unterwerfen.
- 832 - Judith kehrt zurück, und Karl II. erhält nicht nur das nun vergrößerte Alemannien wieder, sondern, als Pippin I. sich empört, auch Aquitanien. Dies veranlasst allerdings einen neuen Aufstand der drei älteren Söhne.
- 833 - Nach dem Abfall seines Heeres auf dem Rothfeld (danach "Lügenfeld" genannt) unweit Kolmar, ergibt sich Ludwig samt seiner Gemahlin und dem jüngsten Sohn, Karl II. freiwillig. Judith wird nach Tortona verwiesen, ihr Sohn Karl II. wird nach Prüm gebracht.
- Ihr alter Vater wird in der Kirche zu Soissons vor Lothar I. und den versammelten Großen zur Kirchenbuße genötigt und der kaiserlichen Herrschaft für unwürdig erklärt. Die Bischöfe des Reichs spielen dabei die führende Rolle, als sie Ludwig divino iustoque iudicio seines Kaisertums entkleiden.
- Ludwigs drei ältere Söhne teilen das Reich unter sich.
- 834 - Lothars Herrschsucht ruft aber bald dessen beiden Brüder, Ludwig II. der Deutsche und Pippin I., gegen ihn zu den Waffen. Lothar flieht nach Vienne, und Ludwig wird zu St. Denis wieder in die Herrschaft eingesetzt.
- 837 - Ludwig teilt mit Einwilligung Pippins I. das Reich erneut, wobei Karl II. nun König von Neustrien wird.
- 838 - Nach dem Tode seines Sohnes, Pippin I. von Aquitanien, gibt Ludwig:
- Westfranken an Karl II.
- Italien und Austrasien an Lothar I.
- Bayern an Ludwig II. den Deutschen. Da dieser jedoch mit seinem Anteil unzufrieden ist, greift er erneut gegen den Vater zu den Waffen.
- 839 - In Aquitanien kommt es zum Aufstand zugunsten der Söhne Pippins I., um diesen zur Macht zu verhelfen.
- 840 - Der Kaiser beruft einen Reichstag nach Worms, um dort alle Wirren zu ordnen. Allerdings stirbt er bereits davor auf einem Feldzug gegen seinen Sohn Ludwig II. den Deutschen auf einer Rheininsel bei Ingelheim (bei Mainz). Er wird in der Kirche des heiligen Arnulf zu Metz (seit 1552 zerstört) beerdigt.
Charakter[]
Ludwig erlangte große Fertigkeit im Waffengebrauch und viele Kenntnisse in geistlichen und weltlichen Dingen. Er verstand sogar Griechisch. Er lebte einfach und mäßig wie sein Vater, aber es fehlte ihm dessen Selbständigkeit und Kraft des Willens. Seine Abhängigkeit von der Geistlichkeit, die er begünstigte und überreich beschenkte, trug ihm den Beinamen »der Fromme« ein. Das Erzbistum Hamburg und das Kloster Korvei in Westfahlen wurden von ihm gegründet.
Historiker[]
Die kundige und lebendige Jugendgeschichte Ludwigs des Frommen in Aquitanien entstammt Bericht eines Mönches namens Ademar, der von hoher Abkunft ab und mit Ludwig aufgezogen wurde. Da dieser für das Kriegshandwerk und besondere für die spanischen Feldzüge inniges Verständnis zeigte und die an sich wenig bedeutenden Unternehmungen, an denen ein viermal erwähnter Heerführer und Gesandter Hademar oder Hadhemar beteiligt war, so eingehend und anschaulich schildert, wie es nur ein Teilnehmer vermag, so erschien dem deutschen Historiker Dr. Karl Hampe [2] die vermutete Identität des Mönches Adhemar mit dem Heerführer Hademar, der dann im Alter ins Kloster gegangen wäre, doch höchst einleuchtend.
Zusammengefügt wurden drei Berichte vorheriger Historiker über das Leben Ludwigs schließlich von einem Mann, der nur als "Der Astronom" bekannt wurde. Dieser ungenannte Geistliche weilte in den letzten Jahren Ludwigs des Frommen in dessen Umgebung und schrieb nach dessen Tode eine umfassende Biographie des Kaisers. [3]
Quellen[]
- Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 86.
- Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 36.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon: Ludwig (1), Band 12. Leipzig 1908, S. 773-791.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Ludwig der Fromme, Version vom 19. Nov. 2012.
- ↑ Dr. Karl Hampe, Geh. Hofrat, ord. Professor an der Universität Heidelberg.
- ↑ Reallexikon der Germanischen Altertumskunde: Der Astronom, Band 1. Johannes Hoops, 1918—1919. S. 131.