Mittelalter Wiki
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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 10. Juni 2015 als Spotlight vorgestellt.

Für die Geschichte der Malerei nördlich der Alpen bilden ausgeschmückte Handschriften die bedeutenste Quelle aus der Zeit des ersten Jahrtausend. Von der Monumentalmalerei (z.B. Wandgemälde) sind dagegen nur geringe Reste erhalten. Der Schmuck der Handschriften besteht zum größten Teil in ornamentaler Ausstattung von besonderen Zierblättern, den Anfängen von größeren Textabschnitten oder Initialen.

Beschreibung[]

Der verwendete Formenschatz ist außerordentlich komplexer Natur, offenbar schon in den Anfängen einer nordischen Entwicklung ein Synkretismus vielfältiger Elemente. Das Figurenbild, in vorkarolingischer Zeit nur auf den Inseln gebräuchlich, auf dem Kontinent eine seltene Ausnahme, wird vom 9. Jh. an eine häufigere Erscheinung, ist aber erst gegen Ende des 10. Jhs. in Prachthandschriften die Regel. Den Bedingungen und der Richtung mittelalterlicher Kultur entsprechend, ist die Malerei durchaus kirchlichen Charakters.

Abgesehen von einigen Illustrationszyklen, die Kopien antiker Handschriften sind (Klassikerhandschriften, Agrimensorenhandschriften, astronomische, juristische Handschriften), werden neben Handschriften der Kirchenväter, Kanonsammlungen, Heiligenviten vor allem die biblischen Bücher und liturgische Handschriften wie Sakramentare, Evangelistare und Lektionare durch besonderen Schmuck ausgezeichnet, der einer gesetzmäßigen Weiterbildung unterworfen ist. Wie die ornamentale Ausstattung durch den in der Schreibschule vorhandenen Vorrat an Formen und besondere Gewohnheiten bestimmt wird, so wiederholt die Schule auch das Figurenbild nach gewissen Schemata. Ihre Entstehung, Kreuzung und Auflösung ist Gegenstand der ikonographischen Untersuchung.

Der Zeitstil des Frühmittelalters umschließt den besonderen Stil der einzelnen Gruppen und deren individuelle Erkenntnis innerhalb dieser Gruppen. Nach diesen Gesichtspunkten werden die erhaltenen Einzeldenkmäler zu übergeordneten Stilgruppen zusammengefaßt. Doch erst der Nachweis von Zusammenhängen rechtfertigt eine zeitliche Ansetzung und die Aufstellung bestimmter Schulgruppen. Für das Verständnis des Wesens mittelalterlicher Malerei ist das innere Lebend der Schule sehr wichtig. Dazu zählt ihre Arbeitsweise, die Wege und Entwicklungsmöglichkeiten, das Verhältnis der Einzelschöpfung zur Tradition und zur Wirklichkeit und zu Vorbildern, die von außen in die Entwicklung hineingetragen wurden.

Vorkarolingische Malerei[]

Malerei RdGA B3 T09 Abb 02

Abb. 02: Vorkarolingische Malerei - Sacramentarium Gelasianum, Kreuz unter Arkade. (Sakramentar. Vat. Reg. lat. 316.)

Die ältesten Denkmäler der Malerei aus dem Frühmittelalter reichen bis in die zweite Hälfte des 7. Jhs. zurück. Von da an gliederte sich die Entwicklung der "Vorkarolingischen Malerei" in dieselben Gruppen, nach denen die Paläographie herkömmlicherweise die frühmittelalterlichen Schriftdenkmäler ordnet:

Dem besonderen Charakter der Schrift in jeder dieser Gruppen entsprechen auch Besonderheiten in Auswahl, Verwendung und Darstellung der Schmuckmotive. Doch sind dabei die gemeinsamen Stilmerkmale nicht zu übersehen, vor allem der Drang zur ornamentalen Flächendekoration.

Sowohl in der Ausstattung als auch in der technischen Ausführung gibt es große Unterschiede zwischen dem Schmuckstil der vorkarolingischen und dem der antiken Handschriften. Die spätantiken Handschriften bevorzugten als malerische Ausschmückung das Figurenbild und erstrebten den malerischen Illusionismus, genauso wie die Monumentalmalerei dieser Zeit. Dem stilistischen Gegensatz entspricht auch der technische Unterschied. Ggegenüber der Deckfarbentechnik der Antike wird die Malerei in den vorkarolingischen Handschriften in leichter Colorierung mit dünnen, klaren Farben ausgeführt, wobei fast ausschließlich einfachsten Grundfarben zur Anwendung kommen.

Wesen und Quellen des neuen Stiles, der die Grundlage der ganzen weiteren Entwicklung bildet, liegen weitestgehend im Dunkel. Die Frage dabei ist im Grund, ob die neuen Stilelemente selbständige Umbildungen von spätantiken westlichen Formen sein können, für die Belege aus früherer Zeit, an denen der Übergang zu verfolgen wäre, verloren sind, oder ob sie vielmehr das Ergebnis von äußeren Einflüssen sind. Auf den Gebieten der monumentalen Steinornamentik und der kirchlichen Architektur liegen die Verhältnisse ähnlich... Weiterlesen.

Insulare Malerei[]

Lindisfarne Gospels RdGA B3 T10 Abb 07

Taf. 10, Abb.7: Insulare Malerei - Evangelist Markus (Lindisfarne Gospels; Cotton library: Nero, D. IV [1])

Als Insulare Malerei bezeichnet man den ganz eigentümlichen Stil des Handschriftenschmuckes, den die im 5. Jh. zum Christentum bekehrten keltischen Bewohner Irlands bildeten und den sie im 7. Jh. bei der Gründung ihrer Niederlassungen in Schottland zur Nachbarinsel hinübertrugen. Er wurde von den Angelsachsen übernommen und traf bei ihnen mit einer Kunst zusammen, die mit der von Italien aus erfolgten Bekehrung des südlichen Englands eingedrang und in weit engerem Zusammenhang mit antiken Traditionen steht als die übrige gleichzeitige Kunst.

Alle Einzelheiten dieses Verlaufes sind bisher ungeklärt, wie z.B. die Unterscheidung zwischen Handschriften mit irischen Ursprung und jenen mit angelsächsischen Ursprung. Die alten legendarischen Datierungen, die jede Handschrift mit berühmten Namen aus der Bekehrungszeit der Inseln in Verbindung brachte, sind unhaltbar und auch die neuzeitlichen Zeitansätze differieren gerade bei den Haupthandschriften um Jahrhunderte. Infolgedessen fehlt eine Einheitlichkeit in der Auffassung des Entwicklungsverlaufs.

Die Frage, aus welcher Quelle die irische Malerei ihre Motive schöpft, ist ebensowenig entschieden wie bei der Merowingischen Buchmalerei. Einige Forscher sehen einen direkten Zusammenhang zwischen Irland und dem christlich-orientalischen Kunstkreis; Carl Bernhard Salin (1861-1931) stellte dagegen vier Hauptgruppen von Ornamenten mit verschiedener Herkunft auf [2]:

  • 1.) Das sog. "Scroll-Ornament", das sich aus Elementen der Latènekultur zu einer spezifisch keltischen Zierform entwickelte und im Grunde von der griechischen Akanthusranke stammt.
  • 2.) Geometrische Ornamente, die mit den silbertauschierten germanischen Eisensachen des Kontinents verwandt sind.
  • 3.) Tierornamente, die auf germanische Tierbilder zurückgehen.
  • 4.) Bandornamente, die ebenfalls durch die germanische Bandornamentik vermittelt wurden.

Aus diesen Elementen entwickelt sich unter der Einwirkung fremder (z.B. byzantinischer) Vorbilder ein System der Handschriften-Dekoration, das bereits in den ältesten irischen Handschriften, dem "Book of Durrow" und dem "Book of Kells" (um 700) ausgebildet ist und sich von der Merowingischen Buchmalerei deutlich unterscheidet... Weiterlesen.

Karolingische Malerei[]

Soissons-Evangeliar, Evangelist Johannes

Karolingische Malerei: Soissons-Evangeliar, Evangelist Johannes

Für die Geschichte der Karolingischen Miniaturmalerei gibt es wesentlich mehr Vorarbeiten als für die frühere Zeit. Janitscheks Beitrag in der Publikation der Trierer Adahandschrift (um 800, Hs. 22) schuf die Grundlagen für die Gruppierung des Materials, auf denen die weitere Forschung aufgebaut hat. [3]

Von einer wirklichen Kenntnis dieser Periode waren Forscher aber lange weit entfernt. Zunächst wurden einseitig die Prachthandschriften in den Kreis der wissenschaftlichen Betrachtung gezogen, woraus sich ein schiefes Gesamtbild der künstlerischen Bewegung ergab, und weiter gelangte man kaum über eine deskriptive Klassifizierung nach äußeren Merkmalen hinaus. Infolgedessen wurden blieben die Anfänge der ganzen kulturellen und künstlerischen Bewegung lange weitestgehend unaufgeklärt.

Erst spät versuchten Forscher, anhand der Entwicklung einer Schule den Übergang von der merowingischen zur karolingischen Kunst zu zeigen, die vielmehr durchaus als etwas ganz Selbständiges, Neues erschien. Sie schien durch eine Einflußwelle der insularen Kunst vorbereitet worden zu sein, die von der Mitte des 8. Jhs. an etwa auf den Kontinent übergriff. Von welchen Zentren diese Bewegung ausging und welche Bedeutung ihr zukam, blieb für künftige Forscher noch zu untersuchen.

Besonders im nördlichen Frankreich und im Westen des heutigen Deutschlands war der Einfluß in der Ornamentik deutlich zu erkennen; aber sie reichte offenbar bis tief ins östliche Frankreich hinein. Das Resultat war vielfach eine ganz eigentümliche Mischung von merowingischer Kunst mit insularen Motiven, die man fast als für den Ausgang des Jahrhunderts charakteristisch ansehen kann. Das für überraschende und ganz plötzliche Einsetzen des neuen Stils konnte aber durch diese Erscheinung nicht erklärt werden.

Er brachte eine vollkommene Umwälzung des Handschriftenschmuckes im System, in der Ikonographie, in der Auffassung vom Wesen und den Mitteln der Malerei, in der Technik, in der Ornamentik mit sich. Es war, als ob sich plötzlich verborgene Quellen öffneten, aus denen ein ungeahnter Reichtum an Formen und Darstellungsmitteln den Malern zuströmten. Als diese Quelle sah man lange einzig und allein die Antike an... Weiterlesen.

Ottonische Malerei[]

Evangeliar Ottos III., BSB Clm 4453, fol

Ottonische Malerei: Evangeliar Ottos III. (BSB, Clm 4453)

Die Epoche der Ottonischen Malerei folgte 919 bis 1024 auf die Zeit der Karolingischen Malerei (8.-10. Jh.). Zuerst entstand in der Schule des Klosters Reichenau ein neuer, kräftiger und weithin wirkender Stil der Malerei. Die Reichenauer Malschule orientierte sich wahrscheinlich an der Tradition der Adagruppe, die die Karolingische Malerei maßgeblich prägte.

Darauf lassen eine Reihe von Handschriften schließen, die dem weiteren Kreis der Adagruppe angehören und möglicherweise Reichenauer Produkte sind. Daneben aber übernahmt die Reichenauer Schule vom benachbarten Kloster St. Gallen alle wesentlichen Teile seines reichen Schatzes an dekorativen Formen und bildet sie im Verlauf des 10. Jhs. zu einer Ornamentik aus, auf der die gesamte Weiterentwicklung beruht.

Kurz nach Mitte des 10. Jhs. entstanden auf Bestellung mehrere gefertigte Prachthandschriften, deren Bilder deutlich die Traditionen der Adagruppe erkennen lassen:

  • der Gero-Codex für Erzbischof Gero von Köln (900-976)
  • der Egbert-Psalter für Bischof Egbert von Trier (um 950-993) (Cividale, Museo Archeologico Nazionale, Cod. 136).

Aber neben dieser im ganzen retrospektiven Richtung, die mit vielen Fäden an die Vergangenheit geknüpft ist, gehen innerhalb der Schule andere einher. Für denselben Egbert von Trier stellten die Mönche Kerald und Heribert im Kloster Reichenau ein Evangeliar her, den Codex Egberti (Stadtbibliothek Trier, Nr. 24), das in 51 Gemälden das Leben Jesu schildert.

Diese zeigten in jeder Hinsicht einen völlig neuen Stil. Plötzlich wurde über alles hinaus, was von der Karolingischen Malerei durch Einzeldenkmäler oder Schultradition der Zeit an Formenvorrat und Anregungen übermittelt wurde, auf frühchristliche Denkmäler der Buchillustration direkt zurückgegriffen. Diese Richtung war stark genug, die gesamte Malschule in andere Bahnen zu lenken; in wenigen Jahren bildet diese durch einen Synkretismus von karolingischer Tradition und dem neuen Vorbild einen in feste Schulformen gefaßten Stil für das Figurenbild aus, der sich in bestimmten Gegensatz zur bisherigen Malerei stellt und sich erst gegen Mitte des 11. Jhs. allmählich auflöste (Abb. 19: Evangeliar Ottos III.)... Weiterlesen.

Spätmittelalter[]

Eine erweiterte Berücksichtigung in der Kunst des Spätmittelalters verdient die Bemalung von Skulpturen, da es keine zufällige Verschönerung, sondern ein wesentlich mit der Anordnung und Ausführung zusammenhängendes Mittel zur Belebung und Versinnlichung war. [4]

Verwandte Themen[]

  • Porträtkunst, Porträtmalerei, Wandgemälde

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Cotton library: Nero (D. IV: Cotton Genesis) Sammlung Robert Bruce Cotton (Hs. Cott. Nero.); British Library. London
  2. Die altgermanische Tierornamentik (Internet Archive): typologische Studie über germanische Metallgegenstände aus dem IV. bis IX. Jahrhundert, nebst einer Studie über irische Ornamentik. Bernhard Salin. Stockholm : K.L. Beckmans büchdruckerei, in Kommission bei A. Asher, Berlin, 1904 (p. 335).
  3. Die Trierer Ada-Handschrift (Google Books). Bearbeitet und herausgegeben von K. Menzel, P. Corssen, H. Janitschek, A. Schnütgen, F. Hettner, K. Lamprecht. Mit achtunddreissig Tafeln. 1889.
  4. Hefner-Alteneck, Jakob Heinrich von. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. III, S. 31, Tafel 201.
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