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Als Metaphysik (gr. metaphysica, meta ta physika) bezeichnet man die philosophische Wissenschaft vom Übernatürlichen als Mittelpunkt des theoretischen Teils der Philosophie. Sie beschäftigt sich mit den allgemeinen Eigenschaften der Dinge, mit den höchsten Prinzipien des Sein, den Eigenschaften Gottes und des Lebens, mit dem Wesen der Welt überhaupt und mit den Eigenschaften eines Geistes. [1]

Beschreibung[]

Metaphysik ist die Wissenschaft von den Prinzipien des Erkennens und der Einzelwissenschaften in ihrem letzten für die Menschen erreichbaren Sinn und in ihrem Zusammenhang untereinander und mit den Forderungen des nach Einheit und Harmonie der Weltanschauung strebenden Denkens. Es ist die abschließende spekulative Verarbeitung der Voraussetzungen und Ergebnisse der Einzelwissenschaften, die nach dem Sinn und der Bedeutung der Welt fragt, und die sich der Hilfe der Erkenntniskritik, künstlerisch gestaltenden Phantasie und Intuition bedient.

Auch wenn die Metaphysik auf der Wissenschaft basiert und auch mit wissenschaftlichen Methoden verfährt, mündet sie als Ziel in Kunst und Religion. Im ursprünglichen Mythus waren Metaphysik, Wissenschaft, Religion noch undifferenziert enthalten. Die Metaphysik ging von der Erfahrung aus und transzendierte den durch die Erfahrung angedeuteten Weg anschließend. Der metaphysische Trieb ist der Trieb nach dem Unbedingten, Absoluten, Einheitlichen, in sich Geschlossenen der Weltbetrachtung.

Viele Philosophen, so z.B. die Skeptiker, die Naturalisten und Positivisten, lehnen die Metaphysik gänzlich ab, doch die meisten Denker strebten nach einem metaphysischem Abschluß ihrer Weltansicht.

Unterscheidungen[]

Die Einteilung, die Christian Freiherr von Wolff im 18. Jh. der Philosophie gab, ist im Ganzen noch heute maßgebend; laut dieser gliedert sich die Metaphysik in:

  • 1.) allgemeine Metaphysik (Ontologie) - Die Lehre von den Kategorien oder Grundbegriffen des Denkens, die auf alle Gegenstände angewendet und deshalb zuerst untersucht werden müssen
  • 2.) spezielle Metaphysik:
    • a. Naturphilosophie, Kosmologie (Lehre von der Welt)
    • b. Geistesphilosophie, rationale Psychologie (Seelenlehre)
    • c. natürliche Theologie mit weiteren Unterscheidungen, deren Gegenstand das Dasein und das Wesen Gottes, sein Verhältnis zur Welt, zum Bösen in der Welt u.s.f. ausmacht.

Metaphysische Probleme[]

Von den metaphysischen Problemen sind die hauptsächlichsten:

  • 1.) das ontologische Problem: Danach gibt es Materialismus, Spiritualismus, Identitätsphilosophie
  • 2.) das kosmologische Problem: verschieden beantwortet von der mechanischen und von der teleologischen Weltanschauung, vom Monismus und vom Pluralismus
  • 3.) das metapsychologische Problem: Monismus, Dualismus, Identitätslehre, Parallelismus
  • 5.) das Freiheitsproblem: Determinismus, Indeterminismus. Die Prinzipien der Welt werden dabei verschieden bestimmt (Materie, Kraft, Substanz, Seele, Atomistik, Gott, Monaden, Geist, Natur u.s.w.)

Definition[]

Das Wort Metaphysik entstand wahrscheinlich aus der Stellung der "ersten Philosophie" des Aristoteles in der Anordnung der Schriften des Stagiriten durch Andronikos von Rhodos (1. Jh. v. Chr.). Dieser Peripatetiker und Zeitgenosse Ciceros wußte beim Ordnen der aristotelischen Schriften eine Reihe von Abhandlungen nicht anders unterzubringen. Er stellte sie hinter die physikalischen Schriften seines Meisters und versah sie mit der Aufschrift μετὰ τὰ φυσικά (meta ta physika - nach der Physik).

Bei Platon (428/427-348/347 v. Chr.) ist die Metaphysik, die Lehre vom Seienden, noch Teil der Dialektik. Er unterschied sie als Philosophie im höheren Sinn oder als die Wissenschaft vom Ewigen und Unveränderlichen sowohl von seiner Physik als von seiner Ethik.

Aristoteles (384-322 v. Chr.) hingegen behandelt die Gegenstände der Metaphysik als die Lehre vom Sein als Sein und von Gott, in seiner "ersten Philosophie" (sophia, prôtê philosophia) oder Theologie. Er setzt also Metaphysik mit der Theologie gleich, da er Gott als höchstes Prinzip ansieht, und als Wissenschaft vom Seienden als solchem und dessen letzten Gründen (Prinzipien).

Ob das Meta – mit "über" oder "hinter" übersetzt wird, ändert an der Bedeutung des Ausdruckes nichts, da Aristoteles in den erwähnten Abhandlungen besonders gegen Platons Metaphysik, nämlich gegen die Ideen- und Zahlenlehre kämpft und seinen eigenen Begriff vom Alles bewegenden, selbst unbewegten göttlichen Geist erörtert. Bald erhielt der Terminus die Bedeutung einer Wissenschaft vom Übersinnlichen, Überempirischen, Transzendenten.

Geschichte[]

Platon, painted portrait DDC3942

Platon (Portrait)

Die antike und mittelalterliche Metaphysik ist ontologistisch, sie erhebt Denkgebilde zu realen Wesenheiten oder schließt aus jenen auf diese. Diese Wissenschaft als erste Philosophie nach Aristoteles ist der älteste Teil der Philosophie. Diese Solange Menschen sind, haben sie nach dem Wesen, Grunde oder Zwecke der Dinge gefragt, nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Sie ist auch der schwierigste und wichtigste Teil der Philosophie; denn sie behandelt die fundamentalen Begriffe, die von allen anderen Wissenschaften vorausgesetzt werden: Wirklichkeit, Sein, Werden, Raum, Zeit, Bewegung, Ding, Veränderung, Ursache, Wirkung, Grund, Folge, Zweck, Kraft, Stoff usf. und somit alle die großen Rätsel- und Grundfragen des Daseins. Daß über die schlußendlichen Begriffe des Daseins die Ansichten sehr auseinandergehen müssen, ist natürlich; daher ist die Geschichte der Metaphysik die der theoretischen Spekulation überhaupt.

Antike[]

Die Hylozoisten (5. Jh. v. Chr.) nahmen einen einzelnen mit Kraft belebten Stoff als Prinzip an. Pythagoras (580-500 v. Chr.) betrachtete die Zahl als das Wesen der Welt. Herakleitos (um 500 v. Chr) sah die Welt in einen ewigen Werdeprozeß. Empedokles (484-424 v. Chr.) betonte die Mischung und Entmischung der Stoffe durch Liebe und Haß. Anaxagoras (500-428 v. Chr.) widmete sich der Metaphysik mit dem Stoff und ordnenden Geist. Die Ionischen Naturphilosophen versuchten zuerst die Frage nach dem Grundprinzip aller Dinge unabhängig von religiösen Vorstellungen zu beantworten und wollten diese Antwort im Bereich der Sinnenwelt finden.

Nach Ansicht der Eleaten (6./5. Jh. v. Chr.) hingegen war die Welt in ein starres unveränderliches Dasein umgewandelt. Sie waren es, die zuerst einen Unterschied machten zwischen den vergänglichen und trügerischen Erscheinungen der Sinnenwelt und dem unvergänglichen wahrhaft Seienden, das nur im Denken erfaßt werden könne, und dadurch auf mehr als zwei Jahrtausende der Metaphysik ihre Richtung gaben. Nach ihnen will die Metaphysik im Gegensatz zu den empirischen Wissenschaften, die anhand von Erfahrung den Zusammenhang der Erscheinungen (Phänomene) erforschen, die Erkenntnis der nicht selbst erscheinenden, aber allen Erscheinungen zugrunde liegenden wahren Wesenheiten (der Noumena) vermitteln, sie will über die Erfahrung hinaus zu den unerfahrbaren (transzendenten) Gründen des Seins fortschreiten, von dem Bedingten zum Unbedingten (Absoluten) gelangen. Je nachdem nun dabei ein besonderes Organ für die Erkenntnis des Transzendenten vorausgesetzt oder diese auf dem Wege der logischen Bearbeitung der Erfahrungstatsachen gesucht wird, gewinnen die metaphysischen Systeme einen verschiedenen methodologischen Charakter.

Platon (427-347 v. Chr.) und Aristoteles (384-322 v. Chr.) bemühten sich um die Feststellung des Verhältnisses von Materie und Geist, Stoff und Form Einzelnem und Allgemeinem. Platon schrieb den allgemeinen Begriffen Dasein zu und nannte sie Ideen. Aristoteles gab den allgemeinen Begriffen nicht Sonderexistenz, sondern verlegte sie in das Einzelne. Den Stoff aber dachte er sich als ein Mögliches, noch nicht Wirkliches, in beständiger Fortentwicklung zur Form, dem eigentlich Wirklichen. Die rationalistischen Systeme (zu denen diejenigen von Platon, Aristoteles und später viele andere gehören) stützen sich auf die Annahme, daß die menschliche Vernunft durch die ihr angebornen reinen (nicht der Erfahrung entstammenden) Begriffe zur Erkenntnis des transzendenten Seins befähigt ist, und daß es nur darauf ankomme, diese reinen Vernunftbegriffe zu entwickeln und untereinander zu verknüpfen.

Mittelalter[]

Die mittelalterliche Metaphysik wurde durch die Anschauungen von Platon und Aristoteles beherrscht. Die Neuplatoniker (ab 3. Jh.) setzten an die Stelle eines nüchternen Denkens eine Art schwärmerischer Anschauung als Erkenntnisquelle, während andererseits der Skeptizismus das Vertrauen auf die Möglichkeit irgend einer Erkenntnis unterhöhlte. Durch Hinzunahme christlicher Dogmen und empirischer Naturerkenntnisse wurden die metaphysischen Fragen noch komplizierter.

Gemäß der christlichen Weltanschauung sind die höchsten Prinzipien alles Seins und Lebens nicht nur übersinnliche und übernatürliche sondern auch überweltliche, weshalb die christliche Metaphysik des Mittelalters gleichbedeutend mit spekulativer Theologie ist. Weil ferner die vom religiösen Glauben abgelöste Vernunft aus der Sicht des Christentums niemals über die Natur und Welt hinaus zu Gott gelangt, hat die nicht-christliche Philosophie auch keine eigentliche Metaphysik, sondern höchstens täuschende Redensarten und müht sich vergeblich ab, die erste Vorbedingung einer wahren Metaphysik, nämlich eine wahre Erkenntnistheorie, zu schaffen. So wurde für das Abendland während des ganzen Mittelalters die Aristotelische Metaphysik maßgebend und beherrschte die Scholastik als feststehender Dogmatismus.

Renaissance[]

Als in der Renaissance die Wiedererweckung der klassischen Studien, die Anfänge der modernen Naturforschung und die Erhebung der Reformation der Kirche das Ansehen der Jahrhunderte alten scholastischen Überlieferung gebrochen hatten, regte sich auch die philosophische Forschung von Neuem. Entweder man verzichtete auf eigentliche Metaphysik zu Gunsten der Beobachtung und des Experiments, wie Baco von Verulam, oder man versuchte neue Bahnen einzuschlagen, wie z.B. Tommaso Campanella, Pierre Gassendi, René Descartes, Baruch de Spinoza oder Thomas Hobbes.

Den bedeutendsten Einfluß auf die Gestaltung der Metaphysik hatten im 17. Jh. neben René Descartes Gottfried Wilhelm der Philosoph und Wissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz und später Christian Freiherr von Wolff, der zum größeren Teil mit dem überlieferten Material der Aristotelisch-scholastischen Philosophie fortarbeitete und ein ausführliches in vier Teile gegliedertes Lehrgebäude der Metaphysik aufstellte: die Ontologie, Kosmologie, Psychologie und natürliche Theologie.

Neuzeit[]

In der neueren Philosophie waren die Lösungsversuche entweder monistisch, oder dualistisch. Daneben traten Philosophen hervor, die im Grunde der Metaphysik sämtliche Berechtigung absprachen und dasjenige, was die Metaphysik bisher lehrte, für subjektive Aussagen der Vernunft ansahen. Kant (1724-1804) nahm eine eigentümliche Stellung zur Metaphysik ein. Er kam zu dem kritischen Resultat, daß der Mensch die Dinge nicht erkennt, wie sie sind, sondern nur, wie sie ihm erscheinen. er schränkte also das Wissen auf das Erfahrungswissen ein und verstand unter wissenschaftlicher Metaphysik zunächst nur Vernunftkritik, aber er hatte ein darüber hinausweisendes metaphysisches Bedürfnis und hielt an der Idee einer übersinnlichen intelligiblen Welt fest. So baute Kant die Metaphysik auf praktische Postulate auf und schuf eine Art Ethiko-Metaphysik (Ethikotheologie), eine Lehre vom höchsten Gute mit den Ideen Gott, Freiheit und Unsterblichkeit.

Nach dem "metaphysischen Zeitalter" widmeten sich viele Gelehrte der "exakten" oder "wissenschaftlichen" Philosophie und mieden die Metaphysik. Aber die Metaphysik ist weder überflüssig noch aussichtslos, wenn sie nur auf kritisch-exaktem Grunde ruht und sich bewußt ist, daß alle ihre Aussagen sich in den Formen des Bewußtseins bewegen müssen, und wenn sie die Resultate, welche die exakte Forschung erzielt, zu ausprechenden Hypothesen benutzt. Die Geschichte der Metaphysik lehrt im Allgemeinen, daß die Antriebe, eine haltbare Metaphysik zu suchen, sich immer wieder von Neuem geltend machen, daß aber die Metaphysik selbst bis jetzt vielmehr eine gesuchte, als eine gefundene Wissenschaft ist.

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