Als Michelsberger Typus (Bodensee Pfahlbau-Typus) bezeichnet man die typischen Charakteristika von Keramiken der Michelsberger Kultur. Diese steinzeitliche Keramik stammt aus dem Jungneolithikum (4400 bis 3500 v. Chr.) und war im westlichen Mitteleuropa verbreitet.
Beschreibung[]
Die Keramik der Michelsberger Kultur umfaßt stattlich große, meist ganz unverzierte und henkellose Gefäße ohne Standfläche: sog. Pfahlbaubecher mit weiter Mündung und spitzem Boden, mächtige Vorratsgefäße mit rundem Boden, Schüsseln mit Bauchkante, eigentümliche Schöpfkellen, aber auch plumpe Henkelkrüge u. a. Statt der Henkel erscheinen nicht selten durchbohrte oder undurchbohrte Knöpfe, sonst noch Tupfen- und Warzenreihen.
Die zeitliche Bestimmung des Michelsberger Typus war anfangs durchaus strittig. Man erklärte die Kulturgruppe ursprünglich zur ältesten bekannten neolithischen in Westeuropa. Man ordnete die Keramikfinde zwischen Schnurkeramik und Bandkeramik ein oder aber legte sie zeitlich an den Beginn der Kupferzeit zwischen Schnurkeramik und Glockenbecher.
Nach Schumacher hätte am Oberrhein und am Bodensee die Kultur des Michelsberger und Pfahlbautentypus neuen Völkern und Kulturen, die von Norden und Osten her vordrangen, kräftigen Widerstand geleistet und noch fortbestanden, als in den Gegenden weiter nördlich schon die Bandkeramik herrschte.
Eine Verwandtschaft gewisser Tongefäßformen des Michelsberger Typus mit solchen aus den Kjökkenmöddingern und jüngeren neolithischen Schichten in Nordeuropa ist nicht zu verkennen, aber schwer zu deuten. Ganz vereinzelt erscheinen an den Fundstellen des Michelsberger Typus auch Spuren des Rössener Typus. In Verbindung mit den Wohnstätten stehen z. T. ausgedehnte Befestigungsanlagen (Wallbauten), welche, ähnlich wie die Pfahlbauten, auf die Abwehr vorhandener unruhiger Elemente hindeuten.
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Quellen[]
- K. Schumacher in Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit (Internet Archive). Hrsg. Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, Ludwig Lindenschmit. 5 Bände, Victor von Zabern Verlag, Mainz 1858–1911. Bd. 5, S. 97 ff., Tafel 19.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 219 f.