Dieser Metallspiegel mit Minnedarstellungen datiert in die 2. Hälfte des 14. Jhds. Er stammt aus dem Besitz des preußischen Kammerherrn und Kunstsammlers Karl von Mayenfisch (1803–1877) und wird im Fürstlichen Museum im Schloss Sigmaringen ausgestellt.
Beschreibung[]
Bei diesem Werk handelt es sich um den Rahmen oder die Fassung eines Metallspiegels, welcher eine Vorstellung eines damals weitverbreiteten italienischen, vermutlich speziell venezianischen, Gewerbezweiges gibt.
Aufbau[]
Das erhaben geschnitzte Bildwerk des achteckigen Rahmens besteht aus Knochen. Das obere Mittelstück zeigt zwei Herzen, die auf beiden Seiten anstoßenden Teile enthalten geflügelte, weibliche Genien, welche nach den Herzen reichen. In den anderen fünf Segmenten schweben ähnliche Genien, die nach Früchten haschen. Der Hintergrund all dieser Darstellungen wird durch Laubwerk gebildet.
In dem Aufsatz des Ganzen erscheint Frau Minne oder die mittelalterliche Venus in der Tracht einer Dame des 14. Jhds., mit langen von den Ellenbogen herabhängenden Zattelärmeln, auf dem Haupt eine Krone und in jeder Hand ein Pfeil. Sie wandelt in einem Rosengarten, durch Rosenstöcke zu ihren beiden Seiten versinnlicht. Der äußere und innere Rand dieses Rahmens besteht aus zwei Streifen aus rotbraunem Holz, zwischen denen sich mosaikartige Einlagen von weißem und grüngefärbtem Elfenbein, wie von schwarzem Ebenholz befinden.
Kunstgeschichtliches[]
Diese Art von Bildwerken aus Knochen, bisweilen auch aus Elfenbein, welche immer Minnegeschichten darstellten, bildete vom 14. bis zum Ende des 15. Jhds. einen bedeutenden Industriezweig in Italien. Sie wurden in großer Masse, wohl als einzelne Stücke angefertigt, welche alsdann bei Rahmen, Kästchen und ähnlichen Gerätschaften durch entsprechende Zusammensetzung in Anwendung gebracht wurden.
Ebenso ist dieses Holzmosaik (Marqueteriearbeit bzw. Marketerie - „Tarsia“ genannt), welches hier den Rand des Rahmens bildet, seinem Ursprung nach eine italienische Technik, welche sich mit der Zeit verbreitete und bis in das 17. Jhd. bei verschiedenen Gerätschaften angewendet wurde.
Ein ähnlicher Spiegelrahmen befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum zu München, nur mit dem wesentlichen Unterschied, dass dort die fliegenden Genien bekleidet sind. Ein sehr ähnlicher mit unbekleideten Genien wie hier, befindet sich im Alten Museum zu Berlin, nur ist bei letzterem der Aufsatz mit Frau Minne nicht mehr vorhanden.
Quellen[]
- Hefner-Alteneck, Jakob Heinrich von. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. IV, S. 5, Tafel 221.
- Fürstliches Museum im Schloss Sigmaringen (Baden-Württemberg)