Mittelalter Wiki
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Die mittelalterliche christliche Mystik als Erscheinung der Philosophie erlebte in den Ausläufern der Frühscholastik im 12. Jh. des Hochmittelalters ihren Aufschwung.

Beschreibung[]

Ausläufer der Frühscholastik[]

In den Ausläufern der Frühscholastik versuchten einige Gelehrte, die Scholastik als "bloße Religionslehre" zu deklarieren und gelangte dadurch in den Hafen der Mystik. Viel dazu trug die aus dem religiösen Aufschwung des 11. Jhs. (Cluniazenser) hervorgegangene Kreuzzugsstimmung bei, und als deren hervorragendster Träger im 12. Jh. der berühmte Abt Bernhard von Clairvaux (1091-1153), der siegreiche Gegner Peter Abälards.

Als streitbarer Vorkämpfer der Orthodoxie und Mystik zugleich, verachtet er als heidnisch alles Wissen um des Wissens willen, ja überhaupt die Welt und pries als die eigentliche Tugend des Christen die Demut. Mit schwärmerischer Innigkeit, ja oft in gefühlsseliger Überschwenglichkeit versenkte sich Bernhard in die Wunder der göttlichen Liebe und die Anschauung der Wunden des gekreuzigten Heilands, und schwelgte dazu gern in den Bildern des Hohen Liedes, über das er seinen Mönchen 86 noch erhaltene Predigten gehalten hat.

Viktoriner[]

Systematischer als Bernhard von Clairvaux gingen die Viktoriner (Leiter der Klosterschule St. Viktor in der Nähe von Paris) Hugo von Sankt Victor (1096-1141) und Richard von Sankt Victor zu Werke. Hugo unterschied drei Stufen der intellektuellen Tätigkeit, drei "Augen" des Menschen. Die erste (cogitatio) das äußere Auge hat es nur mit dem Sinnlichen zu tun, die zweite (meditatio) das innere Auge mit dem begrifflichen Denken, welches das hinter den werdenden und vergehenden äußeren Formen verborgene Wesen der Dinge zu erforschen sucht.

Beide aber sind streng auf die Welt der Erfahrung beschränkt, während die dritte und höchste Stufe (contemplatio) das geistige Auge in der unmittelbaren Anschauung (Vision) des Göttlichen besteht, welche die heilige Ruhe der reinen Liebe in uns schafft. Hugo' Schüler, der Schotte Richard von Sankt Victor († 1173), ebenfalls ein Mann von umfangreicher Gelehrsamkeit, die er in einem besonderen Unterrichtsbuch niederlegte, baute die Lehre seines Meisters noch weiter aus, indem er sechs Stufen der Erkenntnis, darunter drei der Kontemplation, unterschied.

Doch während Hugo und Richard mit germanischer Gemütsinnigkeit in die Tiefen des Gefühlslebens dringen, erscheint dagegen Richards Nachfolger Walter von Sankt Victor in seiner literarischen Tätigkeit als ein beschränkter Fanatiker, der mit Kampfeswut gegen die "vier Labyrinthe Frankreichs": Petrus Abaelardus, dessen Schüler Peter von Poitiers, Gilbert von Poitiers und Petrus Lombardus zu Felde zieht. Die sog. "Wissenschaft "dieser "Dialektiker" galt ihm als lächerliche Gaukelei, als leeres Wortgepränge und heidnische Empörung gegen das Evangelium, die Kirche dagegen als das Orakel, das man anzurufen hat.

Pantheismus[]

Eine andere, nämlich pantheistische Wendung nimmt die Mystik unter Amalrich von Bene (um 1140/1150-1206), nach dessen, wahrscheinlich von Eriugena beeinflußter, Lehre Gott in allen Kreaturen lebt. Inwieweit die Albigenser und später die »Brüder des freien Geistes« sich auf ihn mit Recht beriefen, ist ungewiss; jedenfalls wurde er 1204 verdammt, nach seinem Tode seine Gebeine ausgegraben und verscharrt, seine Anhänger, die Amalrikaner, als Ketzer mit Feuer und Schwert verfolgt.

Noch ausgesprochener erscheint der Pantheismus Davids von Dinant (ca. 1160–1217), der wahrscheinlich schon unter dem Einfluss arabischer Philosophen die Identität seiner drei Prinzipien: Gott, Geist und Materie behauptete, denn ein und dasselbe Sein liege ihnen allen zugrunde (das erinnert fast schon an Spinoza).

Die deutsche Mystik[]

Die christliche Deutsche Mystik entwickelte sich im 14. und 15. Jh. zum Ausgang der Scholastik, besonders innerhalb des Dominikanerordens. Seiner Hauptvertreter waren Meister Eckard, Johannes Tauler und Heinrich Seuse. Über den religiösen Bereich hinaus war die Deutsche Mystik vor allem auch für die Entwicklung der deutschen Schriftsprache von Bedeutung... Weiterlesen. [1]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

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