Auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens bestand im Frühmittelalter das Stammesherzogtum Sachsen. Bewohnt wurde das Gebiet vor allem von den sächsischen Ostfalen, Westfalen, Engern, Friesen, Teutonen und den slawischen Wenden. Im Hochmittelalter gewann die Hanse großen wirtschaftlichen und politischen Einfluss auf das Gebiet, zu deren wichtigen Mitgliedern Städte wie Bremen, Hamburg und Hannover zählten.
Beschreibung[]
Das heutige Bundesland Niedersachsen erstreckt sich zwischen Elbe und Ems, Harz und Nordsee. Gebildet wurde es im November 1946 aus den Ländern Oldenburg, Schaumburg-Lippe und Braunschweig sowie der zuvor preußischen Provinz Hannover. Auch wenn es erst in der Moderne als politische Einheit geschaffen wurde, so kann das Gebiet doch auf eine lange Geschichte zurückblicken, die bis in die Steinzeit zurück reicht.
Aufgrund seiner territorialen Zersplitterung kam dem Gebiet des heutigen Niedersachsens im Mittelalter kein großes Gewicht innerhalb des Heiligen Römischen Reiches zu. Es blieb fast unberührt vom Geschehen im deutschen oder europäischen Rahmen und nahm auch seinerseits kaum Einfluss darauf.
Zeitlinie[]
Als Niedersachsen wurde früher der von der Niederelbe (Barby) an beginnende Teil des alten Herzogtums Sachsen bezeichnet. [1] In Unterscheidung von den Angelsachsen wurden die Nordalbinger oder jene norddeutschen Sachsen, welche zwischen Weser und Rhein wohnten und in Engern, Ost- und Westfalen eingeteilt waren, als „Altsachsen“ bezeichnet. Ihre Sprache war das Altsächsische bzw. Altniederdeutsche. [2]
Durch das Aussterben der Askanier im Jahre 1422 ging die sächsische Kurwürde 1423 auf den meißnischen Markgrafen Friedrich den Streitbaren über, was zur begrifflichen Unterscheidung zwischen den altwettinischen Ländern führte, die man nun als „Obersachsen“ zusammenzufasste. Später wurde Hannover auch „Niedersachsen“ genannt. [3]
Steinzeit[]
Erste Spuren menschlicher Kultur in Niedersachsen finden sich vorrangig in den Terrassenschottern der Flüsse und datieren bis in die Altsteinzeit. Diese Funde verweisen auf kleine Jäger- und Sammlergruppen. Vor ca. 6.000 Jahren setzte sich im südlichen Norddeutschland dann allmählich der Ackerbau durch und die Menschen wurden sesshaft. In der Folge wurde der niedersächsische Raum von den Kulturen der Bandkeramik, der Trichterbecher und der Einzelgräberkultur bewohnt.
Aus dem Neolithikum (ca. 5600-2.200 v. Chr.) belegen dann zahlreiche Bodenfunde eine Besiedlung sowie vermehrte Landnahme im Gebiet des heutigen Niedersachsens. Dabei wurden zunächst das Bergvorland, die zugänglicheren Gebiete Südniedersachsens sowie die trockene Geest besiedelt. Wichtige Zeugnisse dieser Zeit sind die Steingräber im Gebiet des Hümmling, um Lingen und Bersenbrück, auf der Oldenburger und Stader Geest sowie in der Lüneburger Heide (z.B. die Sieben Steinhäuser bei Fallingbostel).
- Bandkeramik (4500-3200 v. Chr.) - Diese Funde konzentrieren sich auf die Lößbörden und das Leinetal und zeugen neben Töpferei auch von früher Textilherstellung.
- Trichterbecher (3. Jahrtausend v. Chr.) - Diese Funde stammen u.a. aus der Geest und beeindrucken besonders durch die megalithischen Großsteingräber.
- Einzelgräberkultur (Schnurkeramik, 2850-2250 v. Chr.) - Während dieser Epoche wurden Schweine und Rinder domestiziert, der Hakenpflug verbreitete sich und es wurde mit scharfem Feuersteingerät geerntet. Zudem sind einfache Hausformen belegt.
Bronzezeit[]
Währen der Bronzezeit (2200-800 v. Chr.) führten klimatische Veränderungen zur Ausdehnung der Moore und in deren Folge zur Aufgabe vieler Wohnstätten im Tiefland. Gleichzeitig wurden die höher gelegenen Standorte in Südniedersachsen und den Marschen weiträumig erschlossen. In Niedersachsen werden die ersten Bronzeobjekte (als Importware) auf die Zeit von ca. 1.700 v.Chr. datiert, doch auch am Rammelsberg bei Goslar im Harz reicht die Kupferverarbeitung bzw. Verhüttungen bis in die Bronzezeit zurück.
Vorrömische / Ältere Eisenzeit[]
Der schollenwendende Pflug fand vermehrt Anwendung, die Textilherstellung wurde differenzierter, die Marsch wurde in Kultur genommen, und Knüppeldämme im Moor verweisen auf die zunehmende Handelsintensität selbst zwischen entfernteren Gebieten.
Aus vorchristlicher Zeit zeugen dreischiffige Hallenhäuser mit zwei Ständerreihen, die bei Ausgrabungen an der Wesermündung zutage gefördert wurden, bereits von der Entwicklung des späteren Niedersachsenhauses. Bäuerliche Siedlungen an der Küste und Burgsiedlungen im Binnenland deuten auf Siedlungskonstanz über etliche Generationen hinweg.
Germanische Eisenzeit[]
Die ältesten Nachrichten über den nordwestdeutschen Raum stammen aus der Römischen Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.), aus den Jahrzehnten vor und nach Beginn unserer Zeitrechnung, als die Römer versuchten, ihren Machtbereich über den Rhein hinaus bis an Unterelbe und Nordsee zu erweitern. In den Berichten römischer Historiker werden die Namen mehrerer germanischer Stämme genannt, die damals zwischen Ems und Elbe ansässig waren: die Chauken im Küstenbereich der Nordsee, die Langobarden an der Elbe um Lüneburg, die Angrivarier an der mittleren Weser, südlich davon die Cherusker, in Westfalen die Brukterer und schließlich an der Ems die Ampsivarier.
Die Cherusker spielten unter ihrem Führer Arminius eine bedeutsame Rolle bei einem Aufstand im Jahre 9 nach Christi Geburt, der den Untergang eines von Varus befehligten römischen Heers in der Schlacht im Teutoburger Wald zur Folge hatte. Dies stoppte die römische Expansionspolitik in diesem Gebiet. Der Name des Landes Niedersachsen leitet sich vom alten Volksstamm der Sachsen ab. Diese siedelten zu Beginn unserer Zeitrechnung nördlich der Elbe im heutigen Holstein. Ob der Stammesname auf ihr Kurzschwert, den Sax, oder mit dem Bezug auf das lateinische Wort „saxum“ (Fels, Stein) auf das durch nordische Findlinge charakterisierte Stammesland hinweisen soll, ist umstritten.
3. Jahrhundert[]
Zu Beginn des 3. Jhds. begaben sich ganze Volksstämme auf Wanderschaft, veranlasst vielleicht durch Änderungen des Klimas, verschwanden ganz oder tauchten an anderer Stelle wieder auf. Insgesamt bleibt die Kenntnis dieser Frühzeit aber recht dürftig. Im Zuge der Völkerwanderung überschritten die Sachsen Ende des 3. Jhds. n. Chr. die Elbe nach Süden, wo sie die alten germanischen Völkerschaften der Chauken, Angrivarier, Brukterer und Cherusker unterwarfen und deren Gebiet ebenso wie das der Langobarden (Bardengau, Bardowick) in ihr neues Herrschaftsgebiet eingliederten.
Völkerwanderungszeit[]
Während der Völkerwanderungszeit des 4. und 5. Jhds. wurden auch in Norddeutschland die Siedlungsverhältnisse stark verändert. Da der deutsche Norden außerhalb des vom Limes begrenzten Herrschaftsgebietes des Römischen Imperiums lag, gab es hier allerdings keine Städte, die bis in die Spätantike zurück reichen.
4. Jahrhundert[]
Seit dem 4. Jhd. drangen die Sachsen aus dem dänischen Gebiet in den niedersächsisch-westfälischen Raum ein, und die Friesen begannen ihre Expansion aus dem niederländischen Gebiet entlang der Küste nach Norden.
5. Jahrhundert[]
Als sich mit dem Ausgang des 5. Jhds. der Herrschaftsbereich der Franken im Raum zwischen Frankreich und Südwestdeutschland expandierte, gediehen rasch Handelsbeziehungen mit den Sachsen und Friesen.
6. Jahrhundert[]
Im 6. Jhd. siedelten die Sachsen bereits am Mittelgebirgsrand. Als das römische Reich zerfiel, festigte sich die bis in die heutige Zeit prägende Besiedlung Niedersachsens durch Friesen und Sachsen. Schon seit dieser Zeit, der Zeit der Merowinger-Könige, kam es mehrfach zu kriegerischen Konflikten der Sachsen mit den Franken, die sich einer weiteren sächsischen Ausdehnung in Richtung auf den Rhein widersetzten.
Frühmittelalter[]
Im Frühmittelalter lag der niedersächsische Raum am nordöstlichen Rand der europäischen Wirtschaftszentren West- und Südeuropas. Zu dieser Zeit wurde das Gebiet von zwei Stämmen bewohnt, von den Friesen im Nordwesten und den Sachsen im Süden, in der Mitte sowie im Osten. Mit dem Machtzerfall der Merowinger nahmen derweil die politischen Kontakte mit den Franken ab.
Das Stammesgebiet der Sachsen war im Mittelalter in 60 bis 80 Gaue - weitgehend eigenständige, vom Adel organisierte Siedlungsverbände unterschiedlicher Größe - gegliedert. Diese waren ihrerseits zu den vier Heerschaften Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingien zusammengeschlossen, die in Kriegszeiten unter den Befehl eines selbstgewählten Herzogs traten. Einmal im Jahr kamen Vertreter aller Teile des Sachsenstammes in der berühmten Stammesversammlung (Allthing) von Marklo zusammen, dem „ältesten Parlament“ auf deutschem Boden.
7. Jahrhundert[]
Bis in das 7. Jhd. dehnte sich der Stamm der Sachsen über fast das gesamte heutige Nordwestdeutschland aus. Das Stammesgebiet reichte schließlich bis an Werra und Unstrut; es schloss Westfalen und die spätere brandenburgische Altmark mit ein. Die älteren Stämme wurden dabei in den sächsischen Stammesverband integriert. Auch die Friesen] dehnten sich nach Süden aus. In dieser Zeit beginnt die Christianisierung der Sachsen und Friesen durch angelsächsische Missionare.
Um 700 n. Chr. erreichte das Stammesgebiet der Sachsen die größte Ausdehnung, und zwar weit über die Grenzen des heutigen Niedersachsen hinaus. Es erstreckte sich von der Eider sowie der Nord- und Ostsee im Norden entlang der mittleren Elbe nach Süden bis an die Saale, Unstrut und Werra und erreichte im Westen sogar den Niederrhein und die Ijssel.
8. Jahrhundert[]
Unter den Karolingern gingen die Franken zur Offensive gegen die Sachsen über. Im 8. Jhd. setzten Karl der Große und seine Nachfolger auch die Christianisierung Nordwestdeutschlands fort. In diese Zeit datieren auch die frühesten Stadtkerne im niedersächsischen Raum, die auf kirchliche Einrichtungen vom Beginn der Christianisierung zurück gehen.
- 733 - Die unter den Karolingern wiedererstarkenden Franken setzten sich gegen die friesische Expansion durch. Unter Karl Martell und seinen Söhnen führen sie mehrere Feldzüge gegen die Sachsen in Westfalen und Nordhessen.
- 754 - Bonifatius, einer der bekanntesten Missionaren wird von den Friesen bei Dokkum erschlagen.
- 770 - Der Missionar Lebuin reist nach Sachsen und hinterlässt in seiner Heiligenvita eine gute Bestandsaufnahme der inneren sächsischen Stammesgliederung. So berichtet er z.B. über die jährliche Stammesversammlung in Marklo, wo je 12 Adlige, Freie und Halbfreie aus den verschiedenen Regionen zusammentrafen, um Gesetze zu erneuern, Fragen der Rechtsprechung zu klären oder Beschlüsse über Krieg und Frieden zu fällen.
- 772 - Beginn der Sachsenkriege Karl des Großen. Während dieser Konflikte gelingt es dem Westfalen Widukind, den Gesamtstamm der Sachsen zu einen und so zum bedeutendsten der sächsischen Herzöge aufzusteigen.
- 775 - Karl der Große unternimmt die Eingliederung der Sachsen und Friesen in das Fränkische Reich. Ein Großteil des sächsischen Adels lässt sich rasch für das karolingische Königtum gewinnen. Die bäuerliche Bevölkerung dagegen widersetzte sich hartnäckig.
- 782 - Das berüchtigte Blutgericht von Verden, bei dem 4500 Aufständische getötet worden sein sollen, markiert einen Höhepunkt des Konflikts und fachte auch in bereits befriedeten Gegenden die Empörung der Sachsen noch einmal an. Doch bald danach beginnt der Zerfall des geeinten Sachsenstammes.
- 783 - In der Schlacht an der Hasefurt bei Osnabrück werden die Sachsen von den fränkischen Truppen Karls des Großen vernichtend geschlagen.
- 785 - Herzog Widukind kapituliert vor Karl dem Großen und lässt sich taufen.
Vereinzelte lokale Aufstände, vor allem im Norden des Landes, schlug Karl der Große durch Strafaktionen und Umsiedlungen in entfernte Teile des Frankenreiches nieder.
9. Jahrhundert[]
Die Eingliederung der Sachsen und Friesen in das Fränkische Reich brachte tiefgreifende Veränderungen, so z. B. die Einführung des Zehnten als Kirchensteuer und die Straffung der Verwaltung. Im Gebiet der Sachsen wurde ebenso wie in Friesland die fränkische Grafschaftsverfassung eingeführt, die den meist einheimischen Adligen die Grafenrechte verlieh. So erwarben fränkische und sächsische Adlige als Grafen Amtsgüter, die oft zu Familiengütern wurden. Das alte Stammesrecht (Lex Saxorum) blieb ebenso wie die altsächsische Sprache erhalten. Aus ihr entwickelte sich das Niederdeutsche (Plattdeutsch).
Zur intensiven Missionierung wurde das Land mit einem Netz von Bistümern überzogen: Bremen, Hamburg (845 mit Bremen vereinigt), Verden, Minden, Osnabrück, Münster, Paderborn, Halberstadt und Hildesheim. Diese Bischofsitze vereinten Domburg, Herrschaftssitz, Landwirtschaft, erste Handwerke zur Versorgung und frühen Warenaustausch auf einem alsbald privilegierten Markt. Als weltliche und geistige Zentren entwickelten sie sich bald zu wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkten.
- 804 - Ende der Sachsenkriege Karls des Großen und Verkündung milderer Gesetze.
- 815 - Gründung des Klosters Corvey im Solling. Später wurde es an die Weser verlegt und entwickelte sich zu einem wichtigen Missionszentrum.
- 841 - Beginn des Stellinga-Aufstandes
- 845 - Das Bistum Hamburg wird mit Bremen vereinigt.
- 865 - Mit Ansgars, dem ersten Erzbischof von Bremen, stirbt einer der herausragensten Kirchenführern dieser Frühzeit.
Mit dem Verfall der karolingischen Reichsgewalt ab Mitte des 9. Jhds. war Sachsen zunehmend auf sich gestellt. Dies nutzten einige sächsische Adelsfamilien dazu, ihren Besitz zu erweitern und ihren Einfluss auszubauen. In Braunschweig waren es die Brunonen und im Raum Lüneburg die Billunger, die Stader und Northeimer Grafen und andere.
10. Jahrhundert[]
Um 900 setzte die deutsche Kolonisation des Wendlandes ein, die sich in den schon bestehenden slawischen Dörfer ausbreitete und bis in die Elbniederung vordrang. So ließen sich slawische Siedler in friedlicher Landnahme u.a. in den Gebieten der späteren Grafschaften Lüchow und Dannenberg nieder.
Als sich zu Beginn des 10. Jhds. das Ostfränkische Reich zum Heiligen Römischen Reich wandelte, fiel Sachsen überraschend schnell eine führende Rolle unter den Stämmen zwischen Rhein und Elbe, Alpen und Nordsee zu.
- 919 - Mit der Wahl des Liudolfingers Heinrich zum deutschen König beginnt die Herrschaft der Sachsenkaiser (Ottonenzeit) und für das Stammesherzogtum eine Zeit der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung.
- 972 - Otto II. heiratet die byzantinische Prinzessin Theophanu und setzt damit ein Zeichen für die europäische Geltung des sächsischen Kaisertums.
- 983 - Durch einen Slawenaufstand gehen die Kolonisationsgebiete im Osten verloren.
- 993 – Unter Bischof Bernward erhebt sich Hildesheim mit der Michaeliskirche.
Ende des 10. Jhds. wird der Harz mit seinen Silbergruben im Rammelsberg zu einer Zentrallandschaft des Reiches, wenn nicht sogar Mitteleuropas. Der Handel mit Lüneburger Salz sowie das Gewerbe an den Marktorten beschleunigen zusätzlich die gute wirtschaftliche Entwicklung im niedersächsischen Raum. Umfangreiche Rodungen bringen der Landwirtschaft, in der sich grundherrliche Großbetriebe in Form von Fronhofsverbänden bildeten, neue Nutzflächen.
An der Nordseeküste wurde ab dem Jahr 1000 mit dem Bau von Deichen begonnen, anfänglich war es der Bau von Ringdeichen im Überschwemmungsgebiet der Küste und der Flussmündungen und bald ganzen Deichlinien.
Hochmittelalter[]

Karte des Stammesherzogtums Sachsen um das Jahr 1000.
Der Bevölkerungsanstiege im Hochmittelalter bewirkt eine Ausweitung der Siedlungstätigkeit. Die Ortsnamen auf "–rode" oder "–hagen" verraten noch heute den Landesausbau zu dieser Zeit. Die bis dahin kleinen zentralen Orte gediehen zu Städten, und neue Städte wurden gegründet.
Die Schaumburger Grafen, aber auch die Mindener Bischöfe, die sächsischen Herzöge aus dem askanischen Haus und die nördlich von Hannover begüterten Grafen von Roden begannen den Düllwald nördlich des Bückeberges roden zu lassen, um hier Hagenhufendörfer anzulegen, also Reihendörfer mit großen Freiheiten für die Bewohner.
Besonders im Umfeld kirchlicher Institutionen bildeten sich um Haupthöfe gruppierte Großgrundherrschaften (Villikationen) aus. Nach der Jahrtausendwende gab es immer weniger Freie („Liberi“), doch Unfreie („servi“ oder „mancipia“) weiterhin und Halbfreie/Hörige („liti“) immer mehr. Der Großteil der Bauern waren Halbfreie.
11. Jahrhundert[]
Nach der Ottonenzeit (1024) erlebte Sachsen eine zweite Blüte der Baukunst, der Malerei und der Literatur, wenn auch die Höhe der gleichzeitigen staufischen Hofkultur nicht erreicht wurde. In den Flussmarschen von Weser und Elbe entstanden im 11. Jhd. im Rahmen der u.a. vom Bremer Erzbischof initiierten Kolonisation neue bäuerliche Freiheitsrechte, die sich in größerer Freizügigkeit sowie in Dienst- und Abgabenerleichterungen ausdrückten.
- 1024 - Mit dem Tod Heinrichs II. erlischt das Königgeschlecht der sächsischen Ottonen. Damit endet auch die enge Bindung Sachsens an das Reich. Ihnen folgt Konrad II. das Geschlecht der Salier, die im Raum um Speyer (Rheinland-Pfalz) beheimatet sind. Diese versuchen, das alte karolingische Königsgut um den Harz, welches von Heinrich I. durch Burgen gesicherte wurde, zu erweitern und auszubauen.
- 1046 - Heinrich III. macht Goslar mit der Kaiserpfalz zu seiner bevorzugten Residenz und damit fast zum Mittelpunkt des Reiches. Das rief den Widerstand der führenden sächsischen Adelsfamilien hervor, von denen die Billunger schon unter den Ottonen zur Herzogswürde aufgestiegen waren.
- 1065 - Im Rahmen des Burgenbauprogramms in Sachsen ließ König Heinrich IV. die Große Harzburg (Hartesburg) errichten und wollte sie zu einer königlichen Residenz und einem Kanoniker-(Chorherren-) Stift erweitern.
- 1075 - Unter Heinrich IV. kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Der „Sachsenaufstand“ unter Führung von Otto von Northeim und Lothar von Süpplingenburg setzte dem von den Saliern betriebenen Einzug von Königsgut und dem damit verbundenen Burgenbau ein Ende. Heinrich IV. gelingt es nicht, den Harzraum als zentrale Landschaft des Reiches gegenüber den Billungern oder den Grafen von Northeim zu behaupten.
12. Jahrhundert[]
Um 1100 fasste das Geschlecht in Sachsen Fuß, das in wenigen Jahrzehnten zur führenden Position aufstieg und über Jahrhunderte die Geschichte Nordwestdeutschlands maßgeblich mitgestaltete: das Haus der Welfen.
Seit dem 12. Jhd. bildeten die Marschgebiete einen neuen Siedlungsschwerpunkt. Hier ließen Eindeichungen und Entwässerungsarbeiten die Anlage von Siedlungen (Marschhufenkolonien) auch dort zu, wo dies bis dahin wegen des tief gelegenen nassen Siedlungslandes nicht möglich war. Ein anderer Weg wurde im Bergvorland bzw. Bergland des südlichen Niedersachsen beschritten, wo trockene Wälder gerodet und Waldhufendörfer angelegt wurden. Letztere wurden in Form eines Reihendorfes angelegt, in denen der überwiegend geschlossene Flurbesitz (Hufe) meist hinter den entlang von Straßen oder Bächen oder in Gruppen angeordneten Höfen lag.
Seit dieser Zeit traten neben die frühen Kloster-Gründungen der Benediktiner, Kanonissen- und Kanonikerstifte die Niederlassungen der Zisterzienser und Augustiner.
- 1106 - Das Geschlecht der Billunger erlischt. Lothar von Süpplingenburg wird Herzog von Sachsen.
- 1115 - Lothar von Süpplingenburg, Herzog von Sachsen, tritt König Heinrich V. in der Schlacht am Welfesholz erfolgreich entgegen.
- 1125 - Mit dem Aussterben der Salier gewinnt mit Lothar von Süpplingenburg erneut ein sächsischer Herzog die Königsgewalt. Unter ihm wird Sachsen wieder zum Zentrum des Reiches. Mit ihm setzt die Rückgewinnung der Kolonisationsgebiete im Osten ein, die von einem breiten Strom deutscher Bauern und Bürger ins Ostland begleitet wird. Mit den Schaumburgern, den Wettinern und den Askaniern installiert Lothar mehrere Grafenfamilien in den Grenzmarken in Holstein und an der mittleren Elbe, die hier über mehrere Generationen hinweg die Erschließung und Christianisierung des Landes vorantrieben.
- 1129 - Aus der Ehe zwischen Gertrud von Süpplingenburg, Tochter von Lothar III., und dem Welfenherzog Heinrich X. der Stolze, Herzog von Baiern, geht Heinrich der Löwe, der wohl berühmteste und durchsetzungsfähigste Herrscher im alten Sachsenland hervor.
- 1137 – Kaiser Lothar III. stirbt und wird im „Kaiserdom“ zu Königslutter am Elm begraben. Zu diesem Zeitpunkt ist sein Schwiegersohn, Heinrich X. der Stolze, im Besitz des Herzogtums Bayern und wird nun auch Herzog von Sachsen. Damit kann er als der mächtigste Fürst im Reich auftreten.
- 1138 – Heinrich der Stolze unterliegt bei der Königswahl dem staufischen Kandidaten Konrad III.. Der daraus sich entwickelnde Gegensatz zwischen Staufern und Welfen prägt die nächsten Jahrzehnte.
- 1139 - Heinrich der Stolze stirbt geächtet. Sein Sohn, Heinrich der Löwe, wird schon in jungen Jahren mit außergewöhnlicher Tatkraft und Zielstrebigkeit gekennzeichnet.
- 1142 - Heinrich der Löwe wird Herzog von Sachsen. Er bemüht sich, aus dem welfischen Streubesitz in Sachsen ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu machen, um so das alte Stammesherzogtum wieder herzustellen. Dazu bringt er das Erbe mehrerer ausgestorbener Grafengeschlechter an sich. Er fördert das Wirtschaftsleben durch die Gründung und Erweiterung von Städten und profitierte von den Salzlagerstätten, z.B. im Lüneburger Gebiet.
- 1160 - Heinrich der Löwe wählt Braunschweig zu seiner Residenz und lässt die Burg Dankwarderode als Königspfalz und den berühmten Bronzelöwen errichten, Symbole seiner Herrschaft und Machtfülle.
- 1172 - Heinrich der Löwe unternimmt eine Pilgerreise ins Heilige Land, die einem Triumphzug gleicht.

Der Braunschweiger Dom mit Burgplatz (Braunschweig, 2020)
- 1173 - Heinrich der Löwe beendet seine Pilgerreise und kehrt nach Braunschweig zurück, wo er den Braunschweiger Dom (Stiftskirche St. Blasius' und St. Johannis des Täufers) stiftet.
- 1176 - Heinrich der Löwe verweigert seinem Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, die Gefolgschaft bei dessen Italienfeldzug, nachdem er die Heeresfolge von der Abtretung der Stadt Goslar abhängig gemacht hatte. Daraufhin streben die sächsischen Gegner des Herzogs einen Prozess gegen Heinrich an.
- 1180 - Heinrich der Löwe wird verurteilt, geächtet und seiner Lehen über die Herzogtümer Bayern und Sachsen sowie seiner Würden und Eigengüter für verlustig erklärt. Mit seinem Sturz zerfällt das Stammesherzogtum Sachsen als staatliche Einheit. Damit entfallen auch die Stammes- und Sprachmerkmale (das „Sassische“), die das von den Sachsen geformte Norddeutschland noch zusammengehalten hatten. Auf dem Reichstag zu Gelnhausen wird Sachsen in zwei Teile geteilt:
- Barbarossa gibt das Gebiet westlich der Weser an das Erzbistum Köln als Herzogtum Westfalen (s. Nordrhein-Westfalen).
- Der östliche Teil Sachsens geht an Bernhard von Anhalt, den Sohn Albrechts des Bären, aus dem Hause der Askanier, der gleichzeitig mit dem Herzogtitel und der Kurwürde belehnt wurde. Damit wanderte auch der Sachsenname ostwärts bis Wittenberg und ging dann mit den Wettinern auf deren Staat an der oberen Elbe über. So kommt es allmählich zur Unterscheidung der altsächsischen von den mitteldeutschen Gebieten und zur Entstehung der Namen „Niedersachsen“ und „Obersachsen“.
Nach der Zerschlagung des alten Herzogtums Sachsen entwickelten sich in Niedersachen viele kleine, selbständige Grafschaften, denn die ehemaligen Vasallen Heinrichs des Löwen und andere Adlige schufen sich eigene Territorien, deren Zahl im niedersächsischen Raum auf über 40 anwuchs. Zu diesen gehörten im Umfeld von Hannover z.B. die Grafschaften Hoya, Wölpe und Wunstorf-Roden mit der Stadtburg Lauenrode. Des Weiteren zählten dazu die Grafschaften Schaumburg, Hallermunt, Spiegelberg, Everstein und Homburg sowie die Bistümer Minden und Hildesheim. Die Burgen des 12. und 13. Jhds., die die Basis von späteren Stadt- und Territorialbildungen schufen, finden sich noch heute in den Namen von Kreissitzen, wie z.B. Oldenburg, Cloppenburg, Harburg, Lüneburg, Nienburg, Rotenburg, Schaumburg und Wolfsburg.
- Die Askanier blieben als Herzöge von Sachsen auf die östlichen Randgebiete des alten Stammesgebiets beschränkt: die Altmark, die anhaltischen Fürstentümer östlich des Harzes und das Herzogtum Lauenburg, das auf das linke, lüneburgische Elbufer übergriff. Außerdem bewahrten sie die Landeshoheit über das Land Hadeln an der Unterelbe.
- Die Edelherren von Diepholz blieben in einem von ausgedehnten Mooren geschützten, abgelegenen Landstreifen östlich des Dümmers.
- Die Grafen von Hoya bauten südlich von Bremen, links der Weser ihr Territorium aus, das häufig in Auseinandersetzungen mit dem Stift Minden verwickelt war. Östlichste Bastion und zugleich bedeutendste Stadt wurde Nienburg.
- Die Grafen von Oldenburg errichteten im Grenzbereich zwischen Sachsen und Friesen an der Hunte ihr Herrschaftsgebiet, welches sie auf die linke Wesermarsch, Butjadingen und Rüstringen ausdehnten. Zeitweilig trennte sich eine in Delmenhorst residierende Nebenlinie vom Oldenburger Grafenhaus ab.
- Die Schaumburger Grafen schufen ihr Territorium im Wesertal zwischen Hameln und Rinteln und erweiterten es bis an das Steinhuder Meer und vor die Tore von Minden.
Von den vielen Stadtgründungen des 12. und 13. Jhds. kamen die meisten aber nicht über den Status einer Kleinstadt oder gar nur eines Marktfleckens hinaus.
13. Jahrhundert[]
Seit dem 13. Jhd. prägte der schriftlich zusammenfasste „Sachsenspiegel“ das Recht im Gebiet von Ems und Ruhr bis zur Elbe. Während dieses Jahrhunderts begaben sich immer mehr Bauern, die der Heerfolge entgehen wollten, in die Abhängigkeit des Adels. Zu dieser Zeit verband sich die Geschichte Niedersachsens eng mit der Geschichte der Welfen in Nordwestdeutschland. Doch hatten zu dieser Zeit daneben noch etwa vierzig weitere Staaten mittleren oder geringen Umfangs Anteil am niedersächsischen Raum. Besonders bunt war das Bild im Kernraum zwischen Weser und Leine. Hier drängten sich viele kleine und kleinste Territorien nebeneinander:
- nördlich und westlich von Hannover die Grafen von Wölpe und die Grafen von Roden-Wunstorf,
- um Springe die Grafen von Hallermund,
- weiter südlich im Bergland die Grafen von Spiegelberg und von Everstein sowie die Edelherren von Homburg.
- die Grafen von Pyrmont waren ein Zweig des Schwalenberger Grafenhauses westlich der Weser.
- ein Zweig der Grafen von Tecklenburg begründete im westlichen Grenzbereich die Grafschaft Lingen
- das Herrscherhaus der Grafen von Bentheim stammte von den Grafen von Holland ab
Sie alle starben im Lauf der folgenden Jahrhunderte aus und wurden von den Welfen beerbt. Nur das kleine Pyrmonter Territorium ging andere Wege und wurde erst 1922 der Provinz Hannover zugeschlagen.
Im und am Harz waren aus dem alten Königsgut die Grafschaften Scharzfeld, Hohnstein, Regenstein und Blankenburg hervorgegangen, deren Erbschaft die Welfen nur teilweise antreten konnten. Dazwischen lag das kleine Hoheitsgebiet des bedeutenden Zisterzienserklosters Walkenried, der einzigen geistlichen Anstalt auf niedersächsischem Boden, die es zur Reichsstandschaft gebracht hatte. Eine eigenständige Entwicklung nahm der von den Friesen besiedelte Küstensaum der Nordsee.
- 1218 - Kaiser Otto IV. stirbt einsam auf der Harzburg. Mit ihm geht zugleich eine Epoche in Norddeutschland zu Ende. Seine Nachfolger kamen nur noch äußerst selten in den deutschen Nordwesten. Die einstmals so bedeutsamen Königspfalzen verfielen, und aus einer königsnahen wurde eine königsferne Landschaft.
- 1234 - Stedingerkreuzzug: Die Truppen des Erzbischofes Gerhard II. von Bremen unterwerfen in der Schlacht bei Altenesch (Lemwerder) das Stedingerland (oldenburgische Wesermarsch).
- 1235 - Kaiser Friedrich II. gibt die ererbten welfischen Eigengüter von als Reichslehen an Otto I. von Braunschweig („das Kind“), ein Enkel Heinrichs des Löwen. Gleichzeitig erhebt er Braunschweig-Lüneburg zum Herzogtum.
- 1236 - Die Bremer Erzbischöfe gewinnen die Güter der Grafen von Stade von den Welfen endgültig zurück.
Spätmittelalter[]
Im Spätmittelalter hatten sich die reichen Städte wie Lüneburg, Braunschweig, Göttingen, Hildesheim oder Osnabrück faktisch die Unabhängigkeit von den jeweiligen Landesherren erkämpft.
Da die Welfen aus Geldmangel Zölle, Burgen, aber auch ganze Ämter an die wohlhabenden Städte verpfändeten, sicherten diese sich so ein erhebliches politisches Mitspracherecht, z.B. bei der Ausschreibung von Landessteuern, der sogen. „Beden“. Seit der Mitte des 13. Jhds. stellte der Weserlauf eine Grenze zwischen dem kurkölnischen Herzogtum Westfalen und dem welfischen Machtbereich dar.
- 1252 - Das Stift Münster erwirbt Meppen mit dem Emsland und Vechta von den Ravensbergern.
- 1267 - Dynastische Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg zwischen den Söhnen Herzog Ottos des Kindes in das südliche Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und das nördliche Fürstentum Lüneburg. Diese Teilung hatte über fast sieben Jahrhunderte Bestand.
- Johann I. von Braunschweig-Lüneburg erhält das Fürstentum Lüneburg und begründet die Lüneburger Nebenlinie der Welfen.
- Albrecht I. von Braunschweig erhält das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und begründet die Wolfenbütteler Nebenlinie der Welfen.
- 1291 - Das Fürstentum Grubenhagen spaltet sich Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel ab.
14. Jahrhundert[]
Seit dem 14. Jhd. bürgerte sich für das eigentliche Sachsen zur Unterscheidung allmählich der Name „Niedersachsen“ ein. Zu dieser Zeit befand sich der größte Teil des Grund und Bodens in der Hand von Grundherren, die an die Stelle der freien Bauern getreten waren. In der Folge entwickelte sich das "Meierrecht" als vorherrschendes Besitzrecht, nach dem den Bauern von den Grundherren Ackerland, Wiesen und Hofstätte verliehen wurde, während die Hofgebäude in der Regel zum Eigentum (Allod) gehörten.
Während im 12. und 13. Jhd. an vielen Stellen noch unerschlossene Waldgebiete gerodet und durch die Anlage von Hagenhufendörfern besiedelt wurden, erlitt der Landesausbau im 14. Jhd. einen Rückschlag. Viele Dörfer wurden wüst, wobei die Pest auch eine Rolle spielte, ebenso aber eine durch Agrarkrisen ausgelöste Landflucht. Entsprechend stieg die Einwohnerzahl der meisten Städte an.
Dagegen erstarkten im 14. Jhd. die Städte, begünstigt durch das Aufblühen des Fernhandels und des örtlichen Gewerbes: den Bergbau in Goslar, die Salzgewinnung in Lüneburg, das Brauwesen in Einbeck, den Tuchhandel in Göttingen und Osnabrück, die Schiffahrt in Stade und Emden. Die bedeutenderen niedersächsischen Städte schlossen sich der Hanse an (s.a.: Niedersächsischer Handelsverkehr).
In dieser Zeit erwarb das Erzstift Mainz, unter dessen geistlicher Hoheit das südliche Niedersachsen bis an den Harz stand, pfandweise von den Herzögen von Grubenhagen die Mark Duderstadt, den unteren Teil des Eichsfeldes. Den welfischen Hauptorten Lüneburg und Braunschweig gelang es, die Herzöge aus ihren Mauern zu vertreiben; Celle und Wolfenbüttel stiegen daraufhin zu Residenzen auf. Auch die Bremer Erzbischöfe wandten der Stadt den Rücken zu und verlegten den Verwaltungssitz des Erzstifts nach Bremervörde.
- 1345 - Das Fürstentum Göttingen spaltet sich Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel ab.
- 1348 - Die Pest wütet in großen Teilen Niedersachsen. Zudem führen Hungertyphus und Missernten zu einer Abnahme der Bevölkerung.
- 1354 - Ein Schutzbrief Kaiser Karls IV. für das Domkapitel Hamburgs erwähnt erstmals „Saxonia inferior“ oder „Neddersassen“ (Niedersachsen) in Abgrenzung zu Obersachsen („Saxonia superior“).
- 1361 - Erstmals findet sich das Wappentier der Niedersachsen, das springende Pferd, im Siegel der Welfen. So versuchten die Welfen, den Anspruch auf die Vormachtstellung ihres Hauses im Gebiet des alten Stammesherzogtums zu dokumentieren. Derweil herrscht unter der niedersächsischen Bevölkerung schon lange die Ansicht, es handele sich um das Wappen des alten Herzogtums, obwohl dies noch keine Wappen gekannt hatte.
- 1371 - Während des Lüneburgischen Erbfolgekrieges zerstören die Bürger Lüneburgs die herzogliche Burg auf dem Kalkberg. Daraufhin ziehen die Lüneburger Herzöge nach Celle.
15. Jahrhundert[]
Im 15. Jhd. wird die altostfriesische Sprache von der Hansesprache abgelöst und erhält sich nur in der Gemeinde Saterland. Zur gleichen Zeit gelingt es den Territorialherren, die Beschränkungen ihrer Herrschaft durch die Städte wieder abzuschütteln, ein straffes fürstliches Regiment einzurichten und die ständische Mitbestimmung auf allen Ebenen zurückzudrängen. Bei der Verwaltung und Rechtsprechung stützten sie sich nur auf die ihnen verantwortlichen Kanzler und Räte, zumeist Geistliche.
Im Laufe dieses Jahrhunderts erreichte das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg ein fast geschlossenes Herrschaftsgebiet, das den ganzen Osten Niedersachsens von der Elbe bis zur Oberweser einnahm. Nur das dazwischen gelagerte Hochstift Hildesheim unterbrach das Gebiet. In Ostfriesland gelingt es den Cirksena, eine dominierende Stellung über konkurrierende Herren, Klöster und Großbauern zu erreichen. In der kirchlichen Erneuerungsbewegung dieser Zeit wurden viele Klöster reformiert; vor allem die Windesheimer und die in Niedersachsen entstandene Bursfelder Kongregation wirkten dabei mit.
- um 1400 - Das Stift Münster erwirbt Cloppenburg von den Tecklenburgern und behält seine Außenposten als „Niederstift Münster" bis in das 19. Jhd. fest in der Hand.
- 1422 - Als die Wittenberger aussterben, fällt die Kurwürde an die Markgrafen von Meißen, die Wettiner. Dies führt zur Bezeichnung des südostdeutschen Raumes als „(Ober-)Sachsen“.
- 1432 - Das Fürstentum Calenberg spaltet sich Fürstentum Göttingen ab.
- 1492 - Die „Sachsenchronik“ des Braunschweigers Konrad Bot trägt zur weiteren Verbreitung des Niedersachsenrosses bei. Bote schrieb, das Pferdewappen gehe auf den sächsischen Herzog Widukind zurück, denn dessen Taufe habe aus dem schwarzen – dem heidnischen Ross – ein weißes – ein christliches – werden lassen.
- 1495 - Das Fürstentum Calenberg und das Fürstentum Göttingen vereinen sich wieder zum Fürstentum Calenberg-Göttingen. Daneben verbleibt die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel im Fürstentum.
Am Ausgang des Mittelalters gab es in Niedersachsen nur wenige Mittelstädte mit 2.000-5.000 Einwohnern (Duderstadt, Einbeck, Emden, Göttingen, Hannover, Stade und Verden), Großstädte mit 10.000-20.000 Einwohnern (Goslar, Hildesheim, Lüneburg, Osnabrück, Bremen und Braunschweig) und keine Weltstadt. Dies spricht für eine mehr gewerbliche als fernhändlerische Funktion der wichtigen niedersächsischen Städte.
Südwest-Niedersachsen gehörte im südlichen Teil wirtschaftlich und politisch zu Westfalen, war mit Westfalen jenseits der heutigen Landesgrenze eng verbunden - im westlichsten Teil auch mit den Niederlanden - und zugleich Durchgangsgebiet von dort nach Bremen, Hamburg und dem Ostseeraum.
Renaissance[]
Mit dem Anbruch der frühen Neuzeit, mit dem beginnenden 16. Jhd., gewann die Reichsgewalt im Norden wieder an Einfluss. Zudem ließen sich Hugenotten, Salzburger oder obersächsische Bergarbeiter in Niedersachsen nieder. Seit dieser Zeit wurde der Begriff „Niedersachsen“ zunehmend mit dem welfischen Hoheitsgebiet gleichgesetzt.
16. Jahrhundert[]
Seit dem 16. Jhd. stützten sich die erstarkenden Territorialherren bei der Verwaltung und Rechtsprechung dann auch auf bürgerliche oder adelige Juristen. Die Verwaltung wurde intensiviert, und die Einnahmequellen wurden konsequenter ausgeschöpft. Die alten genossenschaftlichen Land- und Gogerichte wurden durch die landesherrliche Rechtsprechung beiseite gedrängt. Überall entstanden Ämter und Vogteien, in denen landesherrliche Beamte alle hoheitlichen Befugnisse ausübten. Die ständische Mitbestimmung wurde auf allen Ebenen zurückgedrängt; die Landtage verloren an Bedeutung.
Zudem begann man mit großräumigen Marschbedeichungen, durch die nicht nur der Schutz des verbliebenen Landes gelang, sondern auch die teilweise Rückgewinnung von verloren gegangenem Land sowie die Erschließung von Neuland.
Die Reformation Martin Luthers setzte sich in den meisten niedersächsischen Territorien rasch durch. Unter den weltlichen Fürsten war Herzog Ernst I. der Bekenner von Lüneburg ein früher Anhänger Luthers, Heinrich II. der Jüngere von Wolfenbüttel dagegen ein erbitterter Widersachser, der ihn in Flugschriften bekämpfte. Herzog Erich I. von Calenberg ließ erst nach einigem Schwanken die Reform zu.
In diesem Zuge wurden die meisten Klöster aufgelöst und der Besitz fiel den Landesherren zu. In der Niedergrafschaft Lingen aber ließ sich das katholische Bekenntnis nie ganz verdrängen, und auch das oldenburgische Münsterland, das mainzische Eichsfeld und die Region um Hildesheim blieben katholisch.
- 1500 - Die Gebiete im Südwesten Niedersachsens fallen dem Westfälischen Reichskreis zu.
- 1512 - Mit der Gründung des Niedersächsischen Reichskreises wird der Name „Niedersachsen“ offiziell und erhält mit der Erklärung des Landfriedens unter Kaiser Maximilian I. staatsrechtlichen Rang. Allerdings ist z.B. die Grafschaft Schaumburg noch kein Teil desselben, stattdessen reichte er im Osten bis in die Altmark und nach Mecklenburg.
- 1519 – Hildesheim wird in der Stiftsfehde (bis 1522) auf das sog. „Kleine Stift“, die engere Umgebung der Bischofsstadt, reduziert. Ausgelöst wurde sie durch Zwistigkeiten zwischen dem Bischof, der sich mit Lüneburg verbündet, und mit seinem Landadel, der von Calenberg und Wolfenbüttel unterstützt wird.
- 1522 – Nach dem Sieg in der Hildesheimer Stiftsfehde teilen sich Calenberg und Wolfenbüttel den größeren Teil des Hildesheimer Territoriums; der Bischof behält nur das „Kleine Stift".
- 1525 - Die Bauernunruhen berühren Niedersachsen kaum; nur Randgebiete sind betroffen, wie z.B. das Kloster Walkenried, welches die Scharen von Thomas Münzer zerstören.
- 1542 - Antonius Corvinus verfasst die Kirchenordnung für das Fürstentum Calenberg-Göttingen. Auf deren Basis begründen die Welfen den Allgemeinen Hannoverschen Klosterfond.
- 1555 - Der Kaiser vereinigt Lingen mit den spanischen Niederlanden.
- 1571 - Das Grafenhaus von Plesse stirbt aus. Ihr Gebiet fällt an die Landgrafen von Hessen.
- 1580 - Ganz Nordwestdeutschland ist nun bis auf wenige altgläubige Exklaven protestantisch. Dabei überwiegt das lutherische Bekenntnis; nur in Bremen und Bederkesa, Ostfriesland und der Grafschaft Bentheim fasst der Calvinismus Fuß.
- 1584 - Die Calenberger Herzöge sterben aus. Die Ländereien fallen an Wolfenbüttel.
- 1596 - Die Grubenhagener Herzöge sterben aus. Die Ländereien fallen an Wolfenbüttel.
Ab der 2. Hälfte des 16. Jhds. entsteht im Weserraum mit der „Weserrenaissance“ eine eigenständige, vom Adel und vom Bürgertum getragene Baukultur. Am Ende des 16. Jhds. war Niedersachsen überwiegend lutherisch.
17. Jahrhundert[]
Zu Beginn der Neuzeit wandelte sich die innere Struktur des niedersächsischen Raumes. Der Oberharz entwickelte sich zu einer neuen Bergbaulandschaft. Die Mehrheit der Bevölkerung verfügte über eine eigene landwirtschaftliche und gewerbliche Ernährungsgrundlage. So konnten sich äußere Krisen nur begrenzt auf Kleinstädte und Dörfer auswirken.
Die Städte litten besonders unter den Folgen des 30-jährigen Krieges und für sie begann eine lange Phase des wirtschaftlichen und kulturellen Niederganges. Die nachfolgende Zeit führte überall zum Sieg des fürstlichen Absolutismus und zum Aufschwung der welfischen Staaten. Der Name "Niedersachsen" verlor sich weitgehend. Stattdessen nannten sich die Bürger nach ihren Ländern Hannoveraner, Braunschweiger, Oldenburger und Schaumburger.
- 1618 - Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Die evangelischen Stände in Böhmen wählen Friedrich V. von der Pfalz aus dem Geschlecht der Wittelsbacher zum König. Der Konflikt mit den katholischen Habsburgern eskaliert.
- 1625 - Dreißigjährige Krieg erreicht Niedersachsen. Auch hier war verursachte er eine Schreckens- und Leidenszeit, wirkte sich jedoch unterschiedlich aus. Die Städte waren allgemein weniger betroffen als das offene Land. Vor allem die Durchgangsgebiete, das Leine- und Wesertal und das Lüneburger Land erlitten schwere Schäden, während Oldenburg und einige kleinere Staaten kaum betroffen sind.
- 1626 - Nach der Niederlage des Niedersächsischen Kreises unter Führung von König Christian IV. von Dänemark gegen die Kaiserliche Liga unter Graf Tilly in der Schlacht bei Lutter am Barenberg steht Niedersachsen den Kaiserlichen offen.
- 1629 – In einem Restitutionsedikt werden zunächst Kirchen und Klöster, dann aber auch die Bevölkerung zu einer Rückkehr zum katholischen Glauben gezwungen.
- 1633 – Die Schweden greifen in den Krieg ein. Mit ihnen verbündet besiegt Herzog Georg I. von Lüneburg bei Hessisch-Oldendorf ein ligistisches Heer und beendet damit die katholischen Restitutionsversuche. Lingen fällt dem Hause Oranien zu.
- 1635 - Das Herzogtum Lüneburg wird in die Fürstentümer Lüneburg, Wolfenbüttel und Calenberg (mit Göttingen und Grubenhagen) aufgeteilt. All diese Teilstaaten bilden selbständige Territorien mit eigener Landeshoheit. In ihrer Gesamtheit bildeten sie das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, mit dem der Kaiser jeweils alle Linien gemeinsam belehnt.
- Georg von Calenberg übernimmt das Fürstentum Calenberg-Göttingen-Grubenhagen. Die Calenberger, das „Neue Haus Lüneburg“, überflügeln und beerben bald die anderen welfische Linien. Durch die Erbteilung erhält Braunschweig seinen späteren räumlichen Umfang, mit Ausnahme der Abteien Gandersheim und Helmstedt.
- 1636 - Hannover wird zur Residenz des Fürstentums Braunschweig-Lüneburg bestimmt und danach ausgebaut.
- 1648 - Ende des Dreißigjährigen Krieges. Durch einen Teilungsvertrag im Westfälischen Frieden entsteht das neue Herrschaftsgebiet Schaumburg-Lippe mit der Residenz Bückeburg. Daneben vereinnahmt Brandenburg-Preußen die Bistümer Minden und Halberstadt von Hannover. Die Welfen können ihre Forderungen nicht zur Geltung bringen und erlangen außer dem Stift Walkenried lediglich die „Alternation" im Stift Osnabrück. Die Hoffnungen die benachbarten Bistümer müssen begraben werden: Magdeburg, Halberstadt und Minden fallen an Brandenburg, Bremen und Verden gehen an Schweden.
In der 2. Hälfte des 17. Jhds. setzte sich überall der fürstliche Absolutismus in seiner voll ausgebildeten Form fest, wodurch vor allem die welfischen Staaten einen starken Aufschwung nahmen. Die Territorialfürsten förderten die Wirtschaft, und so gedieh der Westharz zu einer Bergbaulandschaft von europäischer Bedeutung. Im westlichen Niedersachsen begannen derweil die Moorkolonisation mit Anlage von Fehnkolonien und die Landgewinnung durch Einpolderung am Meer.
- 1658 - Ernst August heiratet Sophie von der Pfalz, die einzige protestantische Enkelin König Jakobs I. von England.
- 1692 - Der Kaiser erhebt das Fürstentum Calenberg zum Kurfürstentum. Georg Ludwig I. wird Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg („Kurhannover“).
Weiterer Verlauf[]
Mit den auf dem Wiener Kongress (1814/1815) umgebildeten Territorien begann sich der gegenwärtige niedersächsische Staatsraum abzuzeichnen. Die vier verbliebenen niedersächsischen Staaten – Königreich Hannover, Großherzogtum Oldenburg, Herzogtum Braunschweig und Fürstentum Schaumburg-Lippe – wurden Mitglieder des Deutschen Bundes.
18. Jahrhundert[]
- 1701 - Das englische Parlament bestimmt mit dem „Act of Settlement“ die Welfen zu britischen Königen.
- 1702 - Brandenburg-Preußen erwirbt nach dem Tode Wilhelms III. von Oranien die Grafschaft Lingen von Hannover. Hier ließ sich das katholische Bekenntnis niemals ganz verdrängen, und der mehrfache Besitzwechsel hat ein spannungsreiches Nebeneinander der Konfessionen zur Folge.
- 1707 - Brandenburg-Preußen erwirbt die Grafschaft Tecklenburg von Hannover.
- 1714 - Georg Ludwig I. von Braunschweig-Lüneburg wird als Georg I. König von Großbritannien und Irland.
- 1735 - Karl I. wird Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel. Unter ihm erlebt das Herzogtum eine Epoche besonderer kultureller und wirtschaftlicher Blüte.
- 1737 - Gründung der Universität Göttingen, welche rasch zu einer der führenden Hochschulen in Deutschland aufsteigt.
- 1745 - Gründung des Collegium Carolinum in Braunschweig, Vorläufer der Technischen Hochschule.
- 1747 - Gründung der Porzellanmanufaktur Fürstenberg (Weser) im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel (heute Landkreis Holzminden).
- 1756 - Beginn des Siebenjährigen Krieges. Trotz der permanenten Konkurrenz zwischen Hannover und Braunschweig kämpfen beide Länder gemeinsam gegen die Franzosen.
- 1759 – Schlacht bei Minden: Hannover, Braunschweig und Schaumburg-Lippe kämpfen gemeinsam gegen Frankreich und Sachsen. Nach dem Ende der Schlacht singen die Braunschweiger selbstbewusst: „Hannoveraner und Hessen, seid auch nicht vergessen, doch die allerersten für und für, lust’ge Braunschweiger das sein wir!“
- 1770 - Der Dichter Gottfried Ephraim Lessing wird als Bibliothekar nach Wolfenbüttel berufen.
19. Jahrhundert[]
- 1803 - Der Reichsdeputationshauptschluss verändert die Landkarte auch in Niedersachsen erheblich zugunsten einer großräumigeren Staatsbildung.
- 1814 - Hannover steigt zum Königreich auf.
- 1817 - Osnabrück, Bentheim und das Emsland gehen an das Königreich Hannover und das Großherzogtum Oldenburg (Oldenburger Münsterland).
Quellen[]
- Brosius, Dieter: Niedersachsen – Geschichte im Überblick (Land Niedersachsen). Hrsg. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung Hannover. Unveränderter Nachdruck der 6., erweiterten Auflage, Hannover 1993.
- Hauptmeyer, Carl-Hans: Niedersachsen - Landesgeschichte und historische Regionalentwicklung im Überblick (Land Niedersachsen). . Portal Niedersachsen. Isensee Verlag Oldenburg. Hrsg. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung. Hannover, 2004.
- Hoffmann, Peter: Niedersächsische Geschichte - kurz gefasst (Land Niedersachsen). . Hrsg. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung. Hannover, 2004. ISBN 3-89995-064-X.
Einzelnachweise[]
- ↑ 'Herders Conversations-Lexikon (Zeno.Org). 1. Auflage. Freiburg im Breisgau, 1856. Bd. IV, S. 341 (Niedersachsen).
- ↑ Pierer's Universal-Lexikon (Zeno.Org). 4. Auflage. Altenburg, 1857. Bd. 1, S. 377 (Altsachsen).
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon (Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1908. Bd. 14, S. 667 (Niedersachsen).