Njörd (anord. Njǫrðr) aus dem Geschlecht der Wanen ist in der Nordischen Mythologie ein Gott des Meeres und des Ozeans, sowie der Vater von Freya und Frey. Gemäß der Heimskringla ist er auch Fruchtbarkeitsgott, und man trank seine Minne, um ein fruchtbares Jahr und Frieden zu erlangen.
Beschreibung[]
Der Name des männlichen Njörd entspricht ganz der weiblichen Nerthus des Tacitus und taucht nur in isländischen Quellen auf. Den Übergang einer ursprünglich weiblichen Göttin in die des männlichen Njörd erklärt sich einer Theorie nach daraus, dass der Name der Nerthus der grammatikalischen Form nach männlich war und diese daher später als Mann aufgefasst wurde. Wann dies geschehen ist und ob der Wandel mit einer Einwanderung zusammenhängt, läßt sich nicht erweisen. Es steht nicht einmal die Einwanderung fest, oder ob die feminine Form der Nerthus bei Tacitus die ursprüngliche ist.
Kultus[]
Der Njördkult war in Skandinavien einst sehr verbreitet, wie aus den zahlreichen Ortsnamen in Schweden, Norwegen und Dänemark hervorgeht. Diese Kultstätten mit Namen wie Njördrheimr, Njördrhof, Njördrey, Njördrvik, Njördrholl, Njördrlög oder Njördrvin befinden sich fast durchweg am Meer. Eine besondere Kultstätte scheint die große Insel Tysnesö vor dem Hardangerfjord, die einst Njardarlög hieß, gewesen zu sein. Hier zeugen Ortsnamen für einen heiligen See und einen heiligen Hain, wie man ihn beim Nerthusheiligtum des Tacitus findet. Die Verbindung des Tyrkultes, der aus dem Tysnes spricht, mit dem Njördkult legt die Verehrung einer weiblichen Gottheit nahe.
Isländische Quellen[]
Gemäß den isländischen Quellen (Vafthrudhnismal, Lokasenna) gehört Njörd zum Geschlecht der Wanen und wurde mit seinen beiden Kindern, Frey und Freyja, die aus Geschwisterehe entsprossen sind, den Asen als Geißel für den Frieden übergeben. Als Wane war auch er ein Fruchtbarkeitsgott, und gemäß der Heimskringla trank man seine Minne, um ein fruchtbares Jahr und Frieden zu erlangen.
So wurde Njörd in den fruchtbaren Gefilden Skandinaviens zum Gott des Reichtums. Als solchen nennt ihn auch Egill Skallagrímsson in der Arinbjarnarkviða und läßt seinen Freund Arinbjörn von ihm und Freyja seinen Reichtum haben. Er spendet Reichtum, da er selbst reich war; 'reich wie Njörd' war laut der Vatzdœla saga eine sprichwörtliche Redensart.
Norwegische Quellen[]
Am norwegischen Gestade, wo das Meer dem Bewohner Reichtum zuführte, war Njörd ein Gott des Meeres, der den Schiffern günstigen oder ungünstigen Wind zuführte, den Fischern aber reichen Fischfang. Deshalb sollte man ihn gemäß der Snorra-Edda anrufen, wenn man sich auf Meerfahrten oder zum Fischfang begabt. Hier am Meer hatte er laut dem Grimnismal auch seinen Wohnsitz zu Noatun, d. h. Schiffsstätte. Von Norwegen aus kam sein Kult dann nach Island, wo nach den Ulfljötslög der Richter auf dem Opferring einen Eid auf Frey, Njörd und die allmächtigen Asen ablegen musste, doch scheint er hier zeitig verblasst zu sein.
Njörd und Skadi[]
In Norwegen entstand auch der Mythus von Njörd und der Riesentochter Skadi. Die eddische Dichtung kennt Skadi als Genossin der Asen. Nur die Fragmente eines Gedichtes der Snorra-Edda sprechen von einer unglücklichen Ehe zwischen Njörd und Skadi, wonach er das Leben auf den Bergen, sie aber den Aufenthalt an der See verwünscht. Die Snorra-Edda allein weiß, wie diese Ehe zustande gekommen ist.
In märchenhafter Weise erzählt sie, wie Skadi nach der Ermordung ihres Vaters Thjazi von den Asen Vaterbuße verlangte. Dazu habe u. a. auch gehört, dass sie sich unter den Asen einen Mann wähle, allein sie dürfe nur von allen die Füße sehen. Da habe sie Njörd gekürt, und so sei sie zu den Asen gekommen. Aber sie habe auch ferner auf Thrymheim, dem felsigen Wohnsitz ihres Vaters, wohnen wollen, und so sei man zu dem Vergleich gekommen, dass sie gemeinsam mit Njörd abwechselnd neun Nächte in Thrymheim und drei in Noatun wohne.
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 318 f.