Mittelalter Wiki
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Der Nominalismus (von lat. nomen = Namen) oder auch Terminismus (von lat. termini) ist eine philosophische Richtung zum mittelalterlichen Universalienstreit (die Ansicht von den Gattungsbegriffen) bzw. der Theorie des Allgemeinen. Danach besitzen die Allgemeinbegriffe keine Existenz außer dem Denken und bestehen auch nicht als besondere Inhalte des Denkens. Namen sind nur Worte. [1]

Beschreibung[]

Der Nominalismus hielt die Universalien (Allgemeinbegriffe) nicht für etwas Wirkliches (res), sondern nur für Worte und erklärte das Einzelne für das wahrhaft Seiende. Urheber dieser, in der Isagoge des Porphyrius angedeuteten, später dem Aristoteles angeschriebenen Ansicht war im 11. Jh. der französische Domkanoniker Johannes Roscelin von Compiègne (um 1050-1124); auch Petrus Abaelardus (1079-1142) war ein Anhänger dieser Richtung.

Im Gegensatz zu ihm hielt der nach Platon, Plotinos und Scotus Eriugena von Anselm von Canterbury (1033-1109) vertretene Realismus daran fest, dass die Universalien selbständige Realität hätten und nicht erst vom Verstand gebildet würden. Die Formel des Nominalismus war: universalia post rem, die des Realismus: universalia ante rem, oder in re. Ersterer wurde, weil er zum Tritheismus zu führen schien, samt Roscellin 1092 zu Soissons verdammt.

Dieser Universalienstreit zwischen beiden Parteien zog sich durch das ganze Mittelalter hin. Berühmte spätere Nominalisten waren z.B. Johannes Buridan (um 1300-1358) und Gabriel Biel (um 1415–1495). Sie wurden meist der Ketzerei beschuldigt, weil die Kirchenlehre, besonders von der Trinität, vom Logos und von der Transsubstantiation, durch sie bedroht schien. Eine vermittelnde Richtung war der Konzeptualismus des Wilhelm von Ockham (um 1288-1347).

Der Kampf zwischen Realismus und Nominalismus setzte sich übrigens nur mit veränderter Terminologie bis in die neueste Zeit fort – Hobbes, Locke, Hume, Berkeley, Mill waren neuere Vertreter des Nominalismus und Konzeptualismus, Leibniz, Kant, Fichte, Hegel dagegen Vertreter des Realismus –, nur dass die Realisten nun Idealisten, die Nominalisten hingegen Sensualisten oder auch Realisten genannt wurden. Ebenso fanden sich Spuren dieses Gegensatzes bereits im Altertum, bei Platon und Aristoteles. [2]

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Quellen[]

  1. Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 732.
  2. Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 395-396.
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