Mittelalter Wiki
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Der nordeuropäische Handel ist so alt, wie die in der Erde gefundenen Altertümer. Bereits in der Jungsteinzeit (ab 5500 v. Chr.) gab es im skandinavischen Norden Handel und Handelsverkehr, vor allem mit Feuerstein aus dem südlichen Skandinavien und mit Bernstein aus den südlicheren Gestaden der Ostsee, der für Schmucksachen verwendet wurde.

Zeitliche Entwicklung[]

Schon vor dem Ende der Steinzeit (um ca. 4500 v.Chr.) hatte man in Nordeuropa etwas größere Boote als Einbäume, mit denen man von der skandinavischen Halbinsel nach Finnland, Gotland, Dänemark und ins Gebiet des heutigen Deutschlands hinüberfahren konnte. Denn mit diesen Gegenden stand man in Verbindung. Sogar zwischen England und dem westlichen Skandinavien fand bereits in der Jungsteinzeit Handelsverkehr statt.

Anfänge des skandinavischen Handels[]

Die Verbindung von der skandinavischen Halbinsel mit südlicheren Ländern gewann in den folgenden archäologischen Zeitaltern eine immer größere Bedeutung, besonders in der Römischen Eisenzeit (0 bis 200 n. Chr.), als römische Kaufleute sich bis nach Dänemark und dem südlichen Schweden wagten, und römische Silberdenare in großer Menge in die Ostseeländer und weiter nach Skandinavien gelangten.

Ob aber nordische Kaufleute an diesem Handel, der schon, wie es scheint, unter Kaiser Septimius Severus (146-211 n.Chr.) seine frühere Bedeutung verlor, einen aktiven Anteil nahmen, ist zweifelhaft. Die Bedeutung dieser Zeit für den Handel und Verkehr ersieht man jedoch aus der Übereinstimmung zwischen dem römischen und dem altnordischen Gewichtssystem und an Lehnwörtern, wie anord. eyrir (aus lat. aureus, einer Goldmünze = 100 Sestertien).

Völkerwanderungszeit[]

Mit der Völkerwanderung (375-568) erlangte der Verkehr zwischen der skandinavischen Halbinsel und südlicheren Ländern erneute Bedeutung, dem Lauf der großen mitteleuropäischen Flüsse folgend. Große Goldmassen gelangten während dieser Zeit nach Nordeuropa; nordische Pelzwaren wurden weithin, sogar nach Italien, versandt, wie Jordanes in seiner Getica (c. 3) berichtet. [1] Mittelpunkte des Handelsverkehrs waren die großen Ostseeinseln Gotland, Öland und Bornholm, von denen Gotland schon während der Denariusperiode (211 v.Chr. bis 3. Jh.n.Chr.) große Bedeutung hatte.

Frühmittelalter[]

Im 7. Jh. zeigten sich dänische Schiffe in der Elbe, in Friesland und in den Niederlanden. Norwegische Schiffe besuchten im 7. und 8. Jh. Dänemark, Gotland, die Niederlande und die Britischen Inseln. In Nordfjord im westlichen Norwegen finden sich zwei Bildsteine aus dieser Zeit; auf dem einen sieht man ein Schiff wie auf den ältesten gotländischen Bildsteinen; auf dem anderen verschiedene Figuren, die den alten christlichen Bildsteinen Schottlands ganz ähnlich sind.

Eine norwegische Fibel mit angelsächsischen Buchstaben (vermutl. 7. Jh.) wurde in Valders gefunden. Ein paar im westlichen Norwegen gefundene angelsächsische Münzen sind ebenfalls wahrscheinlich schon vor 800 nach Norwegen gekommen. Aus Friesland und den Niederlanden bezog man Gläser, kupferne Kessel und Waffen, die teilweise in den südlichen Niederlanden und teilweise in den Rheinprovinzen gerfertigt wurden. An diesem ältesten nordischen Handel haftete jedoch immer etwas Zufälliges, und für das übrige Europa hatte er nur wenig Bedeutung.

Wikingerzeit[]

→ Hauptartikel: Nordischer Handel der Wikingerzeit (ca. 800-1030)

Die Wikingerzüge (ca. 800-1030) gaben den nordgermanischen Völkern die Vorherrschaft sowohl in der Nordsee wie in der Ostsee. Neue Entdeckungsfahrten erweiterten die geographischen Kenntnisse und eröffneten neue Märkte für den Handel. Skandinavische Schiffe durchfurchten das Weiße Meer und den finnischen Meerbusen wie den Kanal und die Bucht von Biskaja und segelten über das Schwarze Meer wie über den Atlantischen Ozean.

Ost- und Westeuropa wurden miteinander direkt verbunden und früher getrennte Verkehrsgebiete zu einem ganzen verschmolzen. Die nordischen Seefahrer waren gewöhnlich zur selben Zeit Seeräuber und friedliche Kaufleute. In einem Hafen angekommen, setzten sie zuerst mit den Einwohnern eine bestimmte Zeit, z.B. einen halben Monat, für den Handel fest. Nach dem Ablauf dieser Frist wurde der Friede gekündigt und das Land verheert [2] ... Weiterlesen.

Hochmittelalter[]

→ Hauptartikel: Nordischer Handel des Hochmittelalters (ca. 1050-1250)

Auf den Nordischen Handel der Wikingerzeit (ca. 800-1030) folgte der Nordische Handel des Hochmittelalters (ca. 1050 bis 1250). Nachdem die Wikingerzüge in der ersten Hälfte des 11. Jhs. geendet hatten, ging es mit dem nordischen Handel allmählich zurück. Die dänische Herrschaft in England hörte auf. Die Wikingerreiche in Dublin, Waterford und Limerick verloren nach und nach ihren rein nordischen Charakter. Der östliche Handelsweg wurde verschlossen. Die Wirkungen auf den nordischen Handel zeigten sich jedoch erst im Laufe des 12. Jhs., als auch die südlichen Gestade der Ostsee deutsch wurden... Weiterlesen.

Handelswaren[]

Fischerei- und Meeresprodukte[]

Der nordische Handel hatte seit dem 10. Jh. eine verhältnismäßig große Bedeutung wegen der vielen Ausfuhrartikel, die aus dem skandinavischen Norden kamen. Schon im 10. Jh. lieferte die Lofotfischerei gedörrten Dorsch (anord. skreið) als Fastenspeise nach Westeuropa. Auch an der Westküste Norwegens, und bei Island gab es bedeutende Fischereien auf Dorsch. In Bergen fanden sich um 1190 eine solche Menge Stockfische, dass es jedes Maß und jede Zahl überstieg [3]. In Island wurden um das Jahr 1200 120 Stück Stockfische zu 12 sh. englisch taxiert [4].

Eine noch größere Bedeutung für die mittelalterliche Wirtschaft hatte der Hering, der zuerst nur gedörrt (allec album) und in Körben aus Flechtwerk (anord. meisasild) versandt, später auch gesalzen, aber erst im Spätmittelalter geräuchert wurde (allec rubrum). Die größte Heringfischerei von ganz Europa war an der Südwestspitze von Schonen. Auch in Norwegen wurden Heringe gefischt, sowohl in dem nördlichen Norwegen wie in Viken. Schon in der ersten Hälfte des 11. Jhs. wurde der Hering aus dem heutigen Bohuslän in die angrenzenden schwedischen Landschaften gehandelt.

Von anderen Fischwaren, die um 1300 von Norwegen ausgeführt wurden, müssen folgende erwähnt werden: Heilbutt, der gedörrt und in Stücke geschnitten wurde (anord. rafr, die fetten Teile, und reklingr die Seitenstücke), Tran (oleum, anord. lýsi), der in Fässern verkauft wurde (im 13. Jh. als Ausfuhrartikel erwähnt), Walroßzähne, von denen schon einige von Kaufmann Óttar nach England mitgebracht wurden.

Felle und Pelze[]

Neben den Fischprodukten kommen für die Ausfuhr in erster Reihe die Pelzwaren in Betracht, die teils aus dem nördlichen Norwegen und Schweden, teils aus Russland über Gotland oder Schleswig kamen. Darunter befanden sich vor allem Grauwerk (Eichhörnchenfelle), dann Marderfelle, Hermelin, Biber und (aus Russland) Zobelfelle. Pelzwerk wurde bereits zur Völkerwanderungszeit aus Schweden exportiert, und bereits um das Jahr 900 hatte die Ausfuhr von Pelzwaren für das nördliche Norwegen große Bedeutung. Der nordische Pelzhandel verlor nach dem Erblühen Nowgorods nach und nach jedoch seine frühere Bedeutung.

Tierhandel[]

Seit dem 11. Jh. gab es in Norwegen einen nicht unbedeutenden Handel mit Jagdfalken, deren Fang in Norwegen ein königliches Privileg war. Jedenfalls schickte im 13. Jh. der norwegische König seine Falkner auch häufig nach Island, wo der weiße Edelfalke (falco candidus Gmelin) brütete. Norwegische Falken werden in England zuerst im Domesday Book (I f. 177 b) und später öfters in Urkunden aus dem 12. Jh. erwähnt [5]. Von isländischen Falken (girfalco Islandensis) war zum erstenmal 1169 in England die Rede [6] (s.a. 'Beizvögel').

Der Export von dänischen Pferden, der in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters in anhaltender Zunahme war, hatte bereits im 12. Jh. eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Die meisten gingen in die Niederlande und nach England. So wurden z.B. im Jahre 1226 aufgezäumte Pferde vom König von Dänemark in Yarmouth vom englischen König gekauft [7]; und nach dem Grundbuch König Waldemars von Dänemark wurden jährlich mehr als 4.800 Pferde aus Ribe ausgeführt. Eine Ausfuhr von dänischen Ochsen scheint ebenfalls schon um 1200 bestanden zu haben.

Rohstoffhandel[]

Der norwegische Holzhandel gewann erst im 14. und 15. Jh. eine größere Bedeutung. Jedoch wurden schon um 1200 Bretter und Sparren nicht nur nach Island, sondern auch nach England, Flandern und ins westliche Deutschland ausgeführt. Der später so wichtige schwedische Bergbau stammt erst aus dem Ende des 13. Jhs.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Charles C. Mierow: The Origin and Deeds of the Goths. auf people.ucalgary.ca (englisch)
  2. Die nordeuropäischen Verkehrswege im frühen Mittelalter und die Bedeutung der Wikinger für die Entwicklung des europäischen Handels und der europäischen Schiffahrt (Deutsche Digitale Bibliothek). Alexander Bugge. S. 255 ff. in Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. 4. Bd., H. 2 (1906), pp. 227-277
  3. Anonymus de profectione Danorum in Terram Sanctam. Hrsg. Langebek, Scriptores V 341 ff.
  4. Dipl. Island. I n. 85
  5. Diplomatarium Norvegicum (WP EN). Volume 1-21 in searchable form (at The Documentation Project). Digitalisat (Internet Archive). Bd. 19, Nr. 37, 41 etc.
  6. Dipl. norv. aaO. Bd. 19 Nr. 50)
  7. Rotuli litterarum clausarum (1204-27), Hrsg. Thomas Duffus Hardy. London 1833-44. Bd. II, 138
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