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Die Obstfrüchte der wildwachsenden Bäume und Sträucher wurden von den Menschen seit Urzeiten in Europa wie auf der ganzen Erde als Nahrungsmittel verwertet. Zahlreiche Funde in den prähistorischen Stationen Italiens, Frankreichs, der Alpenländer, sowie Mittel- und Nordeuropas bezeugen das. Besonders in den steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz sind Reste von Baum- und Beerenfrüchten überall zutage gekommen.

Geschichte[]

Unter den wildwachsenden Obstfrüchten fanden sich in den steinzeitlichen Ausgrabungen: Holzapfel (Malus sylvestris), Birne (Pyrus communis L.), Süßkirsche (Prunus avium L.), Pflaume (Pr. insititia L.), Schlehe (Pr. spinosa L.), Traubenkirsche (Prunus padus L.), Felsenkirsche (Prunus mahaleb L.), Echte Mehlbeere (Sorbus aria Crantz), Vogelbeere (Sorbus aucuparia L.), Hagebutte (Rosa canina L.), ferner Haselnüsse (Corylus avellana L.), Bucheckern (Fagus silvatica L.), Eicheln (Quercus) und Wassernüsse (Trapa natans L.). Manche dieser Früchte lagen in enormen Mengen aufgehäuft, dazwischen Kerne verschiedener Beerenarten.

Vom Kernobst sind ganze Früchte in verkohltem Zustand teilweise sehr gut erhalten; vom Stein- und Beerenobst wurden jedoch meist nur die Steine und harten Kerne gefunden. Die meisten der genannten Obstarten kehren auch in anderen prähistorischen Fundstätten Mittel- und Nordeuropas wieder. Sie haben also für die Ernährung der steinzeitlichen Bewohner sicher eine nicht geringe Rolle gespielt.

Römische Eisenzeit[]

Für die Römische Eisenzeit förderten die Ausgrabungen auf der Saalburg bei Homburg v. d. Höhe das wichtige Ergebnis zutage, daß am Fuße des Taunusgebirges schon in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten - die Saalburg war vom 1. bis zum Ende des 3. Jhds. nach Chr. von den Römern besetzt - Pflaumen, Zwetschen, Kirschpflaumen, Süß- und Sauerkirschen, Pfirsiche und Aprikosen, Walnüsse und verschiedene Sorten von Haselnüssen angebaut wurden, und daß schon im römischen Germanien ein reich entwickelter Obstbau bestand.

Der römische Obstbau blieb nicht ohne Einfluß auf die benachbarten Germanenstämme, welche die meisten Obstarten, die sie durch die Römer kennen lernten, bei sich einbürgerten. So führen die Obstarten in den romanischen und germanischen Sprachen fast ausnahmslos Namen, die aus dem Lateinischen entlehnt sind. Und für Früchte, wie Pflaume, Pfirsich, Kirsche, Birne, Keste (d. h. 'Kastanie'), läßt sich aufgrund der Etymologie mit Sicherheit behaupten, daß sie zu der ältesten Schicht lateinischer Lehnwörter gehören und schon in den ersten Jahrhunderten unsrer Zeitrechnung von den Germanen übernommen wurden. Auch Quitte, Maulbeere, Mispel u. a. sind lateinischen Ursprungs.

Die alteinheimischen Namen für die wildwachsenden Obstarten wurden durch die lateinischen Fremdwörter meist verdrängt, weil die römischen Kultursorten von den einheimischen wildwachsenden zu verschieden waren und die letzteren fortan nicht mehr begehrt wurden. Der altgermanische Name des Apfels macht davon eine Ausnahme, da die Germanen schon in vorrömischer Zeit einen einheimischen Kulturapfel kannten, der sich von dem römischen nicht allzu sehr unterschied. Sonst haben sich nur in den Namen Weichsel, Schlehe und Hasel noch altgermanische Benennungen wilder Obstarten erhalten, von denen Schlehe und Hasel noch heute wildwachsende Früchte, der Weichsel außer der heimischen Vogelkirsche (Prunus avium) und Felsenkirsche (Steinweichsel, Prunus mahaleb) jetzt auch die kultivierte Sauerkirsche bezeichnet.

Spätantike / Völkerwanderungszeit[]

Die Nachfolger der Römer als Lehrer des Obstbaus bei den germanischen Völkern waren vor allem die Mönche. Um 500 n. Chr. schrieb der griechische Arzt Anthimus in seinem Werk "De observatione ciborum" über den allgemeinen Verzehr von Obst und „die Verwendung der Früchte: Gut gereifte, süße Pflaumen und hartschalige Pfirsiche, die vollständig am Baum gereift sind, sowie Kirschen und verschiedene Arten von Früchten sind zuträglich, wenn sie am Baum gereift sind. Wenn sie aber unreif gepflückt und nach einigen Tagen weich geworden sind, betrachten wir das als Fäulnis und nicht als Reife. Wenn man nämlich davon isst, entstehen faulige Säfte im Innern...“ [1]

Desweiteren erwähnt er Äpfel, Birnen, Datteln, Feigen, Haselnüsse, Kastanien, Mandeln, Pistazien und Quitten.

Frühmittelalter[]

Spätestens ab dem Frühmittelalter war der Obstgenuss bei den Germanen ebenso allgemein üblich, wie er es bei den Römern gewesen war, und in den Klöstern wie in den Herrenhäusern wurde es frühzeitig üblich, Obst als Nachtisch zu genießen.

Hochmittelalter[]

Neben den Früchten der veredelten Obstbäume wurden das ganze Mittelalter hindurch vom Landvolk auch die wildwachsenden Früchte gesammelt und genossen oder anderweitig verwertet. Holzäpfel wurden als Viehfutter oder zur Mostbereitung verwendet, Holzbirnen wurden entweder in getrocknetem oder gleich den Mispeln in überreifem Zustand gern gegessen. Beerenfrüchte waren als Nachtisch besonders in der Zeit, wo es noch kein anderes Obst gab, ebenso wie heute willkommen, aber eine gartenmäßige Kultur der Beerensträucher kannte das Mittelalter noch nicht.

Kultivierung[]

Zu den ältesten belegten Obstkulturen gehören Äpfel und Birnen. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß auch mit anderen Obstarten bereits in vorgeschichtlicher Zeit einfache Kultivierungsversuche gemacht worden sind (vgl. z. B. 'Wassernuß'); im Allgemeinen aber wurden die Obst- und Beerenfrüchte, deren Reste Forscher in prähistorischen Ansiedlungen finden, eher von wildwachsenden Bäumen und Sträuchern gesammelt. Doch nachdem die Menschen einmal angefangen hatten, Halmfrüchte und andere Pflanzen zu Nährzwecken anzubauen (s. Ackerbau'), lag es nahe, auch die wichtigsten der wildwachsenden Obstarten und Beerenfrüchte durch Kultivierung zu veredeln.

In der Tat wurde eine ganze Anzahl der genannten Früchte im Lauf der Zeiten in Kultur genommen worden; aber in der vorgeschichtlichen Epoche kam noch nicht über die ersten Anfänge des Obstbaus hinaus. Der Grund liegt einmal darin, daß die Obstarten in ihrer Bedeutung als allgemeines Nahrungsmittel sich nicht mit den Getreiden und Gemüsen messen können, darin, daß die Kultur der Obstbäume sehr langwierig ist und erst nach einer Reihe von Jahren den Ertrag der Arbeit bringt. Während verschiedene Arten von Gemüsen zur neolithischen oder mindestens zur Bronzezeit in ganz Mitteleuropa angebaut wurden, sind von Obstbaumzucht in diesen frühen Zeiten nur die ersten Ansätze bemerkbar... Weiterlesen.

Britische Inseln[]

Das Vorkommen wilder Obstbäume auf den Britischen Inseln ist sowohl durch Namen und literarische Belege als auch durch Funde in postglazialen Mooren und Süßwasserablagerungen bezeugt. Von dem Holzapfelbaum (Pirus malus L. silvestris; ags. æppelþorn, die Frucht wudnæppel), dem Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia L.; ags. cwicbéam), der Hundsrose (Rosa canina L.; ags. hévpbrémel, brǣr, die Hagebutte ags. héope) und verschiedenen Beerenarten haben wir nur sprachliche und literarische Zeugnisse. In den Mooren von Crossness in Essex kam aus einer Schicht, die noch unter der römischen liegt, Holz des Birnbaums (Pirus communis L.) zutage.

Die Vogelkirsche (Prunus avium L.) wurde in den Mooren von Hayfield bei Edinburgh sowie auch in denen von Crossness nachgewiesen; die Traubenkirsche (Prunus padus L.) bei Weymouth in Dorset, in Northampton, in Sand le Meer (Yorkshire) und in Hailes bei Edinburgh; die Zwetsche (Prunus domestica L.), die sonst in Nord- und Mitteleuropa prähistorisch nicht bezeugt ist, wurde in der vorrömischen Schicht in den Mooren von Crossness gefunden. Angelsächsische Namen dieser vier Wildobstbäume sind nicht erhalten. Auch die Schlehe (Prunus spinosa L.; ags. sláh, slá, der Strauch ags. sláhþorn) ist verschiedentlich nachgewiesen. Von einer vorgeschichtlichen Kultivierung der Obstbäume auf den Britischen Inseln liegen allerdings keine sicheren Beweise vor... Weiterlesen.

Skandinavien[]

In den nordischen Ländern nahm eine rationelle Obstbaumzucht erst mit der Einführung des Christentums im 11. Jh. und der Gründung von Klöstern ihren Anfang In Dänemark erwarb sich besonders ein französischer Mönch, Wilhelm aus dem Kloster der hl. Genovefa in Paris, der 1165 vom Bischof Absalon ins Land berufen wurde und 1202 auf Seeland starb, große Verdienste um die Entwicklung der Garten- und Obstkultur. Wie eng auch in Norwegen die Einführung des Obstbaus mit der Gründung der Klöster verknüpft war, ergibt sich daraus, daß die ausgedehntesten und schönsten Obstgartens Norwegens sich noch heute an den Stellen finden, wo früher Klöster gestanden haben. Von den Klostergärten aus hat sich der Obstbau wie die Gartenkultur überhaupt allmählich über das Land verbreitet. Auch in den Gesetzen wird der Obstgarten (aldensgarðr) mehrfach erwähnt... Weiterlesen.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Epistula Anthimi ad Theodoricum regem (Fol. 72r-74v) im Lorscher Arzneibuch (Msc.Med.1). Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg (Kaiser-Heinrich-Bibliothek). Medicus Anthimus. Lorsch, Anfang 9. Jahrhundert. Transkription und deutsche Übersetzung von Ulrich Stoll. Stuttgart : Steiner 1992
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